Krippenspiele in Maintal Hochstadt und Bischofsheim

„Es ist dieselbe große, alte Geschichte, die wir jedes Jahr neu erzählen“, stimmt Pfarrerin Annegret Zander die jungen Akteure auf die Probe ein. Es sind weniger Mimen, die in diesem Jahr beim Krippenspiel der evangelischen Gemeinde Hochstadt mitwirken. Einige sind aber auch schon seit Jahren dabei. Wie Maya, die mitspielt, seitdem sie sieben ist.
Maintal - „Ich mag gerne viel Text“, sagt die Zwölfjährige - und ist damit sicher eine Ausnahme unter den Kindern, die an Heiligabend die altbekannten Zeilen oft eher schüchtern in der Kirche rezitieren. Maya übernimmt in diesem Jahr daher auch die zentrale Rolle des Chefengels, der die frohe Botschaft der Geburt Jesu erstmals aus dem Turm heraus verkündet.
„Fürchtet euch nicht!“, ruft sie noch etwas verhalten aus dem Fenster. Bei minus sieben Grad draußen ist Maya froh, dass es im Kirchturm, wenn auch staubig, aber etwas wärmer ist. Sie hat schon einmal die ganze Geschichte erzählt. Seitdem hat sich ihr Text jedes Jahr verkürzt und in diesem Jahr auf die Quintessenz reduziert.
Bischofsheimer Kinderchor führt Musical auf
„Das ist das Wichtigste: Wir sollen uns nicht fürchten“, erklärt Pfarrerin Zander den Kindern und Eltern, die teilweise stellvertetend oder als Souffleure aushelfen. Deshalb sei die Geschichte aktueller denn je. „Wir erinnern daran, dass es an Weihnachten um Jesus geht, und nicht um Geschenke“, sagt Maya, die den Bibelversen selbst als Teenager eine Botschaft abgewinnen kann. Auf den Stufen vor der Kirchentür singt das biblische Personal tapfer zu Zanders Ukulele gegen die Kälte an und freut sich heute sicher über die milderen Temperaturen.
Noch mehr gesungen wird in Bischofsheim. Der Kinderchor führt die Geburt Jesu als Musical auf und hat dafür fleißig geprobt. Noch schnell ein Foto - und dann kann es endlich losgehen. Hirten, Engel, Maria und Josef, die drei Weisen und der helle Stern sind bereit für die letzte Probe vor Heiligabend. Die Kronen sitzen, die Kostüme - Umhänge, Westen und Kleider - passen. Jetzt gehört die konzentrierte Aufmerksamkeit der Kinder der Kantorin Andrea Tetens. „Ist überall Lied eins aufgeschlagen?“, fragt sie, und dann schlägt sie die ersten Töne am Klavier an. Kurzes Einsingen - und schon erklingt es klar und deutlich bis in die letzte Reihe „Lasst uns gehn nach Bethlehem“.
„Fürchtet euch nicht!“, ist die wichtigste Botschaft
Es geht um den letzten Feinschliff am Krippenspiel für den heutigen Gottesdienst. Seit September studieren die beiden Gruppen des Kinderchores der evangelischen Kirchengemeinde Bischofsheim die Lieder ein. Die Sängerinnen und Sänger bringen das Musical „Gott schickt nach Bethlehem ein Kind“ von Simon Pawellek zur Aufführung. „Aus beiden Gruppen des Kinderchors machen alle mit“, freut sich Chorleiterin Tetens. „Jedenfalls alle Kinder, die an Weihnachten in Bischofsheim bleiben.“ Allerdings werden einige nicht mitmachen können, weil sie krank sind. Darunter ist vermutlich auch die Darstellerin der Maria. Kurzfristig ist zur Generalprobe ein Engel im goldenen Kleid eingesprungen.
Maria und Josef machen sich durch den Kirchenraum auf den Weg zur Krippe. Die beiden machen ihre Sache sehr gut und kommen genau zum richtigen Zeitpunkt beim ersten Wirt an. Andrea Tetens hat alles im Blick und hört jede kleine Unstimmigkeit. Sie platziert die Mikrofone noch ein wenig um und bringt sie auf die passende Höhe. Mit der Position der drei Wirte ist sie zufrieden. „Die Krippe mit Maria und Josef soll allerdings zu sehen sein. Ihr Engel rückt ein wenig zusammen“, erinnert Tetens. Die Erzählerin liest die Weihnachtsgeschichte deutlich und flüssig, auch die Hirten mit ihren Schafen und nicht zuletzt die drei Könige, die mit Geschenken dem Stern folgen, haben genau das richtige Timing. Nur der Engel spricht die Verkündigung noch ein wenig zu schnell. „Das ist die wichtigste Stelle“, ermahnt Andrea Tetens und trägt vor: „Fürchtet euch nicht!“
Kinderchor plant 2023 Benefizkonzert
Nach einer knappen Stunde ist die Generalprobe zu Ende. Die kühlen 14 Grad ignorieren die Darsteller. Die Kostüme mit allen Accessoires bleiben in der Kirche. Da kann keine Krone, kein Hut oder Schaf zu Hause vergessen werden. Denn an Heiligabend ist die Aufregung groß, das Lampenfieber steigt bei den fünf- bis zehnjährigen Kindern. Dann ist diese besondere weihnachtliche Stimmung in der Kirche zu spüren. Die Gottesdienstbesucher dürfen sich auf ein wunderbares Krippenspiel freuen.
Nach den Weihnachtsferien starten die jungen Sängerinnen und Sänger ein neues großes Projekt. Unter dem Motto „Kinder singen für Kinder“ gibt der Kinderchor ein Benefizkonzert zugunsten des ambulanten Kinderhospizdienstes Hanau. „Es soll ein Mit-Mach-Konzert werden, zu dem die Familien, die der Verein betreut, eingeladen sind“, sagt Andrea Tetens. Sie wird für den bunten Nachmittag schwungvolle Lieder auswählen, die zum Mitsingen, Klatschen und Mitmachen einladen. Als roten Faden und integrierenden Rahmen des Benefizkonzerts wählte die Kantorin das Thema „Tiere suchen das Glück“.
Es geht um Freundschaft, gemeinsame Erlebnisse, Zusammenhalt und vieles mehr. Die Mitglieder des Jugendchors schreiben eigene Texte, die zwischen den Liedern als verbindende Elemente vorgetragen werden. „Es soll ein tierisches Vergnügen für Jung und Alt werden“, stellt Tetens sich das Mit-Mach-Konzert vor, das am 26. März in und um die evangelische Kirche in Bischofsheim geplant ist. Zudem soll es an diesem Nachmittag ein buntes Rahmenprogramm geben. Maintaler Vereine werden vor Ort sein, es gibt Speisen und Getränke.
Krippenspiele in Hochstadt und Bischofsheim
Das Krippenspiel „Gott schickt nach Bethlehem ein Kind“ findet heute um 15 Uhr in der evangelischen Kirche in Bischofsheim statt. Um 17 Uhr folgt die musikalische Weihnachtsgeschichte „Fragt den Lukas“, die der Jugendchor „Young Voices“ unter der Leitung von Andrea Tetens gestaltet. In Hochstadt führen die Kinder das Krippenspiel um 14.30 Uhr und um 15.30 Uhr im Kirchhof auf. Alle, die das Weihnachtslicht mit nach Hause nehmen möchten, können dazu Kerzen im Glas oder Laternen mitbringen. Auch die Kinder im Publikum können sich als Engel oder Hirten verkleiden.
Von Ulrike Pongratz Und Bettina Merkelbach

