Schwedische Käfer in Maintal: Eckehard Jahr lädt zum Treffen der Buckelvolvo-Fans

Petticoat, Lockenwickler, Elvis, Kalter Krieg und Vietnam – wer sich am kommenden Wochenende angesichts einer Karawane „buckliger“ Oldtimer auf Maintals Straßen plötzlich in die 1950er und 1960er Jahre zurückversetzt fühlt, wird vermutlich Zeuge des Oldtimer-Treffens von Eckehard Jahr. Der 64-jährige Bischofsheimer ist selbst glühender Fan der schwedischen Oldtimer und lädt die deutsche Buckelvolvo-Szene nach Maintal ein.
Maintal – Woher der Buckelvolvo seinen Namen hat, sieht man dem Klassiker sofort an: Kennzeichen seines markanten Designs ist eine durchgängig geschwungene Linie von der Windschutzscheibe bis zum Heck, die einem gerundeten Rücken ähnelt. Die Modelle PV444 und PV544, die von 1947 bis 1965 gebaut wurden, haben Volvo zum Massenhersteller gemacht und prägen das Image der als besonders robust und langlebig geltenden Marke bis heute.
In diese Form und in das, was unter dem Schwedenblech steckt, hat sich Eckehard Jahr, wie er selbst sagt, vor fast 30 Jahren verliebt. „Der Buckelvolvo ist der schwedische VW-Käfer, den fuhr damals fast jeder“, sagt der Oldtimer-Fan. Vor zwölf Jahren hat er das Szenetreffen etabliert, das die Teilnehmenden jedes Jahr im Herbst in eine andere Stadt führt, dieses Jahr nach Maintal.
Oldtimer-Freunde kommen aus ganz Deutschland und der Schweiz
Domizil der rund 40 Gäste, die mit ihren historischen Limousinen aus ganz Deutschland und der Schweiz anrollen, ist das Hotel Michels in Dörnigheim. Von hier aus unternimmt die Gruppe samstags eine Stadtrundfahrt in Frankfurt mit einem Doppeldeckerbus. Geparkt werden die Buckelvolvos währenddessen am Bier-Hannes in Fechenheim.
Im Anschluss fährt die Karawane – dann wieder in den eigenen Fahrzeugen – eine Tour durch Wachenbuchen nach Wilhelmsbad, wo sich die Fahrer das historische Karussell und das Puppenmuseum anschauen. Von dort gehts weiter zum Wartbaum nach Nidderau – einem historischen Aussichtspunkt, der sich hervorragend als Hintergrundmotiv für ein Gruppenbild eignet. Sonntags unternimmt die Gruppe einen Ausflug nach Bad Vilbel und löst sich dann zur Heimreise nach und nach auf.
Volvo läuft seit über 300 000 Kilometern
Die Teilnehmenden, die sich im harten Kern schon seit vielen Jahren kennen, fahren Buckelvolvos aus den Baujahren 1953 bis 1964. Das dunkelblaue Modell von Gastgeber Eckehard Jahr hat 59 Jahre sprichwörtlich auf dem Buckel und über 300 000 Kilometer auf dem Tacho. „Solche Kilometerstände sind bei einem Buckelvolvo keine Seltenheit. Er läuft und läuft und läuft“, lacht Jahr, der allerdings nicht nur ein historisches Schmuckstück in der Garage stehen hat. Zu seinem Fuhrpark zählen auch ein VW-Käfer, der ihm „zugelaufen“ ist, und ein alter Wohnwagen.
Mit dem Gespann bereist der Oldtimer-Fan ganz Europa. Damit er den Wohnwagen besser ziehen kann, hat Jahr seinen Buckelvolvo mit einem leistungsstärkeren Motor ausgestattet – ein ebenso zeitaufwendiges wie erfüllendes Hobby, das sich der Bischofsheimer nach einem Arbeits- und Motorradunfall gesucht hat. Die Liebe zu dem schwedischen Käfer-Pendant hat er bei einem Motorrad-Roadtrip nach Schweden entdeckt. Sie ist – wie das Fahrzeug selbst – bis heute nicht gealtert.
Volvo-Fans freuen sich auf ihr „Familientreffen“
Was ihn aber neben der schwedischen Automobiltechnik mindestens ebenso sehr begeistert, ist das Zusammengehörigkeitsgefühl der Buckelvolvo-Fangemeinde. „Die Szene ist in Deutschland relativ überschaubar“, sagt Eckehard Jahr. Es hätten sich in diesem Jahr pandemiebedingt weniger Gäste angekündigt, auch weil Jahr das Treffen erst relativ kurzfristig realisieren konnte. Die Freude, sich nach langer Zeit endlich wiederzusehen, sei aber riesig. „Das ist wie ein Familientreffen. Unsere Autos sind eigentlich nur noch ein Randthema“, sagt der Gastgeber.
Rund 250 Fahrer gebe es in ganz Deutschland, die sich online, bei Stammtischen und auf der Straße vernetzen, treffen und austauschen. Eine technische Neuheit kann Jahr der Gemeinschaft dann aber doch ankündigen: Sein Auto soll bald mit einer Servolenkung ausgerüstet werden, damit die Lenkmanöver bei den nächsten Fahrten weniger Kraft kosten und der Oldtimer-Fan die Fahrt in seinem „Schweden-Käfer“ noch mehr genießen kann. „Wenn der Motor so vor sich hin surrt, das liebe ich einfach“, sagt Eckehard Jahr.
Von Bettina Merkelbach