Maintaler Jugendhäuser brauchen mehr Personal

Die Maintaler Kinder- und Jugendhäuser sehen sich seit Ausklingen der Pandemie immensen Herausforderungen gegenüber: Nach der langen Zeit der Kontaktbeschränkung und Isolation ist der Hunger nach Gemeinschaft bei Kindern und Jugendlichen groß. Gleichzeitig brauchen Einzelne mehr Beratung und Unterstützung, um Versäumnisse in Schule und Ausbildung aufzuholen.
Maintal - Die Pädagogen im Bischofsheimer Kinder- und Jugendhaus sowie im Kinderclub und Bonis Treff in Dörnigheim stehen daher vor einem ständigen Dilemma: Wie gelingt es ihnen, die Angebote und Öffnungszeiten auszuweiten und sich gleichzeitig intensiver um einzelne Jugendliche zu kümmern?
„Gerade die Älteren fragen immer, ob wir länger öffnen können, weil sie jetzt in der kalten Jahreszeit abends nicht wissen, wo sie sonst hin sollen“, berichtet Sebastian Schmidt vom Team des Bischofsheimer Kinder- und Jugendhauses. Platz, um sich zuhause mit mehreren Freunden zu treffen, sei in den oft engen Quartieren nicht. Ohne eigenes Fahrzeug und Führerschein sei es daher kaum möglich, sich in Gruppen zu treffen. „Zusätzlich stehen gerade viele Einzelgespräche zu Themen wie Schule und Ausbildung an, die zusätzlich Personal binden“, sagt Sebastian Schmidt. Einige Jugendliche seien nach Corona in ein Loch gefallen und hätten keine Perspektive auf eine Ausbildung. Selbst die Suche nach Praktikumsplätzen gestalte sich schwierig.
Auch Schulen melden steigenden Bedarf
Doch das sind nicht die einzigen Probleme, bei denen die Sozialpädagogen gefragt sind. Auch die Maintaler Schulen melden einen höheren Bedarf an. An der Albert-Einstein-Schule veranstaltet das Jugendarbeitsteam zum Beispiel regelmäßig Projekttage zum Thema soziales Lernen. Dabei geht es genau um die Themen, die während der zwei Jahre Distanzunterricht zu kurz gekommen sind, die den Kindern und Jugendlichen aber helfen, mit Leistungsdruck und persönlichen Krisen umzugehen. Auch die Erich-Kästner-Schule setzt mit ihrem Programm „Coole Kids“ auf die Kompetenz aus den Kinder- und Jugendhäusern.
„Einerseits sind diese Kooperationen mit den Schulen für uns extrem wichtig. Andererseits stellen uns diese zusätzlichen Aufgaben aber auch vor große personelle Probleme“, erklärt Fachdienstleiterin Lisa Hagedorn den steigenden Personalbedarf.
Jugendarbeit über Maintals Stadtgrenzen hinaus ein großer Erfolg
Deshalb hat der Fachdienst Jugendarbeit zwei weitere halbe Stellen im Haushalt 2023 angefordert. Idealerweise können damit zwei Sozialpädagogen eingestellt werden, einer für Bischofsheim, einer für Dörnigheim. „Wir sind hier in Maintal schon extrem gut aufgestellt. Aber die steigenden Anforderungen erfordern es trotzdem, dass wir aufstocken“, erklärt Lisa Hagedorn.
Die Maintaler Jugendarbeit ist ohnehin eine Erfolgsgeschichte, die weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist. Das Angebot zieht nicht nur Kinder und Jugendliche aus Nachbarkommunen an. Auch Jobinteressenten, Praktikanten und Studierende aus dem gesamten Main-Kinzig-Kreis und Frankfurt kommen auf die Pädagogen in Bischofsheim und Dörnigheim zu. „Und die meisten, die hierher kommen, etwa zum Jahrespraktikum, wollen bleiben“, sagt Lisa Hagedorn – stolz, dass das Team insgesamt über viele Jahre konstant ist.
Mehr Ausflüge und Freizeiten 2023 geplant
Sie fasst die hohe Nachfrage als Kompliment auf. „Das zeugt ja davon, dass die Kinder und Jugendlichen wirklich gerne hier sind. Und genau das ist unser Ziel: eine zweite Familie, ein zweites Zuhause zu sein“, sagt die Fachbereichsleiterin. Die Altersspanne derjenigen, die regelmäßig in den Jugendhäusern sind, reicht von zehn bis 20 Jahre. Die Bandbreite der Themen ist entsprechend groß. Dabei gilt es, Angebote zu schaffen, die genau den Nerv der jeweiligen Zielgruppe treffen. „Wenn das Angebot nicht richtig zugeschnitten ist, kommt keiner. Direkter als in der offenen Jugendarbeit kann Feedback kaum sein“, erklärt Sebastian Schmidt. Auf diese Weise ist beispielsweise ein neuer Mädchentreff entstanden. Das Angebot kommt bestens an: Rund acht bis zehn Mädchen zwischen elf und 15 Jahren kommen regelmäßig zusammen. Sie schätzen den geschützten Rahmen, um altersspezifische Themen zu besprechen, bei denen Jungs nur stören würden. „Häufig sind solche Kleingruppen auch ein Türöffnen für unsere offenen Treffs“, erklärt Sebastian Schmidt.
Aber auch für Jungs soll es weitere Angebote geben, etwa einen „Boys’ Day“, an dem den Jungs Berufsfelder offenstehen, in denen traditionellerweise mehr Frauen als Männer arbeiten. Ideen und Pläne für 2023 gibt es viele. „Wir wollen wieder größere Ausflüge und mehrtägige Freizeiten anbieten“, gibt Lisa Hagedorn einen Ausblick. „Das sind erfahrungsgemäß echte Highlights für die Kinder und Jugendlichen, an die sie sich noch viele Jahre später erinnern.“
Von Bettina Merkelbach
