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So stellt sich die Interessengemeinschaft die Bebauung des Real-Geländes in Maintal vor

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So sieht der Entwurf der Interessengemeinschaft aus: Der Bebauungsplan trägt den Titel „Leben – Wasser“ und zeichnet sich vor allem durch viele grüne Freiflächen und eine sogenannte poröse Bebauung aus.
So sieht der Entwurf der Interessengemeinschaft aus: Der Bebauungsplan trägt den Titel „Leben – Wasser“ und zeichnet sich vor allem durch viele grüne Freiflächen und eine sogenannte poröse Bebauung aus. © Privat

Maintal – Da die bislang vorgestellten Planungen nicht den Vorstellungen der Anwohner entsprechen, ist eine Gruppe engagierter Bürgerinnen und Bürger selbst aktiv geworden: Mithilfe eines Maintaler Architekturbüros hat Reiner Michaelis, geschäftsführender Gesellschafter der Metzgerei Neupert, einen eigenen Bebauungsplan für das „Real-Gelände“ entworfen.

Die Interessengemeinschaft aus Hayriye Rupin, Norbert Nienhaus, Mark Behrend, Reiner Michaelis, Christian Rauh und Florian Vogel sieht sich als Kern vieler Bürgerinnen und Bürger, die sich für ein lebenswertes neues Quartier am Dörnigheimer Ortseingang einsetzen. Daher haben sie ihren Entwurf am vorvergangenen Samstag der Öffentlichkeit präsentiert – und waren vor der positiven Resonanz überrascht. „Vor allem das fachliche Interesse hat uns beeindruckt“, resümiert Florian Vogel.

Auch Bürgermeisterin Monika Böttcher (parteilos) und zwei Stadtverordnete der Wahlalternative Maintal (WAM) ließen sich in die Ideen der Anwohnerinnen und Anwohner einweihen. Klaus Seiberts (WAM) Fazit lautete: „Das ist eine gute Grundlage für die weiteren Planungen.“ Ihm gefällt, schreibt er im Anschluss, dass der Entwurf die Themen ökologisches Bauen, Verkehr, Klima und soziale Infrastruktur ganzheitlich betrachtet und daher zukunftsweisend ist.

Der Bebauungsplan trägt den Titel „Leben – Wasser“ und zeichnet sich vor allem durch viele grüne Freiflächen und eine sogenannte poröse Bebauung, die die Durchlüftung des Quartiers und der dahinterliegenden Gebiete begünstigt, aus.

Die größte Motivation der Interessengemeinschaft war es nämlich, den bislang vorgestellten Entwürfen des Planungsbüros Planquadrat eine klimafreundlichere entgegenzusetzen. Dabei ist vor allem Mark Behrend wichtig: „Der Vergleich zur derzeit vollständig versiegelten Fläche ist aus Klimaperspektive absolut irreführend.“ Denn obwohl alle drei Entwürfe natürlich in puncto Klimaschutz besser abschneiden als die derzeit vollversiegelte Parkplatzfläche, weisen sie laut Gutachten des Instituts für Klima- und Energiekonzepte Schwächen auf. Insbesondere die beiden von Magistrat und Stadtverordnetenversammlung favorisierten Varianten „Landschaftshügel“ und „Schmetterling“ sehen eine relative geschlossene Gebäudereihe entlang der Kennedy- und Kesselstädter Straße vor.

Die Anwohnerinnen und Anwohner befürchten, dass alle dahinterliegenden Gebiete durch diese Barriere nicht mehr ausreichend durchlüftet werden können – ein Nachteil, der vor allem an zunehmend heißen Sommertagen zum Gesundheitsrisiko wird.

Mark Behrend hat selbst Messungen mit einem Hand-Infrarot-Thermometer durchgeführt: „Im Juli bei einer Lufttemperatur von 35 Grad Celsius habe ich im Wohngebiet bis zu 60 Grad, auf dem Spielplatz am Mainufer 80 Grad gemessen.“ Er kritisiert: „Die Riegelbebauung, die derzeit favorisiert wird, wirkt auf das Quartier und bis hin zum Mainufer wie eine thermische Mauer.“

Der Entwurf von Reiner Michaelis hingegen sieht keine geschlossene Wohnbebauung an den Außenkanten des Areals vor. Mehrere Luftschneisen ziehen sich durch das Quartier und erlauben eine Durchlüftung hin zum Mainufer. Einige Wohngebäude sind in Leichtbauweise geplant und durch Wohnhöfe, teilweise im ersten Stock, miteinander verbunden. Ein zentraler Wasserlauf durchzieht das gesamte Quartier und ist Zentrum der öffentlichen Räume der Begegnung, Gemeinschaftsgärten und eines Wasserspielplatzes und mündet in die am Kesselstädter Weg geplanten Kitas. In den Wohngebäuden sind auch Mehrgenerationen-Wohnprojekte vorgesehen. Trotz dieser Luftigkeit erfüllt der Entwurf alle Anforderungen, auf die sich die Stadtverordneten geeinigt hatten, beinhaltet Gewerbeflächen und übertrifft mit 294 geplanten Wohneinheiten sogar die bisherigen Entwürfe bei dieser für den Investor Instone maßgeblichen Kennzahl.

Mit dieser Planung legt die Interessengemeinschaft einen Entwurf vor, der sich ihrer Meinung nach vor allem an den Anforderungen zukünftiger Generationen orientiert. Daher haben sich die Anwohner auch mit dem neu entstehenden Verkehrsaufkommen kritisch auseinandergesetzt.

Verkehrsexperte Christian Rauh hat eigene Berechnungen angestellt und kommt zu der Prognose, dass durch die geplanten Baugebiete – neben dem Real-Gelände bezieht sich der Dörnigheimer auch auf das Bauvorhaben am Alten Kesselstädter Weg, am „Opel-Eck“ und „Maintal Mitte“ – vor allem die Anzahl der Auspendler, die Maintal zum Arbeiten verlassen, zunehmen wird. „Wir sprechen uns daher dafür aus, die Kreuzung Kennedystraße/Kesselstädter Straße in einen Kreisverkehr umzuwandeln und an der Kesselstädter Straße in Richtung Kesselstadt zu verlegen“, sagt Christian Rauh. Ob diese Vorschläge bei den Stadtverordneten auf genauso viel Interesse treffen wie in der Bürgerschaft, lotet die Interessengemeinschaft derzeit aus.

Von Bettina Merkelbach

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