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Musik prägt den Schulalltag: Bischofsheimer Waldschule als musikalische Grundschule zertifiziert

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Zertifiziert: Projektkoordinatorin Petra Glück und die kommissarische Schulleiterin Anjali Nienhuys setzen auf ein musikalisches Schulkonzept.
Zertifiziert: Projektkoordinatorin Petra Glück und die kommissarische Schulleiterin Anjali Nienhuys setzen auf ein musikalisches Schulkonzept. © BETTINA MERKELBACH

Die Bischofsheimer Waldschule ist eine von 18 neuen musikalischen Grundschulen. in Hessen. Doch das Zertifikat, das Kultusminister Alexander Lorz der kommissarischen Schulleiterin Anjali Nienhuys und der Projektkoordinatorin Petra Glück überreicht hat, bedeutet nicht, dass bei den Kindern einfach mehr Musik auf dem Stundenplan steht.

Maintal – „Wir binden, wo immer dies möglich ist, musikalische Elemente in alle Fächer ein. Auf diese Weise wird die gesamte Schule musikalisiert“, beschreibt Musiklehrerin Glück das Konzept. Das kann mit einer Stomp-Choreografie, einem Bewegungslied als kurze Verschnaufpause oder dem Mathesong „Verliebte Zahlen“ sein, mit dem die Grundschüler beim Zuhören und Singen lernen, welche Zahlenpaare in der Summe zehn ergeben.

Derzeit schränkt Corona die Musizierfreude der Waldschüler und -lehrer allerdings gehörig ein. Singen ist zurzeit schwierig; die Schulgemeinde setzt stattdessen verstärkt auf Tanz und „Bodypercussion“ und hat beispielsweise einen Becher-Stomp komponiert, der sich auch im Homeschooling umsetzen ließ. Zusätzlich hat die Schule alle Klassen mit mobilen USB-Boxen ausgestattet, damit die Kinder Musik zum Tanzen und Bewegen mit auf den Schulhof nehmen können. „Statt des traditionellen Adventssingens haben wir eine Weihnachtshitliste zusammengestellt“, berichtet Petra Glück.

„Wir müssen mit Bedacht und Kreativität schauen, was sich gerade an die aktuelle Pandemiesituation anpassen lässt, und mit kleinen Häppchen am Ball bleiben“, ergänzt Schulleiterin Nienhuys.

Neu ist das Programm der musikalischen Grundschulen nicht. Es wurde 2005 ins Leben gerufen und ist mit mittlerweile 111 hessenweit zertifizierten Schulen das größte Kulturprogramm für Grundschulen. „Bei uns spielt Musik schon immer eine zentrale Rolle. Weil wir unser Profil in diese Richtung weiter stärken wollten, haben wir uns im Schuljahr 2018/2019 für das Programm beworben“, erzählt Petra Glück.

Der Zertifizierung ging eine zweijährige Entwicklungsphase voraus, in der die Lehrerin zur Musikkoordinatorin ausgebildet wurde. Doch bei der Integration und Weiterentwicklung des Programms kann sie auf das gesamte Kollegium bauen. „Die musikalische Grundschule wird von allen Kollegen mitgetragen“, sagt sie. Das beinhaltet zum Beispiel, dass alle Musikprojekte zu Beginn jedes Schuljahres vom gesamten Kollegium beschlossen werden. Dabei kann die Bischofsheimer Grundschule auf einige feste Termine im Schuljahreskalender aufbauen, die seit jeher von Lehrern und Schülern musikalisch gestaltet wurden.

Etwa die Begrüßung der neuen Erstklässler, die Verabschiedung der vierten Klassen, das offene Adventssingen, die Weihnachtsfeier in der Turnhalle – Events, die allerdings derzeit coronabedingt pausieren.

Neu hinzugekommen sind das Regionalkonzert mit weiteren fünf musikalischen Grundschulen aus dem Main-Kinzig-Kreis und ein Konzert des Ensembles „Laterna Musica“, das den Kindern in Form eines Musiktheaters verschiedene Orchesterinstrumente näherbringt.

Außerdem werden die Ferien musikalisch eingeleitet und das Kollegium hat einen eigenen Schulsong ausgewählt. Und schließlich brauchen auch die Lehrkräfte regelmäßig musikalische Auflockerungen, zum Beispiel durch die sogenannten „Erfrischer“: kurze musikalische Einlagen, bei der alle zusammen singen, klatschen, trommeln und sich bewegen.

Aus diesem ganzheitlichen Ansatz, der sich auf den gesamten Schulalltag erstreckt, entsteht ein Gemeinschaftsgefühl, das so nur Musik schaffen kann. „Das Wir-Gefühl über die eigene Klasse hinaus wird gestärkt, aber auch das eigene Selbstbewusstsein“, beschreibt Petra Glück den Gewinn, den jeder einzelne Schüler aus dem Programm zieht.

„Die Kinder merken, sie schaffen etwas im Team, das andere begeistert, auch wenn sie vorher Lampenfieber haben und sich nicht auf die Bühne trauen“, stellt sie fest.

Auch schüchterne Kinder würden mitgezogen. Die Kreativität der Kinder werde gefördert, indem sie eigene Lied- und Textideen umsetzen und vorführen können. „Außerdem tragen Konzerte und der Schulsong dazu bei, dass die Kinder sich mit ihrer Schule stärker identifizieren“, sagt Anjali Nienhuys.

Von Bettina Merkelbach

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