Kita-Umzug verzögert sich: Endspurt bei Sanierung des evangelischen Gemeindezentrums Dörnigheim

Pfarrer Eckhardt Sckell steht im Saal des evangelischen Gemeindezentrums in Dörnigheim. Staub liegt in der Luft, es wird gehämmert, Baumaterialien stapeln sich auf dem Boden. „Ich mache zehn Kreuze, wenn wir es geschafft haben. Eher mehr“, sagt er und lacht.
Maintal – Im August 2020 hatte die Sanierung des 1974 errichteten Gebäudes an der Berliner Straße mit ersten Abbrucharbeiten begonnen. Ende März sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Doch auf den letzten Metern läuft nicht alles nach Plan. Der Umzug des Kindergartens ins Hauptgebäude des evangelischen Gemeindezentrums, der bereits am vergangenen Wochenende passieren sollte, musste verschoben werden.
Noch fehlen Kleinigkeiten wie Waschbecken und Türgriffe, auch die Räumlichkeiten für das Personal und die Rampe für den barrierefreien Zugang zum Kindergarten sind noch nicht fertiggestellt. „Bei solch einer großen Baustelle greifen viele Gewerke ineinander. Wenn ein Gewerk stillsteht, geht es nicht weiter“, erklärt Sckell, der seit Baubeginn die Rolle des Kommunikators innehat. Er vermittelt zwischen der evangelischen Gemeinde, Baustellenleitung, Architekten und Handwerkern. Die klingeln auch schon mal am Wochenende an der Tür des Pfarrhauses und fragen nach einer Hebebühne. „Ich wohne eben mittendrin“, sagt er.
Trotz aller Widrigkeiten: Sckell ist zuversichtlich, dass der Umzug der Kita Mitte März über die Bühne gehen kann. Für die Kinder und ihre Erzieher beginnt dann eine neue Ära: Drei neue, helle Gruppenräume für zwei altersgemischte Gruppen und eine Krippengruppe sind im Hauptgebäude entstanden, außerdem Kleingruppen- und Kreativräume. Kein Vergleich zum maroden Hobbytek-Gebäude, in dem die evangelische Kindertagesstätte bislang beheimatet war. Auch das neue Außengelände für die Kinder wird gerade hergerichtet und bepflanzt. Ein Maulbeerbaum und eine Kastanie aus dem alten Kita-Garten werden mit umziehen. Alle anderen Büsche und Bäume wurden gerodet. „Um das Außengelände tut es mir leid. Das war ein Paradies“, sagt Pfarrer Sckell.

Doch die evangelische Gemeinde hatte keine Wahl. Um zumindest den Hauptteil der Sanierung finanzieren zu können, war sie gezwungen, die Fläche zu verkaufen. Hier sollen künftig vier Wohngebäude entstehen.
Für den Verkauf des Grundstücksteils an der Berliner Straße hat die Gemeinde 2,1 Millionen erhalten. „Aber wir haben trotzdem noch eine Riesenlücke“, so Sckell. Manche Schäden seien erst während der Bauphase aufgetaucht, zudem hätten die gestiegenen Preise für Baumaterialien die Sanierungskosten nach oben getrieben. Die komplette Sanierung des Gebäudekomplexes wird etwa drei Millionen Euro verschlingen. Dass der Umbau des markanten Gebäudes ein Mammutprojekt ist, daraus hat die evangelische Kirchengemeinde nie einen Hehl gemacht. Dach, Technik und Heizungsanlage waren veraltet, einige Fenster stammten noch aus dem Baujahr. „Es war ganz klar, dass wir das Gebäude ökologisch auf neueren Stand bringen müssen, um mehr Geld für die Gemeindearbeit verwenden zu können“, sagt Sckell. Er hofft, dass sich durch die neue Heizungsanlage mehr als die Hälfte der Heizkosten einsparen lassen.
Auch die fehlende Barrierefreiheit hat bald ein Ende. So mussten Besucher von Veranstaltungen vom EGZ ins Nachbargebäude gehen, um die barrierefreie Toilette zu erreichen, ein Gemeindemitglied musste dafür die Tür auf- und abschließen.
Mit der Frage, ob ein Abriss und anschließender Neubau nicht kostengünstiger gewesen wären, werde die Kirchengemeinde immer wieder konfrontiert. Der Pfarrer antwortet mit einem klaren Nein. „Das Gebäude ist sehr solide und für die Ewigkeit gebaut. Und außerdem ist es architektonisch etwas ganz Besonderes und hat einen hohen Wiedererkennungswert.“

Im großen Saal bekommt man schon jetzt einen Eindruck, wie das neue EGZ aussehen wird. Die dunkle Holzbalkendecke ist einer weißen Decke gewichen, neue Fenster mit hellen Scheiben lassen Tageslicht in den Raum. Dort, wo früher Pendelleuchten aus den 70er-Jahren hingen, setzen filigrane, runde Lampen moderne Akzente. Eine alte Chromleuchte hat sich Pfarrer Eckhard Sckell als Erinnerung mit nach Hause genommen, die anderen hat die Gemeinde auf Ebay verkauft. Weil jeder Euro zählt, hat die evangelische Kirchengemeinde auch die Bürger zu Spenden aufgerufen. Mit Erfolg: 60 000 Euro sind bis heute zusammengekommen, 100 000 Euro sind das Ziel. Pfarrer Sckell freut die Spendenbereitschaft. Denn eins ist ihm ganz wichtig: Das neue EGZ wird weiterhin ein Haus für alle sein. „Wir schaffen ein attraktives Gebäude für den ganzen Stadtteil, nicht nur für die Kirchengemeinde.“
Spenden für das EGZ
Wer den Umbau des EGZ und des Evangelischen Kindergartens unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende auf das Konto des Kirchenkreisamts DE62 5065 0023 0000 0503 51 Verwendungszweck: Umbau EGZ Dörnigheim oder Umbau Kindergarten Dörnigheim. Weitere Infos auch auf der Website.
Von Kristina Bräutigam