Maintal: Fischsterben gibt Rätsel auf

Zwei Karpfen treiben bäuchlings gegen das östliche Ufer, sie hängen im flachen Wasser fest. Die Verwesungsgase haben die Leiber schon prall werden lassen. „Am vergangenen Sonntag wurden die ersten toten Fische entdeckt“, sagt Johannes von Szczutowski unserer Zeitung. Mittlerweile seien rund eine halbe Tonne verendeter Fische aus dem Surfsee, nahe dem Schwimmbad, herausgekeschert worden.
Maintal – „Das ist für einen See dieser Größe nicht viel, besorgniserregend ist die Situation dennoch“, sagt der Vorsitzende der IG Maintaler Angelvereine, der Vereine aus Maintal, Bad Vilbel und Frankfurt angeschlossen sind.
Verendete Tiere werden in Gießen untersucht
Nachdem Stadt und Angler dem Fischsterben keine konkrete Ursache zuordnen konnten, werden nun verendete Fische vom Fischgesundheitsdienst im Staatlichen Untersuchungsamt in Gießen untersucht. Ein Ergebnis liegt noch nicht vor.
Zurzeit wird der rund drei Hektar große Surfsee, der seinen Namen wegen seiner einstigen Nutzung erhielt und heute ein reines Anglergewässer ist, entschlammt. Drei Jahre hatte die Stadt das Vorhaben im Zuge des Gewässerschutzes geplant. Ein schwimmender Saugbagger fährt hierzu über den See. Der Schlamm, der an einigen Stellen eine Schicht von bis zu zwei Meter haben soll, wird über dicke Rohrleitungen zu einer Anlage auf dem Schwimmbadparkplatz geleitet, die Morast und Wasser trennt, Letzteres wird wieder in den See geleitet. „Wir sind froh, dass das Entschlammen endlich geschieht“, sagt von Szczutowski. Der Braubach, der ebenfalls zum Sanierungsvorhaben zählt, habe kaum noch Fließgeschwindigkeit besessen, sodass der Surfsee wie ein Absetzbecken fungierte.
Nach der Ursache wird noch gesucht
Nach Bekanntwerden des Fischsterbens sei sofort die Ursachenermittlung aufgenommen worden, heißt es auf Anfrage von der Stadt. Im Fokus habe hierbei gleich das Entschlammen gestanden, das jedoch mittlerweile als Ursache von der Wasserbehörde des Kreises und der projektbegleitenden Fischexperten ausgeschlossen werde. Das Rücklaufwasser sei klar und werde täglich untersucht, heißt es. Überdies stelle das Absaugen des Schlamms keine besondere Belastung für die Fische dar, weil „keine Sedimente aufgewirbelt werden“. Allgemein habe der See eine „gute Wasserqualität mit hohem Sauerstoffgehalt“. Laut von Szczutowski ist es das erste Fischsterben im Surfsee, der vor gut 40 Jahren entstand, als Kies für den Bau der A 66 benötigt wurde.
Allerdings hat der Surfsee auch eine Altlastengeschichte. Ob dort einst mit oder ohne Erlaubnis problematischer Abfall ausgekippt worden ist, ist nicht dokumentiert, wohl aber die Folgen eines galvanischen Betriebs im nahen Gewerbegebiet Mitte. Anfang der 1980er Jahre seien Schadstoffbelastungen im Boden und Grundwasser festgestellt worden, berichtet die Stadt. Beide mussten saniert werden. Zudem wurden wohl Giftstoffe in einen verrohrten Graben eingeleitet. „Diese Schadstofffracht hatte sich über den Graben bis zum Surfsee verbreitet und im Schlamm des Gewässers festgesetzt“, heißt es.
Durch Schlammentnahme werden Schadstoffe entfernt
Mit der Schlammentnahme würden nun Schadstoffe aus dem See entfernt. Weder für von Szczutowski noch für Martin Weiß, Gewässerbeauftragter der Stadt Maintal, ergibt sich daraus gleich eine Verbindung zum Fischsterben. „Es ist auffallend, dass von den acht Arten des reichlichen Fischbestands nur zwei betroffen sind, Brassen und Weißfische“, sagt Weiß. „Manchmal kann ein Fischsterben einen banalen Grund haben“, sagt von Szczutowski. Wenn beispielsweise jemand seine heimischen Fische in den See aussetze, könnten Krankheitserreger eingebracht werden, etwa ein für andere Fische tödliches Virus im Koi.
Die gute Nachricht: Nach Angaben der Stadt Maintal sind in den vergangenen Tagen keine weiteren Fische verendet. Die Kadaver, die noch vereinzelt auf dem See oder am Ufer treiben, seien schon älter. Sie würden seitens der Entschlammungsfirma entsorgt.
Von Detlef Sundermann