Schüler der Wilhelm-Busch-Schule lernen, sich zu wehren

Am Samstag fand an der Wilhelm-Busch-Schule in Dörnigheim einer von vier Kursen zur Selbstbehauptung für Grundschüler statt. Die Drittklässler, die diesmal an der Reihe waren, absolvierten allerlei Mutproben und Übungen zum Umgang mit Fremden.
Maintal - Trainer Peter Wengler sprach von einem „Rundumpaket für alle“. Es käme in Gefahrensituationen nämlich nicht nur darauf an, laut und wild zu sein. Es kann im Leben auch mal wehtun“, erklärte Wengler den etwa Achtjährigen. Um das zu verdeutlichen, bekamen die Knirpse Schwimmnudeln in die Hand, mit denen sie sich dann von einem Balancierbalken runterstoßen sollten. Die Übung war eine von vielen, die zwischen 10 und 14 Uhr in der Grundschul-Turnhalle auf dem Programm standen. Was von außen nach Spaß aussah – und von den Teilnehmenden auch so aufgenommen wurde – galt letztendlich der Stärkung des Selbstbewusstseins.
„Diejenigen, die Ärger suchen, auf dem Schulhof, oder auch außerhalb der Schule, die suchen sich Schwache, Ängstliche. Die suchen sich Opfer aus und keine Gegner“, sagt Wengler, der seit mehr als zehn Jahren Kurse zur Selbstbehauptung leitet. Es sei durchaus beeindruckend, wenn selbst Erstklässler stark und mutig vor einem stehen und laut „lassen Sie mich los“ brüllen, so der 46-Jährige. „Und so einer kriegt natürlich dementsprechend weniger Ärger.“
Angebot wird begeistert angenommen
Ärger steht in diesem Fall vor allem für Gefahren in Form von Fremden, auf die Kinder bei ihren ersten unbeaufsichtigten Gängen treffen können. Dieser Gedanke veranlasste auch den Förderverein der Wilhelm-Busch-Schule vor vier Jahren dazu, das Konflikttraining für Grundschüler anzubieten. Die Kinder sollen lernen, in Gefahrensituationen richtig zu reagieren, sagt der Vorsitzende Helge Stemmler.
Ein Konzept, das gut ankommt. „Das Angebot wird von den Eltern, vor allem aber von den Kindern immer begeistert angenommen, sodass die Nachfrage immer sehr groß ist“, erklärt Stemmler. Insgesamt 100 Schüler sollen an den Kursen in diesem Jahr teilgenommen haben.
Konflikte mit Fremden trainieren
Neben Schwimmnudelkämpfen trainierten die Kinder dabei auch den direkten Konflikt mit Fremden. Von der direkten Konfrontation, über die Suche nach Hilfe, bis hin zum Tritt gegen das Schienbein wurde alles abgearbeitet. Auf die größte Begeisterung stießen aber die Mutproben, bei denen sich die Drittklässler mal auf, mal unter eine herabfallende Weichbodenmatte legen sollten. „Es ist wichtig, dass die Kinder eine gute Erfahrung in der Gruppe haben, dass die sich was trauen, dass die angefeuert werden“, sagt Kursleiter Wengler. Er lobte aber auch diejenigen, die eine Übung lieber aussetzen wollten, solange sie das klar und deutlich sagten.
Dem Trainer ist nämlich neben der Stärkung des Selbstbewusstseins auch die Impulskontrolle wichtig. „Manche Eltern sagen, ihre Kinder brauchen kein Selbstbehauptungstraining, weil die so laut und wild sind“, sagt er. Laut und wild heiße aber nicht, dass man in den richtigen Momenten das richtige abrufen kann.
Gelerntes in Gefahrensituationen abrufen
Der Kurs habe deshalb für alle etwas zu bieten, „vom ganz ruhigen Mauerblümchen bis zu dem ganz Wilden.“ Dementsprechend agierte auch Wengler je nach Situation mal als Drill-Sergeant, mal als Mutmacher, um seine durchaus hibbeligen Kursteilnehmer bei Laune zu halten. „Ich hab die Erfahrung gemacht, man kann ruhig auch mal laut werden“, sagt er. „Aber wenn ich dann wieder die Stimme runterfahre und die Kinder merken, dass ich denen nicht böse bin, dann nehmen die das einem überhaupt nicht übel.“
Der Kursleiter ist zuversichtlich, dass das Training bei den jungen Teilnehmern hängen bleibt. „Dadurch, dass wir das alles recht lang durchsprechen und auch alles üben, bin ich sicher, können sich viele Kinder daran erinnern, und das auch dementsprechend abrufen in der Gefahren- und Konfliktsituation“, sagt er. Zumindest direkt nach dem Kurs schienen die Drittklässler das Wichtigste noch im Kopf zu haben. „Wenn dich jemand festhält, musst du Hilfe holen“, fasst der neunjährige Luca das Gelernte zusammen.
Von Vincent Büssow