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„Mein Kind würde ich nicht da drauf setzen“: Toiletten auf Spielplätzen erhitzen Gemüter

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Von: Michael Bellack, Kristina Bräutigam

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Auf dem Flugzeugspielplatz in Bischofsheim steht eine von zwei Komposttoiletten, die in Maintal getestet werden.
Auf dem Flugzeugspielplatz in Bischofsheim steht eine von zwei Komposttoiletten, die in Maintal getestet werden. © Kristina Bräutigam

Komposttoiletten sind nachhaltig und erfüllen ihren Zweck. Doch in Maintal ist eine hitzige Diskussion über die Notdurft auf Spielplätzen entfacht.

Maintal – Um dem Wunsch nach öffentlichen Toiletten nachzukommen, hat die Stadt kürzlich zwei Komposttoiletten auf dem Grimm-Spielplatz in Dörnigheim und dem Flugzeugspielplatz in Bischofsheim aufgestellt. Im Internet ist nun eine rege Diskussion um Sinn oder Unsinn der Toilettenhäuschen entflammt.

„Für sowas sollte man sich schämen“, schreibt ein User in der Facebook-Gruppe Maintal United. „Widerlich“, „peinlich“ oder „ein schlechter Scherz“ lauten andere kritische Kommentare. „Mein Kind würde ich nicht da drauf setzen“, schreibt eine Userin. Aber es gibt auch positive Stimmen: „Es erfüllt seinen Zweck und ist allemal besser, als seine Notdurft in die Büsche zu verrichten. Dass die Toilette sauber bleibt, liegt in den Händen der Benutzer“, so eine andere Stimme. „Immer nur meckern. Wem es nicht passt, der kann ja nach Hause gehen“, kommentiert eine Userin die Empörungsmentalität der Facebook-User.

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Die Stadt hatte in einer Mitteilung erklärt, die Toiletten als kostengünstige Alternative bis Ende Januar kommenden Jahres zu testen. In dieser Zeit möchte man evaluieren, ob und wie das Angebot angenommen wird. Dann soll eine Bilanz gezogen werden.

Kein Wasseranschluss: Nach der Benutzung wird Einstreu in die Toilette gegeben, das Gerüche neutralisiert.
Kein Wasseranschluss: Nach der Benutzung wird Einstreu in die Toilette gegeben, das Gerüche neutralisiert. © Privat

Zumindest die Kosten sprechen eine deutliche Sprache. Wie die Stadt auf Nachfrage unserer Zeitung mitteilt, kosten die zwei Komposttoiletten auf das Jahr hochgerechnet rund 13 000 Euro, inklusive der Wartung und Säuberung, die im Zwei-Wochen-Rhythmus stattfindet. Feste Toilettenanlagen würden dagegen ein Vielfaches kosten. Mindestens 130 000 Euro würden Toiletten mit automatischer Säuberung kosten, hinzu kämen Kosten für den Anschluss an das öffentliche Entwässerungs-, das Strom- und das Wassernetz. Die Wartung sei darin noch gar nicht enthalten. Daran sei die Errichtung fester öffentlicher Toiletten, wie sie seit geraumer Zeit von den Maintaler Bürgern gefordert werden, bisher gescheitert.

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Maintal (Main-Kinzig-Kreis): Komposttoiletten sparen Wasser

Bei den Komposttoiletten müssen im Vergleich zu festen Anlagen allerdings klare Abstriche gemacht werden. Ein großer Kritikpunkt ist für die Bürger, dass in den Toiletten keine Möglichkeit besteht, sich die Hände zu waschen. Gerade mit Blick auf die Corona-Pandemie haben die User Bedenken bezüglich der hygienischen Zustände. „Für die Handhygiene muss jeder Nutzer selbst sorgen, das ist richtig. Aber seit Corona ist das Mitführen von Handdesinfektion für viele ohnehin selbstverständlich“, erklärt die Stadt dazu.

Ein Vorteil der Komposttoiletten sei laut Mitteilung, dass Wasser eingespart werden kann. Nach der Nutzung wird Einstreu in Form von Hobelspänen in die Toilette gegeben, das Gerüche bindet und auch die Kompostierung unterstützt. Alle zwei Wochen werden die Toiletten geleert, der Auftrag an die entsprechende Firma sei aber flexibel ausgelegt, sodass auf einen Mehrbedarf auch reagiert werden könne, so die Stadt. Bisher orientiere man sich an Erfahrungswerten aus anderen Städten. Unter anderem wurden auch in Darmstadt und Heidenheim Komposttoiletten auf Spielplätzen aufgestellt.

Mit Grafiken wird die Benutzung erklärt.
Mit Grafiken wird die Benutzung erklärt. © Privat

Maintal (Main-Kinzig-Kreis): Bürger befürchten Vandalismus

Auf Facebook befürchten die Maintaler allerdings Vandalismus, das Toilettenhäuschen auf dem Flugzeugspielplatz in Bischofsheim soll bereits umgefallen sein. Davon sei der Stadt nichts bekannt, dennoch sei die Toilette nun fest im Boden verankert worden.

Die überwiegend negativen Meinungen in den sozialen Medien würden sich nicht mit den Erfahrungen der Stadt decken. Demnach würden die Toiletten durchaus genutzt, die Rückmeldungen seien überwiegend positiv. Außerdem sei schon der Wunsch nach weiteren solcher Anlagen geäußert worden. Ob die Komposttoiletten in Maintal eine Zukunft haben, wird nun die Testphase zeigen. (Michael Bellack Und Kristina Bräutigam)

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