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Maintal und Luisant feiern 50 Jahre Städtepartnerschaft

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Zum Jubiläum gab‘s Geschenke: Jean-Claude Colas (von links), Martin Fischer, Christiane Letertre, Frank Robanus, Irene Robert, Monika Böttcher und Luna Besier.
Zum Jubiläum gab‘s Geschenke: Jean-Claude Colas (von links), Martin Fischer, Christiane Letertre, Frank Robanus, Irene Robert, Monika Böttcher und Luna Besier. © Ulrike Pongratz

Mit einem offiziellen Festakt feierten französische Gäste und Freunde aus der Partnerstadt Luisant gemeinsam mit Maintaler Gastfamilien und Bürgern das 50-jährige Jubiläum ihrer Städtefreundschaft in der Albert-Einstein-Schule (AES).

Maintal - Zu diesem öffentlichen Empfang, den der Gospelchor „Good News“ der evangelischen Kirchengemeinde Bischofsheim unter Leitung von Kantorin Andrea Tetens musikalisch begleitete, geladen hatte die Verschwisterungsgemeinschaft Maintal-Luisant. Deren Vorsitzender Frank Robanus freute sich über die rege Teilnahme an der Veranstaltung, die Stadtverordnetenvorsteher Martin Fischer moderierte. Robanus erinnerte in seiner Rede zu „50 Jahre Freundschaft der Herzen“ an die Anfänge, die Höhepunkte und Besonderheiten dieser langjährigen Freundschaft. Eine etwa fünfminütige Präsentation weckte nicht nur persönliche Erinnerungen, sondern machte deutlich, wie im Lauf der Zeit Respekt, Vertrauen und Freundschaften gewachsen sind.

Maintals älteste Städtepartnerschaft wurde 1973 durch Luisants Bürgermeister Raymond Poirer und Philipp Ziegler, damals Bürgermeister in Hochstadt, offiziell besiegelt. Die Idee war von Martine le Comte, einer jungen Französin, angestoßen worden. „Eine mutige Entscheidung“, nannte es Frank Robanus, Bürgermeisterin Monika Böttcher sprach von einer „schwierigen Voraussetzung der Gründung“, da „Ressentiments und persönliche Betroffenheit“ überwogen, die Erinnerungen an den Krieg noch wach waren.

Jumelage wird seit 50 Jahren von Menschen getragen

Von Anfang an bis heute wurde und wird die Städtepartnerschaft von den Menschen in Luisant und Maintal getragen. „Sie lebt von den persönlichen Kontakten und zum Teil langjährigen Freundschaften, weniger von offiziellen Terminen“, sagte Robanus im Gespräch vor dem Festakt. Dennoch sei der in Maintal gegründete Beirat eine wichtige Schnittstelle zu Politik und Verwaltung. Robanus ist seit zehn Jahren Vorsitzender des Partnerschaftsvereins, unermüdlicher Motor der Städtefreundschaft und Organisator vieler Reisen und Veranstaltungen. Er besucht seit 27 Jahren regelmäßig die französische Partnerstadt.

Als er zum ersten Mal als 14-Jähriger im Rahmen eines Schüleraustauschs der AES nach Frankreich reiste, sprach er „keine drei Worte“ französisch. Es funktionierte trotzdem, und inzwischen wechselt der 41-Jährige mühelos zwischen beiden Sprachen. Luisant ist ihm zur zweiten Heimat geworden. Das Besondere an diesem deutsch-französischen Austausch sei, so Robanus, dass die Gäste jeweils bei Familien übernachten. „Das ist ganz anders als Urlaub. Die Gäste nehmen viel mit von der Mentalität und den Gewohnheiten ihrer Gastgeber, oft bleiben Kontakte über Jahre bestehen.“

Fokus liegt auf dem Jugendaustausch

Robanus kann von Austauschschülern erzählen, die sich privat täglich schreiben oder die später beruflich in Frankreich zu tun hatten. Die Verschwisterungsgemeinschaft ist eine rein ehrenamtliche Organisation, die mit viel Enthusiasmus, aber auch mit großem Aufwand die Städtepartnerschaft beseelt und am Laufen hält. Durch die Pandemie ist sie „in ein tiefes Loch gefallen ist, aus dem wir gerade wieder herauskommen“, wie Robanus es formulierte. Sein Fokus liegt dabei auf dem Jugendaustausch, der neu belebt werden soll. Denn auch die deutsch-französischen Freunde haben inzwischen ein hohes Durchschnittsalter.

