Maintal: Stefanie Parczyk ist als Bürgerschaftliche Beauftragte Ansprechpartnerin in der Not

Ob es um finanzielle Notlagen, Papierkrieg mit Behörden oder einfach die Frage geht, an welche Stelle man sich mit seinem Anliegen richten kann: Stefanie Parczyk ist Bürgerschaftliche Beauftragte der Stadt und hilft allen Maintalerinnen und Maintalern, kostenfrei und vertraulich.
Maintal – Sie berät bei persönlichen Problemen, unterstützt bei der Beantragung staatlicher Leistungen und dem Schriftwechsel mit Ämtern. „Raus aus dem Rathaus, rein in die Stadtteile“, ist ihre Devise. Derzeit hat sie eine offene Sprechstunde im Stadtteilzentrum Bischofsheim und freut sich, dass sie ihre Beratung jetzt auch im Familienzentrum Eichenheege anbieten kann. Bei Bedarf macht sie Hausbesuche. Im Rathaus kann man sich trotzdem mit ihr zu einem vereinbarten Termin treffen.
„Das soll ja eine unkomplizierte Sache sein“, beschreibt Stefanie Parczyk ihr niederschwelliges Angebot, das auf großes Interesse stößt. So groß, dass der Haupt- und Finanzausschuss im Juni die Entfristung ihrer ursprünglich auf zwei Jahre befristeten Stelle beschlossen hat. Soll heißen: Stefanie Parczyk hat sich als Teil des Beratungsangebots des Fachdienstes Soziale Dienste etabliert. Und das, obwohl es vielen ihrer Klienten schwerfällt, um Hilfe zu bitten. „Der erste Schritt ist oft schwer“, sagt Stefanie Parczyk. „Zuzugeben, dass man Probleme hat, ist mit Scham behaftet.“
Familien haben die unterschiedlichsten Probleme
Dabei passt sie ihre Vorgehensweise je nach Fall individuell an. „Manchmal bin ich nur Clearingstelle und verweise an Experten, die weiterhelfen können“, erklärt sie. Manchmal begleitet sie Familien aber auch über viele Wochen hinweg und verschafft sich ein Bild der teilweise komplexen Problemlage. Wie etwa bei einer Familie, die sich an sie wendete, weil sie Stromschulden hatte.
„Tatsächlich war dies nur die Spitze des Eisberges, und ich konnte der Familie durch meine Unterstützung bei der Beantragung zahlreicher Sozial- und Hilfeleistungen helfen und habe insgesamt zu 24 Behörden und Unternehmen Kontakt aufgenommen“, erzählt Parczyk.
Parczyk führt die Bürger durch den Dschungel der Bürokratie
Denn der Bürokratiedschungel, dem viele Bürgerinnen und Bürger gegenüberstehen, ist oft immens. Um seine Rechte zu kennen und einzufordern, braucht es Kraft und Ausdauer – die Stefanie Parczyks Klienten meist selbst nicht aufbringen können. „Ich helfe beim Schriftverkehr, formuliere Anschreiben vor, übernehme Telefonate“, legt sie die große Bandbreite ihrer Leistungen dar. „Denn gerade, wenn es um die eigene Existenz geht, ist ein solcher Prozess sehr emotional und belastend. Und ich bin neutral. Ich verschaffe mir in jedem einzelnen Fall einen Überblick, wobei jeder Klient natürlich selbst bestimmt, was er mir gegenüber offenlegt.“
Auch wenn sie für alle Probleme und Anliegen ein offenes Ohr hat, geht es in den „großen“ Fällen meist um die finanzielle Absicherung, darum, dass Familien die Wohnung behalten können, seit Corona auch um Kurzarbeitergeld, drohende Arbeitslosigkeit, wie Kredite trotzdem abgezahlt werden können. „Ich habe versucht, trotz der Kontaktbeschränkungen präsent zu bleiben, aber manche Dinge gehen nicht am Telefon“, sagt sie und freut sich sehr, dass sie die persönliche Beratung wieder aufnehmen kann.
Bürgerschaftliche Beauftragte sieht noch viel Potenzial in ihrer Arbeit
Entstanden ist ihre Stelle auf Initiative der Wahlalternative Maintal WAM. „Ich habe die Stellenausschreibung gelesen und fand die Aufgabe sehr spannend“, erinnert sich die Diplom-Politologin zurück. Stefanie Parczyk ist Maintalerin und in Hochstadt geboren. Für ihr Studium ist sie nach Marburg gezogen und vor zehn Jahren nach Hanau zurückgekommen. „Es ist schön, wieder hier zu sein“, sagt sie. „Es gibt hier viele soziale engagierte Menschen.“ Seit November 2019 ist sie Bürgerschaftliche Beauftragte – und eine Seltenheit in Hessen. „Das ist Pionierarbeit“, sagt die 52-Jährige. „Da steckt noch viel Potenzial drin.“
Seit sie angefangen hat, geht es ihr auch darum, sich in Maintal mit allen Initiativen und Interessensvertretungen zu vernetzen, wie etwa dem neuen Inklusionsbeirat, der entstehen wird. „Die große Frage, die mich antreibt ist: Wie können wir noch bürgerfreundlicher werden?“, fasst Parczyk ihre Ziele zusammen.