Maintaler Inklusionsbeirat öffnet sein Café

„ Herzlich willkommen, wie schön, dass Sie heute da sind“, begrüßt Teresa Roth die Gäste im Kinder- und Familienzentrum Eichenheege. Als Koordinatorin sorgt sie unter anderem dafür, dass Veranstaltungen wie ein Inklusionscafé in einem guten Rahmen stattfinden können.
Maintal - Karin Müller hatte Gedichte und eine Weihnachtsgeschichte mitgebracht. In einer gemütlichen Runde bei Kaffee und Tee, Lebkuchen und Plätzchen kam man schnell ins Gespräch. Dass Menschen Erfahrungen oder Probleme austauschen, sich kennenlernen und in Kontakt bleiben, ist ein Ziel des Cafés, das der Inklusionsbeirat in Maintal anstrebt.
Die Mitglieder des Inklusionsbeirats wurden erst in diesem Jahr berufen. Das Gremium ist also ganz neu in der Stadt, dementsprechend noch nicht so bekannt und muss seinen Platz im städtischen Gefüge erst noch finden. Der Inklusionsbeirat tagt regelmäßig.
Inklusionsbeirat sucht Mitglieder
Zurzeit gehören dem Gremium sechs Mitglieder an. Bis zu neun dürfen es sein. „Wer sich dafür begeistern kann, bei uns mitzumachen, ist herzlich willkommen“, sagt Ruth Meyer, die Vorsitzende des Beirats. Bewerben kann man sich bei der Stadt Maintal, berufen werden die Mitglieder des Beirats durch den Magistrat. Erste Ansprechpartnerin für den Inklusionsbeirat ist Stefanie Parczyk, die als Bindeglied zwischen Inklusionsbeirat und Stadtverwaltung fungiert. In den Beirat berufen sind für diese Wahlperiode Daniela Ekhart-Tillmanns, Karin Müller, Simone Rohr, Stine Tillmanns und Gudrun Bessert-Reiss.
Der Inklusionsbeirat vertritt die Interessen von Menschen mit Behinderungen und deren Familien und Angehörigen. Der Beirat berät die Organe der Stadt und kann in Angelegenheiten, die Menschen mit Behinderungen betreffen, Stellungnahmen und Vorschläge im Magistrat oder in die Stadtverordnetenversammlung abgeben. Inhaltlich geht es um praktisch alle Lebensbereiche, angefangen von der Kinderbetreuung über inklusive Spiel- und Sportangebote bis hin zu Fragen von Ausbildung und Beruf, Wohnen mit Behinderung oder Kontakt zu Behörden. An Themen mangelt es also nicht und auch nicht an Initiativen, Tatkraft und Energie.
Gremium will sich mit Vereinen vernetzen
Karin Müller beispielsweise ist seit drei Jahren mit dem Rollstuhl unterwegs und in dieser Zeit ein wahre Expertin für Behindertenparkplätze, Gehwege, barrierefreie Zugänge oder Toiletten geworden. „So mancher ausgewiesene Behindertenparkplatz ist für Rollstuhlfahrer schlicht nicht nutzbar“, sagt Müller. Auch zu schmale Gehwege oder hochstehende Platten sind ihr ein Dorn im Auge. Um den Abbau von Barrieren anderen Art geht es Simone Rohr. Sie ist in Kitas und Schulen unterwegs, um hier für das Thema Inklusion zu sensibilisieren.
Stine Tillmanns wiederum macht sich für Piktogramme an Türen stark, die jedes Kind sofort versteht. Ruth Meyer ist es wichtig, dass sich Inklusionssport stärker in den Vereinen etabliert. „In Dörnigheim gibt es eine Kinderturngruppe, aber es könnte noch mehr Angebote geben.“ Man wolle sich mit verschiedenen Akteuren an einen Tisch setzen, um mit Sportvereinen eventuell eine gemeinsame Aktion auf die Beine zu stellen.
Vorsitzende Meyer zufrieden mit Premiere
Zu den vielfältigen Aktivitäten des Inklusionsbeirats gehört das Inklusionscafé. Es ist gedacht als ein offener Raum für Begegnung. Alle Menschen mit und ohne Behinderung sind hierzu eingeladen. Geplant sind zudem kurze Vorträge von Experten wie beispielsweise Markus Behrendt vom Verein Autismus Rhein-Main, der im Rahmen des Inklusionscafés über Autismus aufklären wird.
Wie vielfältig die Behinderungen sind, die eine Teilnahme am öffentlichen Leben erschweren, das wurde deutlich, als die Gäste des ersten Inklusionscafés sich kurz vorstellten. Autismus war ein Thema, Schwerhörigkeit, eingeschränkte Mobilität durch Gehhilfen oder Rollstuhl. Sogar aus Wächtersbach kam ein Gast nach Dörnigheim, um sich über den Aufbau, die ehrenamtliche Tätigkeit und Themen des Inklusionsbeirats zu informieren.
Ruth Meyer zeigte sich über das erste Treffen sehr zufrieden und freut sich auf das nächste: „In diesem Haus hier erlebt man eine schöne Willkommenskultur. Wann immer ich hierherkomme, habe ein Gefühl von Inklusion. Hier wird Inklusion im Herzen getragen und gelebt“, sagt Meyer. Jeden dritten Donnerstag im Monat soll das Inklusionscafé in der Eichenheege 8a stattfinden.
Von Ulrike Pongratz