Im Lauf der Zeit haben sich Traditionen in der Partnerschaft bewährt. Zum Rebenblütenfest in Hochstadt sind Gäste aus Frankreich dabei, die Maintaler reisen im August in die französische Partnerschaft, um dort Spezialitäten aus ihrer Stadt anzubieten. 2015 gestaltete ein deutsch-französisches Team die Seitenmauer der Turngemeinde Dörnigheim als Graffiti-Projekt in Zusammenarbeit mit „Living Walls“ aus Offenbach. Mit Künstlern aus den Partnerstädten wurde der Maintal-Kalender der Bürgerstiftung unter dem Motto „Maintal verbindet“ gestaltet.

Verschwisterung lebt die europäische Verbindung

Das Jubiläumsjahr 2023, in dem sich die Unterzeichnung des Élysée-Vertrags zum 60. Mal jährt, startete mit den gegenseitigen Besuchen städtischer Delegationen zu den Neujahrsempfängen in Maintal und Luisant. Der Festakt in der Aula der AES war der offizielle Höhepunkt des dreitägigen Besuchs von 40 Gästen aus Luisant, die alle privat bei Maintaler Familien unterkamen. Die französischen Freunde wurden am Donnerstagabend herzlich im Rathaus empfangen, besuchten am Freitag den Hessenpark und gestalten einen individuellen Tag mit ihren Gastfamilien.

Jean-Claude Colas brachte in seiner Rede die Freude zum Ausdruck, dass man nun nach drei Jahren mit dem Austausch wieder neu beginne, in einem Kalenderjahr, das einen besonderen Charakter habe. Nach 50 Jahren Verschwisterung seien eine große Anzahl an Familien Freunde geworden. Frank Robanus sagte, dass Menschen, die sich in beiden Städten für die Partnerschaft begeistern und die Gäste zu Hause aufnehmen, die europäische Verbindung leben. Die Partnerschaft lebendig zu halten, läge an allen, und er lade alle ein, sich mit Ideen einzubringen und mitzumachen.

Grenzüberschreitende Freundschaften Schlüssel für Frieden in Europa

„Die jüngste Teilnehmerin ist zehn Jahre alt, die älteste 90, eine Spanne von 80 Jahren, das ist großartig“, freute sich Bürgermeisterin Böttcher über das generationenübergreifende Interesse an der deutsch-französischen Freundschaft. Frankreich und Deutschland seien verlässliche Partner, die eng zusammenarbeiteten. Zu dieser erfolgreichen Aussöhnung hätten auch Städtepartnerschaften beigetragen. „Savoir-vivre trifft hessische Gemütlichkeit“, fasste die Bürgermeisterin das Erfolgsmodell zusammen.

Städtefreundschaften seien ein Symbol dafür, dass im Kleinen beginnen müsse, was im Großen verändert werden solle. Grenzüberschreitende Freundschaften seien der Schlüssel für Frieden in Europa. Als Zeichen der Verbundenheit mit Luisant wurde als Jubiläumsgeschenk eine Bischofsmütze ausgewählt, eine traditionelle Maintaler Apfelsorte. Auch Pflanzpfähle und Spaten wurden überreicht. Gepflanzt wird der Apfelbaum im Oktober, wenn in Luisant die nächste Veranstaltung stattfindet. Die Gäste aus Frankreich überraschten Bürgermeisterin Böttcher mit besonderen Geschenken: Sie bekam eine Wetterfahne mit den Wappen der beiden Partnerstädte und filigranen Friedenstauben.

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