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Prozess um „Mord ohne Leiche“: Automechaniker sollte Fahrt nach Maintal vor Ermittlern verheimlichen

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Von: Michael Bellack

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An der Bruno-Deßler-Straße in Maintal wurde der Porsche Cayenne des verschwundenen Alojzij Z gefunden. Unweit davon wurde der Angeklagte Ralf H. am Tag des Verschwindens von einem Mitarbeiter eingesammelt.
An der Bruno-Deßler-Straße in Maintal wurde der Porsche Cayenne des verschwundenen Alojzij Z gefunden. Unweit davon wurde der Angeklagte Ralf H. am Tag des Verschwindens von einem Mitarbeiter eingesammelt. © THorsten BEcker

Zum zweiten Mal sitzt der Automechaniker B. am Dienstagmorgen auf dem Zeugenstuhl im Landgericht Hanau. Und zum zweiten Mal ist seine Aussage durchaus brisant. Denn B., der für den Angeklagten Ralf H. in dessen Werkstatt in Hammersbach gearbeitet hat, erinnert sich an weitere Details des Tages, an dem Alojzij Z. verschwand.

Maintal/Hanau/Hammersbach – Am 21. Januar 2021 hatte B. seinen Chef in Maintal-Bischofsheim eingesammelt. Ganz in der Nähe der Orte, an denen das Handy des verschwundenen Alojzij Z. und auch sein Auto gefunden wurde (siehe Kasten). Wie B. erklärt, habe H., bevor er in Bischofsheim in das Auto gestiegen sei, etwas neben einem Zaun abgelegt. Einen schwarzen Gegenstand habe B. im Außenspiegel wahrgenommen. Was für ein Gegenstand das genau hätte sein können, könne er jedoch nicht sagen. Handelte es sich dabei womöglich um das blutverschmierte Handy von Alojzij Z., das später an der Bruno-Dreßler-Straße von einem Fußgänger gefunden wurde? Das wird die Kammer bewerten müssen. Doch es passt in die Reihe vermeintlicher Zufälle, die rund um den „Mord ohne Leiche“ bisher bekannt wurden. Der Angeklagte habe außerdem Handschuhe dabei gehabt, als er in das Auto gestiegen sei, führt B. weiter aus.

Zudem, daran erinnert sich B. am zweiten Tag seiner Vernehmung, habe ihn H. in der Folgezeit mehrfach angesprochen und ihm gesagt, er solle niemandem erzählen, dass er ihn in Maintal abgeholt hat. Einmal soll H. seinem Angestellten sogar 10 000 Euro geboten haben, damit dieser Stillschweigen bewahrt. Das Geld, erklärt B., habe er nicht angenommen. „Ich wollte in nichts mit hineingezogen werden“, sagt er. Auch habe es ein solches Angebot nie wieder gegeben. Und auf Nachfrage der Vorsitzenden Richterin Susanne Wetzel erklärt B. auch, dass es keine Form von Bedrohung oder Einschüchterung seitens H. gegeben habe. Als kurz nach der Tat die Polizei auf dem Werkstattgelände in Hammersbach vorfährt, habe B. bereits ein ungutes Gefühl beschlichen. „Ich hatte den Verdacht, dass da irgendwas geschehen ist“, sagt er. Später wird der schwarze Porsche Cayenne von Alojzij Z. in Maintal entdeckt. „Ab dann hatte ich Angst“, sagt B. „Vor Herrn H.?“, fragt Wetzel. „Ja“, sagt B. Nach der Arbeit sei er nach Hause gefahren und habe seiner Frau gegenüber erklärt, dass er Bedenken habe, H. könnte etwas mit dem Verschwinden von Z. zu tun haben. Auch habe er darüber nachgedacht, nicht mehr zur Arbeit zu kommen. Gegenüber der Polizei hatte B. nicht erwähnt, dass H. nach seiner Wahrnehmung einen Gegenstand fallen gelassen hat. Wie er sagt, ebenfalls aus Angst vor seinem Chef.

Auch habe H. seinen Angestellten gebeten, bei gemeinsamen Fahrten das Handy in der Werkstatt zu lassen, weil es abgehört werden könnte. Als B. aufgrund mehrerer Nachfragen offenbar das Gefühl beschleicht, es könnte an seinen Aussagen gezweifelt werden, erklärt er, auch kein Problem damit zu haben, sich einem Lügendetektortest zu unterziehen. Staatsanwältin Lisa Pohlmann klärt ihn anschließend aber schnell darüber auf, dass es das in Deutschland nicht gebe.

Ob er noch Probleme zu erwarten habe aufgrund seiner Aussage, fragt B., als er den Zeugenstuhl verlässt. „Ich wüsste nicht, was da sein sollte“, beruhigt ihn Richterin Wetzel. Weitere Probleme könnten aufgrund der neuen Erkenntnisse jedoch auf den Angeklagten zukommen, der die Aussage seines ehemaligen Mitarbeiters aufmerksam verfolgt.

Von Michael Bellack

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