Mitglieder des Bauausschusses erstaunt über voreilige Pläne eines Investors für Bischofsheim

Maintal – „Wir müssen das erst einmal reflektieren. Jetzt muss eine einvernehmliche Lösung mit der Stadt und den Gremien erarbeitet werden“, sagte Christian Bien unserer Zeitung nach der Vorstellung des Projektes im Bauausschuss am Dienstag. Der Mitgeschäftsführer der Iuno GmbH in Freiensteinau (Vogelsbergkreis) und sein Gefolge, unter anderem Architekt Stefan Storch aus Fulda, hatten sich mutmaßlich eine andere Resonanz auf ihnen Vortrag zu einem neuen Wohnquartier im Stadtteil Bischofsheim, im westlichen Eck zwischen Fechenheimer Weg und A 66 erhofft.
Die Mitglieder des Bauausschuss zeigten sich reserviert und betonten ihren Wunsch, dass dort statt Geschossbauten künftig Kleingärten entstehen.
Die Vorstellung sei nicht vom Magistrat auf die Tagesordnung gesetzt worden, erklärte Bürgermeisterin Monika Böttcher (parteilos). Die Iuno habe kurzfristig darum gebeten. Bereits Ende April hatte die Iuno das Vorhaben in einem zweiseitigen Schreiben dem Magistrat grob vorgestellt, ohne jedoch Pläne zu zeigen. Für die meisten Ausschussmitglieder war die Vorstellung zu kurzfristig auf die Tagesordnung gesetzt worden, um sich gründlich mit dem Thema zu beschäftigen, denn es geht der Iuno nicht darum, auf einem Acker ein paar schmucke Reihenhäuser zu bauen. Architekt Storch sprach von einer sinnvollen Erweiterung des Stadtteils. Zur Bebauung der geografischen Käseecke wurden gleich drei Varianten vorgestellt. Allen gemeinsam ist eine Riegelbebauung an der A66 als Lärmschutz, zumeist Geschossbau, und so genannte Wohnhöfe zur gemeinsamen Nutzung.
Zwischen der A66 und der Bebauung soll ein 40 Meter breiter Grünstreifen bleiben, der in einer Variante als „Bürgergarten“ ausgewiesen wird. Über die Stockwerkzahl machte Christian Bien auf Nachfrage dieser Zeitung keine Angaben, ebenso wenig über Wohneinheiten oder Einwohnerzahl. Zur Infrastruktur des Quartiers sollen jedoch laut Plan eine Kita und ein Nahversorger samt Bäcker zählen. Für zu früh hält er eine Aussage darüber, ob die Immobilien verkauft oder vermietet werden. Dies hänge letztlich von der Nutzung und dem von der Stadt beschlossenen Konzept ab.
Nicht nur Angela Lochmann (Grüne) kam die Projektvorstellung viel zu früh. Im Flächennutzungsplan stehe das Dreieck noch als Ackerland. Für eine Änderung fehle die Zustimmung des Regionalverbands und des Regierungspräsidiums Darmstadt, sagte sie. Die Fläche liege beim Planungsverband zur Prüfung, sagte Bürgermeisterin Böttcher auf Anfrage. Wegen Corona-bedingten Verzögerungen werde wohl in diesem Jahr kein Ergebnis mehr zu erwarten sein. Die Fläche stelle ein langfristiges Entwicklungspotenzial dar, so Böttcher.
Statt sich in Details zu den Bauvarianten zu vertiefen, beschäftigten Ausschussmitglied Götz Winter (CDU) andere Fragen. „Erzählen Sie mal was über den Erwerb“, forderte er Bien auf. „Wie kommen Sie auf die Idee, eine landwirtschaftliche Fläche zu bebauen?“ Er selbst, so Winter, „wäre nie darauf gekommen“. Bien erklärte, dass das Projekt aus einem Zufall, während eines Besuchs in Maintal, seinen Anlauf genommen habe. Man habe erst an die Stadt herantreten wollen, nachdem man sich mit den Grundbesitzern geeinigt habe. „Die 19 000 Quadratmeter sind vertraglich gesichert“, so Bien. Auf Nachfrage dieser Zeitung erklärt er: „Wir haben Anfang 2021 einen Kaufvertrag für Teilbereiche, 19 000 Quadratmeter des Gesamtareals, unterzeichnet.“ Ein zweiter Investor, dessen Name Bien nicht nennt, soll die andere Hälfte der rund 46 000 Quadratmeter erworben haben. Bien bestätigte, dass bereits ein artenschutzrechtliches Gutachten in Auftrag gegeben worden sei.
Möglicherweise könnte das Projekt noch neuen Kleingärten zum Opfer fallen. In den vergangenen Monaten hatten die Fraktionen hierzu Anträge eingebracht. Am Dienstagabend auch die WAM. Es bestehe eine hohe Nachfrage, hieß es. Überdies sei wegen der Nähe zur Autobahn eine Wohnbebauung nicht erstrebenswert, so die Begründung der Kleingarten-Befürworter. Mit der Fertigstellung des Riederwaldtunnels wird diese Belastung vermutlich deutlich steigen.
Der Ausschuss konnte sich am Dienstag jedoch einstimmig auf einen Ergänzungsantrag von CDU und Grünen einigen. Demnach soll zunächst das Ergebnis eines früheren Prüfantrags der Grünen Klarheit über Flächen für weitere Kleingärten schaffen. Reicht der Platz nicht, soll das Dreieck am Fechenheimer Weg in „wesentlichen Teilen als Kleingartengebiet ausgewiesen“ werden. Der Magistrat wird beauftragt, einen Bebauungsplan vorzulegen. Am kommenden Montag werden die Stadtverordneten entscheiden.
Von Detlef Sundermann