1. Startseite
  2. Region
  3. Main-Kinzig-Kreis
  4. Maintal

„Es hat sich alles gelohnt“ - So geht es der schwer verletzten Hündin Dschutti heute

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

Auf der A4 ist eine Familie auf dem Heimweg nach Maintal. Plötzlich kommt es zu einem Unfall. Hündin Dschutti springt aus dem Kofferraum und ist tagelang verschwunden. So geht es ihr heute.

Maintal – Der 30. Dezember ist ein schwieriges Datum für Melanie Anwar. Es ist der Tag, an dem eine furchtbare Tragödie ihren Lauf nahm. Und gleichzeitig ein Wunder passierte. „Dieses Jahr war emotional sehr, sehr schwer für mich. Es wird Zeit für ein neues“, sagt die Bischofsheimerin.

Rückblick: Am 30. Dezember 2021 ist Anwars Sohn mit seiner Freundin im Auto auf dem Heimweg nach Maintal. Auf der A4 bei Bad Hersfeld gerät er auf regennasser Fahrbahn ins Schleudern und kracht in die Leitplanke. Als er die Heckklappe öffnet, um nach den beiden Rhodesian Ridgebacks im Kofferraum zu sehen, springen die beiden Vierbeiner aus dem Auto und rennen in Panik auf die Fahrbahn. „Herr Schröder“, der erst elf Monate alte Hund der Familie, wird von vier Autos überrollt und stirbt, Dschutti flüchtet und ist nicht auffindbar.

Nach drei Tagen und Nächten quälender Ungewissheit dann das Wunder: Ein Autofahrer, der im Stau steht, entdeckt die Hündin in der Mittelleitplanke, mithilfe von Polizei und Feuerwehr kann der schwerst verletzte Vierbeiner schließlich geborgen werden. „Die Bilder bekomme ich nie wieder aus meinem Kopf. Wie Dschutti in der Klinik auf dem Untersuchungstisch lag, das Bein komplett verdreht. Es war ganz schlimm“, sagt Anwar. Erst vergangene Woche habe sie noch einmal Fotos und Videos von der Rettung angeschaut und „Rotz und Wasser geheult“, wie sie selbst sagt.

Ein Herz und eine Seele: Hündin Dschutti (links) mit ihrem neuen Gefährten Alfred, der seit März bei Familie Anwar in Bischofsheim lebt.
Ein Herz und eine Seele: Hündin Dschutti (links) mit ihrem neuen Gefährten Alfred, der seit März bei Familie Anwar in Bischofsheim lebt. © KRISTina Bräutigam/ Feuerwehr Bad Hersfeld/PM

Hündin aus Maintal schwer verletzt: Monate des Hoffens und Bangens

Für die Familie und Dschutti beginnen bange Monate des Hoffens. Die Verletzungen der damals zweieinhalbjährigen Hündin sind so schwer, dass sie siebenmal operiert werden muss. Immer wieder gibt es Komplikationen, weil die zertrümmerten Knochen nicht zusammenwachsen. Zwischenzeitlich droht sogar die Amputation des linken Hinterlaufs. Nicht nur emotional ist das Jahr ein Kraftakt. Etwa 21 000 Euro verschlingt die Behandlung. Knapp 14 000 Euro kommen durch eine Spendenaktion auf der Plattform „Go fund me“ zusammen, für den Rest hat Melanie Anwar einen Kredit aufgenommen.

Doch die Mühen und der lange Leidensweg haben sich gelohnt: Denn heute, knapp ein Jahr nach dem Unfall, kann Dschutti wieder rennen und toben. „Mir wurde dazu geraten, sie einschläfern zu lassen. Sie jetzt zu sehen, wie sie herumrennt, das ist so schön. Es hat sich alles gelohnt“, sagt Melanie Anwar sichtlich ergriffen. Dschuttis bester Freund ist Alfred, der neue Familienhund, der seit März mit im Haus lebt. „Die beiden sind ein Herz und eine Seele. Alfred darf sogar mit Dschutti kuscheln, das durfte nicht mal Herr Schröder“, so Anwar.

Die Hündin kurz nach der Rettung auf der Autobahn. Drei Tage und Nächte war sie verschwunden.
Die Hündin kurz nach der Rettung auf der Autobahn. Drei Tage und Nächte war sie verschwunden. © Privat

Wunderhund aus Maintal könnte im Frühling ersten Wurf bekommen

Einen kleinen Dämpfer bekommt das Hundeglück im September: Eine Woche, nachdem die letzte Platte aus dem linken Hinterlauf entfernt wird, bricht das Bein erneut. Eine neue Platte wird eingesetzt, die nun wahrscheinlich dauerhaft bleibt. „Ein wenig humpeln wird sie wohl immer. Aber sie kann rennen, spielen und ist glücklich. Das ist alles, was zählt“, sagt ihr Frauchen.

Schon vor dem Unfall sei Dschutti sehr anhänglich gewesen. Nun sei die Bindung noch enger. „Dschutti ist unser Seelenhund“, so Anwar.

Heute will die Bischofsheimerin feiern. Nicht nur Dschuttis zweiten Geburtstag, sondern auch den ihres Sohnes und seiner Freundin, die den Unfall ohne Schaden überlebt haben.

Die Familie blickt optimistisch nach vorne. Einen Grund, sich aufs neue Jahr zu freuen, gibt es schon jetzt: Laut der Tierklinik in Frankfurt ist Dschutti endlich fit genug, um trächtig zu werden. Wenn alles klappt, könnte der Wunderhund schon im Frühling seinen ersten Wurf bekommen. (Kristina Bräutigam)

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen und Leser,
wir bitten um Verständnis, dass es im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf unserem Portal unter diesem Artikel keine Kommentarfunktion gibt. Bei einzelnen Themen behält sich die Redaktion vor, die Kommentarmöglichkeiten einzuschränken.
Die Redaktion