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Mehr Frauen in die Maintaler Lokalpolitik

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Dank einer bis zum Platz 20 paritätisch besetzten Liste konnten die Maintaler Grünen mit überdurchschnittlich vielen Frauen in die Stadtverordnetenversammlung einziehen.
Dank einer bis zum Platz 20 paritätisch besetzten Liste konnten die Maintaler Grünen mit überdurchschnittlich vielen Frauen in die Stadtverordnetenversammlung einziehen. © BETTINA MERKELBACH

Die Frauenquote in der Maintaler Stadtverordnetenversammlung ist mit nur 24 Prozent die niedrigste im Main-Kinzig-Kreis. Die Fraktionen wollen mit einer neuen Arbeitsgruppe mehr weiblichen Nachwuchs gewinnen.

Maintal – Nur elf von 45 Maintaler Stadtverordneten sind weiblich. Zu Beginn der Legislaturperiode im März 2021 waren es noch 15. Doch seitdem ist für fast jede scheidende Frau ein männlicher Parteikollege in die Stadtverordnetenversammlung nachgerückt. Damit liegt die Frauenquote im Maintaler Parlament bei nur 24 Prozent – und bildet das traurige Schlusslicht aller Kommunen im Main-Kinzig-Kreis. Im Vergleich dazu ist die Stadtverordnetenversammlung bei Spitzenreiter Bad Homburg mit einem Frauenanteil von 51 Prozent mit mehr Frauen als Männern besetzt.

Bürgermeisterin Monika Böttcher (parteilos) führte in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung anlässlich des Frauentages und Equal Pay Days aus, wie wichtig eine stärkere Präsenz von Frauen in politischen Ämtern auf lokaler Ebene ist. Seien es doch die Entscheidungen der Stadtverordneten, die das Leben der Bürgerinnen und Bürger vor Ort unmittelbar betreffen, erklärte Böttcher, die selbst als Bürgermeisterin in Hessen zu einer weiblichen Minderheit gehört. Nur acht Prozent der hessischen Städte und Gemeinden würden von Bürgermeisterinnen geführt, stellte Böttcher in einer Reihe von Studien vor.

Sitzungstermine und öffentlicher Druck schrecken ab

Zu den Hürden, die ein stärkeres politisches Engagement von Frauen erschwerten, gehörten laut Böttcher unter anderem die Sitzungstermine, die häufig abends und am Wochenende stattfinden. Zu diesen Zeiten seien es nämlich in den meisten Familien immer noch Frauen, die sich um Kinder kümmerten. Aber auch der öffentliche Druck, der mit einem politischen Amt zunimmt, und eine harsche Diskussionskultur schreckten Frauen häufig davon ab, sich in einer Partei zu engagieren und für Mandate zu kandidieren.

Laut einer Umfrage des ARD-Politmagazins Report München seien fast 90 Prozent aller weiblichen Bundestagsabgeordneten schon einmal Opfer von Hasskommentaren im Internet geworden – ein Problem, das auch vor den Maintaler Stadtverordneten unabhängig ihres Geschlechts nicht Halt macht. Daher ist ein Workshop zum Thema „Hate Speech“ geplant. Auch eine Arbeitsgruppe, die sich mit dem Umgangston in den Maintaler Gremien und den politischen Abläufen generell beschäftigen soll, wurde eingerichtet. Ziel ist es, mehr junge Menschen und insbesondere Frauen für ein aktives Engagement in der Maintaler Lokalpolitik zu begeistern.

Frauen überwiegen bei Maintaler Grünen

„Man kann aktiv mitgestalten, was hier in der Kommune vor Ort passiert“, macht Katharina Puppe, die seit 2021 für die Grünen in der Maintaler Stavo sitzt, Lust auf lokale Parteiarbeit. Das erste Maintaler Stadtforum sei eine tolle Gelegenheit gewesen, findet sie, die Ergebnisse zu sehen und mit den Bürgerinnen und Bürgern darüber ins Gespräch zu kommen. „Das hat mich stolz gemacht“, sagt Puppe, die auch Mitglied des Bauausschusses ist.

Ihre Fraktion ist die einzige in der Maintaler Stadtverordnetenversammlung, in der der Frauenanteil sogar überwiegt. In allen anderen Fraktionen sind nur wenige, bei der SPD zwei, bei CDU, FDP und WAM je eine, bei AfD und Gemeinsam keine einzige Frau vertreten. Den Grünen ist es bei der Kommunalwahl 2021 gelungen, mit sechs Frauen in die Stavo einzuziehen. „Wir haben die Liste bis etwa Platz 20 paritätisch besetzen können. Sonst hätte das nicht geklappt“, erklärt Fraktionschefin Monika Vogel, die immer noch die „ursprüngliche Mannschaft“ anführt.

Frauen brauchen „Dorf“, um sich politisch zu engagieren

„Wir vertrauen uns gegenseitig und unseren Kompetenzen“, beschreibt Vogel die innerparteiliche Zusammenarbeit. Dies trage dazu bei, dass sich der Zeitaufwand zur Vorbereitung der Gremiensitzungen im Rahmen hält. „Es ist mehr als es aussieht“, fügt Katharina Puppe hinzu, und sieht ihr Ehrenamt als ein Hobby wie jedes andere. „Andere machen Yoga oder gehen ins Fitnessstudio.“

Dass dennoch die Unterstützung von Partner und Familie gefragt ist, haben alle grünen Frauen erlebt. „Es braucht ein Dorf, das einem den Rücken freihält, wenn man sich politisch engagieren will“, sagt Berit Prell. Ohne dass ihre Mutter damals ihre kleinen Kinder betreut hätte, hätte sie den Einstieg in die Lokalpolitik nicht geschafft, ergänzt Monika Vogel, die auf jahrzehntelanges Engagement zurückblicken kann. „Man ist deswegen ja aber keine schlechte Mutter. Dieses Denken, das muss sich ändern“, sagt Parteikollegin Puppe. Gute Erfahrungen haben die Grünen mit Mentoring gemacht: Jedem neuen Stadtverordneten wird ein erfahrener zur Seite gestellt.

Mehr Frauen würden raue Diskussionskultur „kippen“

Dass der Umgangston mitunter ein rauer ist, haben sie auch alle erlebt. „Aber je mehr Frauen wir werden, umso eher gelingt es uns, diese Kultur zu kippen“, hofft Angela Lochmann. „Warum wir das machen? Weil wir sonst von denen regiert werden, die wir nicht wollen“, sagt sie, die zu den Grünen ging, um das demokratische Gegengewicht gegen Parteien wie die AfD zu stärken. „Lokalpolitik ist, was uns täglich betrifft“, stimmt Margarita Duch zu.

„Wir sind zu wenig Frauen“, erklärte auch Sebastian Maier (SPD) in der Stavo und kündigte eine Arbeitsgruppe an, die die Gremienarbeit transparenter und moderner gestalten will, damit sich nicht nur mehr Frauen, sondern generell mehr Bürger in Parteien engagieren.

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