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Damian Kösters und Friedhelm Duch diskutieren über Finanzierbarkeit des Maintalbads

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Wird das neue Maintalbad zu teuer oder nicht? Damian Kösters und Friedhelm Duch diskutieren, ob die Online-Petition mit ihrer Kritik Recht hat.
Wird das neue Maintalbad zu teuer oder nicht? Damian Kösters und Friedhelm Duch diskutieren, ob die Online-Petition mit ihrer Kritik Recht hat. © BETTINA MERKELBACH

Über 550 Unterzeichner zählt die Online-Petition, die Damian Kösters Ende Dezember gestartet hat. Seine Kritik: Das neue Maintalbad wird, so wie es jetzt geplant ist, zu luxuriös und zu teuer. Ein kleineres Bad würde allerdings auf die Länge der Abschreibungszeit nur 150 000 Euro jährlich sparen, rechnete daraufhin Friedhelm Duch, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Maintaler Grünen, vor. Wir haben mit beiden über die Pläne zum neuen Schwimmbad, die Kostensteigerungen und die öffentliche Debatte darüber gesprochen.

Herr Duch, Sie diskutieren seit einigen Wochen online mit Herrn Kösters über seine Petition. Was genau werfen Sie ihm vor?

DUCH: Mich bringt vor allem der von ihm gewählte Titel des Spaßbads auf die Palme. Bei einem Spaßbad denke ich an ein Schwimmbad wie das Miramar, mit entsprechend hohen Eintrittspreisen. Es war und ist in der Stadtverordnetenversammlung aber Konsens: Das wollen wir nicht. Wir wollen ein Schwimmbad, das eine vierköpfige Familie, die im Sommer nicht in Urlaub fährt, mehrmals wöchentlich besuchen kann.

KÖSTERS: Dagegen ist auch nichts einzuwenden. Was mich stört, ist der leichtfertige Umgang mit den enormen Kostensteigerungen. Von 20 auf mittlerweile 38,4 Millionen Euro - und das wurde kaum öffentlich diskutiert. Auch auf die Online-Petition hat außer Ihnen und die WAM keine andere Fraktion reagiert. Das empfinde ich als „lautes Schweigen“.

„Selbst abgespecktes Bad würde 25 Millionen Euro kosten“

Was wäre denn aus Ihrer Sicht eine bedarfsgerechte Alternative?

DUCH: Selbst ein abgespecktes Bad würde uns rund 25 Millionen Euro kosten. Wir sind an einem Punkt, an dem wir grundsätzlich entscheiden müssen: schließen oder neu bauen.

KÖSTERS: Trotzdem muss die Frage erlaubt sein, ob es nicht noch mehr Einsparpotenzial gibt. Dazu müssten die Pläne, die mir ohnehin als sehr monolithisch erscheinen, noch einmal geöffnet werden.

Was kritisieren Sie an den Plänen ganz konkret?

KÖSTERS: Mir fällt negativ auf, dass die Kosten von ursprünglich 20 auf fast 40 Millionen gestiegen sind. Und dass das Energiekonzept für das Schwimmbad ein Jahr nach Beginn des Ukrainekrieges noch nicht an die aktuelle Situation und die Energiekrise angepasst wurde. Auch was die Betriebskosten angeht, gibt es keine durchdachten Szenarien.

DUCH: Das neue Maintalbad wird ja frühestens Mitte 2024 gebaut. Um zu wissen, wie sich die Energiekosten bis dahin entwickeln, müsste man schon in eine Glaskugel schauen können. Deshalb halte ich eine Prognose für die Betriebskosten für schwierig.

Nachrüstbare Attraktionen sollen Badespaß lange erhalten

Halten Sie die rognostizierten Besucherzahlen für realistisch?

DUCH: Auch das ist schwierig vorherzusehen. Keiner kann prognostizieren, wie sich Bäderschließungen im Umfeld, das städtische Wachstum in Maintal oder die geplante Therme in Bad Vilbel auf die Besucherzahlen hier auswirken. Wobei die Anlage eine ganz andere Zielgruppe adressiert. Die beschriebene vierköpfige Familie kann sich einen Besuch in einem solchen wirklichen Freizeitbad nur selten leisten. Unser Ziel ist es, das neue Maintalbad für die nächsten zehn bis 15 Jahre attraktiv zu halten. Aus diesem Grund haben wir beschlossen, nicht alle Attraktionen im ersten Bauabschnitt umzusetzen. Eine zweite Rutsche und der Spraypark sollen erst nach einigen Jahren nachgerüstet werden, um mit diesen neuen Attraktionen für konstant hohe Besucherzahlen zu sorgen

Es sind ja aber genau diese Attraktionen, die aus Sicht der Petitionsunterzeichner das Bad unverhältnismäßig teuer machen.

