Neuer Anlauf für „Maintal Mitte“: Ideenwettbewerb für Gesamtareal geplant

Bereits seit 2003 befassen sich Stadt und Politik mit dem Areal „Maintal Mitte“ in Dörnigheim. Nun kommt ein weiteres Kapitel hinzu: Durch einen Ideenwettbewerb sollen mindestens vier Entwicklungsvarianten für einen Gesamtentwicklungsplan eingeholt werden. Das hat die Stadtverordnetenversammlung beschlossen. Hintergrund sind die Bemühungen des Magistrats, das Rink- und das Ambrosius-Gelände losgelöst vom Gesamtgebiet von Investoren entwickeln zu lassen.
Maintal – Dieses Vorhaben hatte bereits in einer Sondersitzung des Ausschusses für Bau- und Stadtentwicklung Anfang März keine Mehrheit gefunden. Dabei wollte der Magistrat die für das Gelände geltende Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme aufheben lassen. Dagegen sträubten sich jedoch die Ausschussmitglieder (wir berichteten).
An der Einstellung der Stadtverordneten zum Vorstoß des Magistrats hat sich seitdem nichts geändert. Konsens ist weiterhin, das Gebiet im Gesamten entwickeln zu wollen. Bürgermeisterin Monika Böttcher (parteilos) warb dennoch noch einmal für eine Aufhebung der SEM. Auch eine im Vorfeld der Stavo verschickte Pressemitteilung der Stadt rührte kräftig die Werbetrommel für die Magistratspläne. Darin wurde betont, dass die Eigentümer Rink und Instone – ebenfalls Investor des Real-Geländes in Dörnigheim – bereit seien, die Grundstücke im Sinne des Masterplans „Maintal Mitte“ zu entwickeln. Die Eigentümer besitzen 26 Prozent der Fläche des 18,3 Hektar großen Areals. Viele andere Flächen sind bereits bebaut.
Allerdings scheint es schon bei der Beschlusslage verschiedene Ansichten zu geben. Denn die Stadtverordneten werden nicht müde zu betonen, dass der Masterplan nicht beschlossen, sondern nur zur Kenntnis genommen wurde. Das geht auch aus der entsprechenden Beschlussvorlage der Stavo vom 11. November 2019 hervor. Die Stadt hingegen schrieb auf ihrer Website: „Der Masterplan ‘Maintal Mitte’ wurde am 11.11.2019 durch die Stadtverordnetenversammlung rechtskräftig beschlossen.“ Auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigte die städtische Pressestelle, dass der Masterplan nur zur Kenntnis genommen wurde. Die falsche Information wurde gestern korrigiert.
Auf die Problematik wies auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Sebastian Maier in der Stavo hin. „Das ist der Knackpunkt: Der Beschluss, dass wir ‘Maintal Mitte’ umsetzen wollen, existiert nicht. Sondern ausschließlich, dass wir es zur Kenntnis nehmen wollen.“ Zudem sei laut Maier mit Blick auf die diversen Anträge der Fraktionen davon auszugehen, dass der Masterplan auch keine Zustimmung finden werde. Wie das Gebiet final aussehen werde, könne man daher noch gar nicht wissen. „Wir wissen auch nicht, ob die Grundstückseigentümer mit einer möglichen anderen Planung einverstanden sind und ihre Mitwirkungsbereitschaft auch in Zukunft bestehen bleibt.“
Offene Fragen zur Verkehrsplanung und Infrastruktur seien weiter ungeklärt. Wenn jetzt einzelne Grundstücke mit einzelnen Bebauungsplänen bebaut würden, könnte die Gesamtplanung nicht bedacht werden. Bereits beim Bebauungsplan für die Eichenheege habe man monatelang über Kleinigkeiten diskutiert. Diese Diskussionen zu mehreren einzelnen Arealen will Maier daher vermeiden.
Bürgermeisterin Böttcher erklärte, man habe „nun wirklich genug geplant“. Viele weitere Fragen könne man im Laufe des Verfahrens klären. Investoren würden aufgefordert, Kitas mitzuplanen und auch die Verkehrsstruktur zu beachten. „Es braucht keine neue Gesamtplanung“, erklärte Böttcher. „Was soll dabei Neues entstehen?“
Das sehen die Stadtverordneten jedoch anders, die den Magistrat beauftragt haben, bis Juni dieses Jahres den Ideenwettbewerb zur Gesamtentwicklung von „Maintal Mitte“ einzuleiten. Damit will man laut Vorlage die städtebauliche Qualität sichern und auch Akzeptanz in der Öffentlichkeit schaffen. Mit der Prozessleitung soll die Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen beauftragt werden, mit der die Fraktionen laut Maier bereits erste Gespräche im Vorfeld geführt hatten. Eine unabhängige Fachjury soll dann basierend auf den Ergebnissen eine Empfehlung für den Gesamtplan zur Entwicklung des Gebiets aussprechen.
Von Michael Bellack