„Kinderfreundliche Kommune“: Kinder- und Jugendbüro will die Jüngsten stärker beteiligen

Maintal – Wie wenig Kinder in politischen Entscheidungen berücksichtigt werden, hat nicht erst Corona gezeigt. Das soll sich zumindest in Maintal ändern. Daher hat die Stadt ein Kinder- und Jugendbüro eingerichtet, dessen Hauptaufgaben darin bestehen, Kinder und Jugendliche stärker zu beteiligen und sich für die Umsetzung der Kinderrechte stark zu machen.
Mit der neu geschaffenen Stelle erfüllt die Stadt zudem ein wichtiges Kriterium für das angestrebte Siegel „Kinderfreundliche Kommune“. Seit 2019 nimmt Maintal an dem Programm von Unicef und dem Deutschen Kinderhilfswerk teil. Dessen Ziel ist es, die UN-Kinderrechtskonvention auf kommunaler Ebene konsequent umzusetzen. Dafür setzt die Stadt einen Aktionsplan um und soll ihre Angebote, Planungen und Strukturen im Sinne der Kinderrechte verbessern. Eine Maßnahme in diesem Plan ist die Einrichtung einer niedrigschwelligen, unkompliziert erreichbaren Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche, die das Kinder- und Jugendbüro in Person von Sara Eckerlin darstellt.
Seit wenigen Monaten verstärkt die junge Erziehungswissenschaftlerin den von Heidrun Barnikol-Veit geleiteten Fachdienst Kinder- und Familienfreundliche Kommune. „Der Einstieg war trotz Lockdown gut“, berichtet die 31-Jährige. Trotz vieler Online-Meetings sei sie gut in dem kleinen, schlagkräftigen Team angekommen. Bevor sie die Stelle im Maintaler Kinder- und Jugendbüro angetreten hat, war Sara Eckerlin in der Erwachsenenbildung tätig, hat einen Master in Erziehungswissenschaften mit den Schwerpunkten Medienpädagogik und lebenslanges Lernen und eine Ausbildung zur Erzieherin absolviert.
„Die Idee des Kinder- und Jugendbüros gibt es schon länger“, berichtet Fachdienstleiterin Barnikol-Veit. „Corona hat unsere Pläne allerdings lange Zeit ausgebremst. Denn zu unseren wichtigsten Kooperationspartnern zählen Schulen und Kitas - und die hatten während der Pandemie andere Sorgen.“
Eine der ersten Aufgaben für Eckerlin war es daher, sich in den Schulen und Kitas vorzustellen, sich mit Jugendzentren und anderen Anlaufstellen zu vernetzen und das Kinder- und Jugendbüro bekannt zu machen. Dabei setzt die Medienpädagogin auch auf die bei ihrer Zielgruppe beliebten Informations- und Kommunikationskanäle wie WhatsApp und Instagram. Dort bereitet sie Themen wie den Umgang mit Fake News und die Kinderrechte teenager-gerecht auf.
„Der Dialog ist ganz wichtig, denn nur so können wir die Wünsche und Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen berücksichtigen“, erklärt Eckerlin. Dies war zwar auch in der Vergangenheit bei einzelnen Projekten gelungen, aber es sei wichtig, die kommunalen Strukturen in Maintal langfristig für eine stärkere Beteiligung von Kindern und Jugendlichen zu öffnen. „Ganz aktuell haben wir uns den Spielplatz Brüder-Grimm-Straße in Dörnigheim vorgenommen, der auf Basis dessen, was Kinder und Jugendliche sich wünschen, für ältere Kinder aufgewertet werden soll“, sagt sie. Ihre Anregungen konnte eine Gruppe des Horts Berliner Straße bei einer gemeinsamen Spielplatzbegehung äußern und in die Planung einbringen. Ein ähnliches Vorgehen ist für den Mehrgenerationenspielplatz geplant, der am Dörnigheimer Mainufer entstehen soll.
Über solche Beteiligungsprojekte hinaus haben Barnikol-Veit und Eckerlin aber noch weitere Ideen, wie Kinder und Jugendliche politisch mitreden können, zum Beispiel in Form eines Kinder- und Jugendgremiums, in dem Klassen- und Schulsprecher ihre Interessen vertreten und Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen - und zwar bei allen Belangen, die sie betreffen. „Das sind nicht nur Spielplätze, wobei wir in Gesprächen mit Kindern immer wieder feststellen, dass hier das Thema Sauberkeit ein ganz wichtiges ist. Aber es geht genauso um die Themen Freizeit und Verkehr“, erklärt Eckerlin. Auch Jugendprojekte wie selbst gestaltete Treffs sind im Entstehen oder in der Planung. „Wichtig ist uns, dass Jugendliche mit eigenen Ideen zu uns kommen und eigeninitiativ mit anpacken“, sagt Eckerlin.
Ihre Aufgabe ist es, die Möglichkeiten bekannt zu machen und in der Verwaltung Strukturen zu schaffen, die Kinder und Jugendliche ähnlich wie erwachsene Bürger beteiligen. Als Beispiel nennt sie die im Sommer durchgeführte Online-Umfrage zur Umgestaltung des Rumpenheimer Wegs in Bischofsheim. „Hier müssen geeignete Verfahren entwickelt werden, um die Wünsche abzufragen“, sagt Eckerlin. Gleiches gilt für die zahlreichen Bauvorhaben, die derzeit in Planung sind.
„Das ist auch eine Frage der Haltung. Viele Fachbereiche haben Kinder und Jugendliche nicht automatisch auf dem Schirm.“ „Kinder sind politisch kompetent“, ergänzt Fachdienstleiterin Barnikol-Veit. „Wir wären schlecht beraten, das nicht aufzugreifen. Denn so platt das klingen mag: Kinder sind nicht nur unsere Zukunft, sie sind Teil unserer Gesellschaft.“
Informationen
Die Sprechstunde des Kinder- und Jugendbüros findet mittwochs von 15 bis 17 Uhr im Rathaus statt. Die Stelle ist unter z 06181 400713 und 0151 75075205, per E-Mail unter kinderbuero@maintal.de und auf Instagram unter Ki.Ju.Buero.Maintal erreichbar.
Von Bettina Merkelbach