Spendenziel für schwerbehinderte Aylin aus Maintal noch nicht erreicht

Das Schicksal der kleinen Aylin Gümus aus Maintal hat viele Leser bewegt. Im April hatte unsere Zeitung über die Dreijährige berichtet, die an einem seltenen Gendefekt leidet, der zu einer extremen Gewichtszunahme führt. Mehr als 80 Kilo wiegt das Kleinkind, fast sechsmal so viel wie gesunde gleichaltrige Kinder. Auch die Wohnsituation ist für die Familie extrem belastend:
Maintal – Die Eltern und ihre drei Kinder leben in einer Zwei-Zimmer-Wohnung im dritten Stock eines Mehrfamilienhauses, einen Aufzug gibt es nicht. Seit Monaten sucht die Familie nach einer behindertengerechten Vier-Zimmer-Wohnung – ohne Erfolg.
Verein „Hand in Hand“ hatte mehr erhofft
Der Verein „Hand in Hand“ aus Altenstadt startet deshalb eine Spendenaktion zugunsten der Familie. Über unsere Zeitung sucht er außerdem eine behindertengerechte Vier-Zimmer-Wohnung. Heute, knapp acht Wochen später, fällt die Bilanz allerdings ernüchternd aus. Etwa 4 000 Euro hat der Verein bislang an Spenden erhalten. „Verglichen mit früheren Spendenaktionen ist das deutlich weniger“, sagt Sven Schöning, der sich beim Verein „Hand in Hand“ um den Fall Aylin kümmert. Immerhin habe die Leberecht-Stiftung noch eine Spende in Aussicht gestellt. „Aber es ist mühsam“, so Schöning. Er glaubt, dass die gesunkene Spendenbereitschaft mehrere Gründe hat. „Das Thema Ukraine ist sehr präsent. Diese Spenden fehlen uns.“ Hinzu kommen die gestiegenen Preise für Lebensmittel und Energie. „Die Menschen überlegen sich gerade dreimal, ob sie noch Geld über haben“, so Schöning.
Doch es gibt auch Positives zu vermelden: Der befreundete Verein Lalelu aus Bruchköbel hat ein behindertengerechtes Fahrzeug abzugeben. Noch müsse das Auto geschätzt und die Übergabe mit den bisherigen Sponsoren abgeklärt werden. Wenn alles glatt läuft, könne der Verein das Auto übernehmen. Um die Anschaffungskosten von rund 21 500 Euro decken zu können, muss der Verein am Ende etwa 5000 Euro selbst übernehmen. „Auch wir merken ganz extrem, das größere Spenden ausbleiben. Deshalb ist das schon eine Herausforderung, zumal wir auch die Kosten für Aylins Windeln und Spezialnahrung übernehmen“, so Sven Schöning.
Auch Suche nach größerer Wohnung bisher nicht erolgreich
Unterstützung bekommt der Verein von den Maintaler Stadtverordneten Necdet Kalipcioglu (SPD) und Ahmet Cetiner (Die Grünen). Cetiner hatte nach dem Artikel unter dem Hashtag #diekleineaylin“ eine Spendenaktion via Instagram und Facebook gestartet. 10 000 Euro waren das Spendenziel, am Ende kamen 2300 Euro zusammen. „Ich sammle jedes Jahr mit unterschiedlichen Aktionen und Organisationen Spenden aber noch nie habe ich es so schwerfällig empfunden wie im Fall Aylin. Dennoch sehen wir, dass es geht. Schleppend, aber es geht“, so Cetiner, der eigens für die Spendenaktion ein eigenes Logo entworfen hat. Jeder Einzelne könne mithelfen, die Aktion zu unterstützen und Spenden zu sammeln, durch Videos in den sozialen Medien oder Flyer, die in lokalen Geschäften ausgelegt werden, appelliert er. „Es braucht eine kleine Bewegung, bei der viele Menschen im Rahmen ihrer Möglichkeiten mitwirken und die Geschichte von Aylin verbreiten“.
Bei der Suche nach einer größeren Wohnung war bislang alles Trommeln vergeblich. „Da haben wir uns deutlich mehr erhofft“, sagt Necdet Kalipcioglu, der mit der Familie weiterhin in engem Kontakt steht. Auch für die Eltern sei die Situation frustrierend. „Der Frust durch die permanente Überbelastung ist extrem groß.“
Stadtverordneter Ahmet Cetiner (Grüne) will Lokalpolitik in die Pflicht nehmen
Zwar habe Kalipcioglu seine Kontakte zur lokalen Politik spielen lassen, selbst dem Hanauer Oberbürgermeister einen Brief geschrieben, in der Hoffnung, dieser könne bei der Suche nach einer geeigneten Wohnung helfen. Ohne Erfolg. Man kann es drehen und wenden, wie man will. Es gibt zu wenig sozial geförderten Wohnraum in Maintal“, so der SPD-Politiker.
Sein Stadtverordneten-Kollege Ahmet Cetiner ist da weniger versöhnlich. „Ich bin schockiert und entrüstet über die nicht stattfindende Anteilnahme der kommunalen Politik in Maintal im Fall Aylin. Natürlich weiß ich, dass es einen großen Mangel an Wohnungen gibt. Allerdings lasse ich das im Fall der Familie Gümüs nicht gelten. Mir kann niemand aus der Stadtverwaltung sagen, dass es nicht möglich ist, für eine Familie, die starke Unterstützung benötigt, eine größere Wohnung zur Verfügung zu stellen.“ Der Fall zeige außerdem exemplarisch, wie notwendig es ist, dass die Kooperationsparteien endlich grünes Licht für die bereits anstehenden Bauprojekte in Maintal geben, um den Markt perspektivisch zu entlasten. „Alle anstehenden Wohnbauprojekte in allen Stadtteilen beinhalten einen 30-prozentigen Anteil an Sozialwohnungen, die nun endlich durch uns Stadtverordneten freigegeben werden müssen“, so Cetiner.
Weiter Hoffnung auf schnelle Lösung
Um für Familie Gümüs eine schnelle Lösung zu finden, appelliert der Grünen-Politiker deshalb auch an Landrat Thorsten Stolz, aktiv zu werden. „Wenn es in Maintal nicht möglich ist, eine Wohnung zu finden, sollte es in Hanau, Bruchköbel, Erlensee, Nidderau, Langenselbold oder einer der anderen 29 Kommunen aus dem Main-Kinzig-Kreis möglich sein.“
Spendenkonto:
Das Spendenkonto für Aylin lautet: Sparkasse Oberhessen, Konto-Inhaber: Hand-in-Hand e.V., IBAN: DE06 5185 0079 1244 0910 20, Verwendungszweck: Aylin
Kontakt zum Verein „Hand in Hand“ ist möglich über Telefon 06047 986836 oder via Mail an kontakt@hand-in-hand.it.
(Kristina Bräutigam)