Sicherheitsberatung für Senioren: Schlüssel statt Pfefferspray

Maintal. Gab es vor ein paar Jahren in Maintal noch eine Handvoll Sicherheitsberater für Senioren, ist Ursula Pohl heute alleine auf weiter Flur. Dabei ist die Ausbildung zum Sicherheitsberater durch die Polizei auch für jeden persönlich ein Gewinn.
Von Monica Bielesch„Pfefferspray“, betont Ursula Pohl, „ist völlig ungeeignet zur Selbstverteidigung.“ Denn je nachdem wie der Wind steht, kann das im wahrsten Sinne des Wortes ins eigene Auge gehen. „Wenn der Wind ungünstig ist, kriege ich alles selbst ab“, so Pohl.
Bei ihrer Schulung zur Sicherheitsberaterin für Senioren hat sie hingegen ein besseres Mittel zur Selbstverteidigung gelernt. „Mit meinem Schlüsselbund in der Hand, wobei die Schlüsselspitzen zwischen den Fingern rausschauen, kann ich mich besser wehren.“Polizei hat 70 Senioren zu Sicherheitsberatern ausgebildetPohl hat vor 20 Jahren bei der Polizei die Schulung zur Sicherheitsberaterin gemacht. An drei halben Tagen nahm sie damals an einem Seminar der Polizei teil. Aus Maintal waren noch weitere Senioren dabei, wie etwa Günter Maker, Wilhelm Krebs und Wolfgang Holland. Die drei haben mittlerweile entweder altersbedingt oder aus anderen Gründen das Amt niedergelegt. Übriggeblieben ist nur noch Ursula Pohl, die in Maintal Senioren in Sachen Sicherheit berät und unterstützt.
Die Polizei hat in den vergangenen zehn Jahren 70 Senioren zu Sicherheitsberatern ausgebildet, so Hauptkommissar Peter Bender vom zuständigen Polizeiladen Offenbach. „43 davon sind noch aktiv“, so Bender. „Für die Polizei sind diese ehrenamtlichen Sicherheitsberater wichtig, weil sie die Sprache unserer Zielgruppe sprechen.“ Senioren wie Ursula Pohl seien daher wichtige Bindeglieder zwischen Polizei und der älteren Bevölkerung. Und von der Ausbildung hat Pohl auch persönlich viel profitiert. „Als erstes haben wir gelernt, wie wir uns selbst richtig in bestimmten Situationen verhalten“, erinnert sich die Hochstädterin.„Feuer“ statt „Hilfe“ rufenBesonders wichtig sei dabei der psychologische Faktor. Jemand der verängstigt und scheu auf den Boden blicke oder sich verschämt wegducke, signalisiere schon durch diese Körpersprache „Ich bin ein Opfer“, erläutert Pohl, die sich auch im Seniorenbeirat der Stadt sowie beim Heimatmuseum engagiert. Sie rät Senioren daher zu einem selbstbewussten Auftreten. Droht ein Angriff oder Überfall sollte man besser „Feuer“ anstatt „Hilfe“ rufen. „Bei Feueralarm schauen alle Leute sofort hin.“
In einer umfangreichen Mappe habe sie damals von der Polizei das Schulungsmaterial erhalten. Ebenso wurden die Sicherheitsberater über alle kriminellen Tricks aufgeklärt, wie den Enkel- oder Wasser-Trick. „Ein Türspion oder eine Kette vor der Tür sind wichtig.“ Obwohl es so viel Aufklärung gebe, sei sie selbst immer wieder erstaunt, wie viele Senioren weiterhin auf die Tricks der Betrüger reinfallen. Besonders wichtig sei, niemanden Unbekanntes in die Wohnung zu lassen.„Augen aufhalten sollte eigentlich jeder“Im Rahmen ihrer Funktion als Sicherheitsberaterin hat sie schon auf einer Polizeimesse mitgewirkt. Aber auch schon auf Anfrage Vorträge bei Vereinen gehalten. Von Zeit zu Zeit frischt sie ihr Wissen bei Fortbildungsseminaren der Polizei auf. Pohl engagiert sich in dieser Funktion ehrenamtlich. Sie hätte zwar einen Ausweis als Sicherheitsberaterin, aber: „Wenn etwas passiert, müssen wir immer auch die Polizei alarmieren.“
Sie arbeite eng mit Hauptkommissar Stefan Adelmann zusammen, der bei der Polizei für das Projekt „Sicherheitsberater für Senioren“ zuständig ist. Lebenserfahrung, ein gesundes Misstrauen und eine gute Nachbarschaft seien ein gutes Mittel gegen betrügerische Machenschaften, so Pohl. Ihr letzter Ratschlag: „Augen aufhalten sollte eigentlich jeder.“