KÖSTERS: Genau, dass nur solche Ausstattungsmerkmale den Besuch attraktiver machen sollen, halte ich für eine sehr simple Sicht. So eine Rutsche ist eigentlich ein sehr passives Element. Im Gegensatz zum Beispiel zum Familiennachmittag der DLRG. Ein solches und andere regelmäßige Vereins- und Veranstaltungsangebote halte ich für eine belebendere Variante als eine Rutsche.

Kommt die Online-Petition mit dieser Kritik nicht auch einfach rund zwei Jahre zu spät?

KÖSTERS: Sie hat zumindest die Diskussion und die Erklärung zu den Kosten jetzt in Gang gesetzt.

DUCH: Das Interesse an dem Thema war auch vor zwei Jahren schon sehr gering. Die SPD hatte damals zu einer öffentlichen Fraktionssitzung zum Maintalbad eingeladen. Es kamen zwei Gäste. Diese Interessenlosigkeit in der Bürgerschaft halte ich für sehr bedauerlich. Und Ihren Vorwurf, Herr Kösters, Sie wären nicht informiert worden, kann ich nicht nachvollziehen. Es ist alles öffentlich, alle Unterlagen, alle Sitzungen. Ich sehe es als Holschuld der Bürgerschaft, sich zu informieren. Davon abgesehen halte ich eine Online-Petition auch nicht für das beste Mittel der Wahl.

Was wäre aus Ihrer Sicht die bessere Alternative?

KÖSTERS: Viele andere Möglichkeiten gibt es nicht.

DUCH: Es gäbe die Möglichkeit eines Bürgerbegehrens. Das würde uns in die Offensive zwingen. Aber das eigentliche Problem, das ich im Moment sehe, ist, dass im Haushalt derzeit Sanierungskosten für das Dach des Maintalbades stehen, die wir brauchen, wenn wir nichts tun.

„Generationengerechtigkeit“ durch Finanzierung über Kredite

Ist die im Haushalt vorgesehene Grundsteuererhöhung unvermeidbar, wenn wir ein neues Maintalbad wollen?

DUCH: Wir tun immer so, als wären Steuererhöhungen verwerflich. Natürlich sind sie nicht schön. Aber wir haben in Maintal seit acht Jahren den gleichen Hebesatz. Wir haben zwei neue Kitas eröffnet und in der Stadtverwaltung rund 500 Planstellen, deren Gehälter angepasst werden müssen. Und da habe ich ein Problem mit Steuern, die nicht mitwachsen.

Die Online-Petition kritisiert , dass der Neubau Rücklagen aufbraucht. Herr Duch, Sie sprechen sich hingegen für eine Finanzierung solcher Infrastrukturprojekte durch Kredite aus. Warum?

DUCH: Mir will nicht in den Kopf, warum man von den Bürgern mehr Geld verlangen soll, als wir brauchen. Rücklagen sind dafür da, Schwankungen in den nächsten vier bis fünf Jahren auszugleichen. Eine Finanzierung über Kredite hingegen beteiligt im Sinne der Generationengerechtigkeit diejenigen, die die Infrastruktur nutzen, an den Kosten.

Halten Sie der Online-Petition zugute, dass sie diese Diskussion ins Rollen gebracht hat?

DUCH: Definitiv. Wir wünschen uns ja über alle Fraktionen hinweg mehr Beteiligung. Und wenn man das Thema nicht mehr neu befeuert, passiert nichts mehr.

Wie geht es mit der Petition weiter?

KÖSTERS: Die Unterschriften übergebe ich am 8. März an Bürgermeisterin Böttcher.

Sind Sie selbst mit dem Ergebnis zufrieden?

KÖSTERS: Wir haben zumindest wichtige Schritte geschafft: Die Petition hat die Leute aufmerksam und den Vorgang transparenter gemacht. Aber es muss sich noch zeigen, dass es Änderungen an den Neubauplänen gibt und andere städtische Projekte mit mehr Bürgerbeteiligung und Umsicht angegangen werden. Dafür müssen wir Bürger uns aber mit mehr Ausdauer als in der Vergangenheit einbringen.

Das Gespräch führte Bettina Merkelbach

Zu den Personen

Damian Kösters ist 33 Jahre alt und lebt mit seiner Familie in Bischofsheim. Der Physiker ist in der Produktentwicklung tätig, und hat daher Erfahrung darin, Kundenwünsche und Produkteigenschaften zusammenzubringen.

Friedhelm Duch ist 62 Jahre alt und stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen. Er ist Diplom-Sozialpädagoge und -Betriebswirt, Sozial- und Finanzpolitik sind daher seine Schwerpunkte. Er hat zwei erwachsene Söhne und lebt mit seiner Frau in Dörnigheim.  

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