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Stadt und Investor laden zum Maintaler Forum ein

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An Ort und Stelle – nämlich im ehemaligen Real-Markt – ist die vielfach kritisierte Veranstaltung geplant. ARCHIV
An Ort und Stelle – nämlich im ehemaligen Real-Markt – ist die vielfach kritisierte Veranstaltung geplant. ARCHIV © PM

Dass die Stadt und der Investor Instone Real Estate gemeinsam am 25. Februar zum ersten Stadtforum einladen, sorgt seit Tagen für hitzige Diskussionen. Vor allem in den Maintaler Facebook-Gruppen wird die Werbekampagne für die Veranstaltung, zu der die Stadt zusammen mit Instone in den ehemaligen Real-Markt in Dörnigheim einlädt, kritisiert.

Maintal - Neben Online-Anzeigen und Plakaten wurde nämlich kürzlich ein großer, achtseitiger Flyer an alle Haushalte verteilt, der die Gemüter nicht nur wegen der Kosten, die mutmaßlich aus der Stadtkasse in die Werbung fließen, erhitzt. Vor allem vor dem Hintergrund der aktuellen Haushaltsdebatte, in deren Rahmen Einsparungen und Kürzungen in zentralen Bereichen wie der Kinderbetreuung diskutiert werden, halten einige Kommentatoren die Kampagne für fragwürdig. Auf Nachfrage des MAINTAL TAGESANZEIGERS erklärt die Stadt jedoch, dass die Kosten die Firma Instone trägt und Maintal sich mit 10 000 Euro aus nicht verausgabten Mitteln für Planungskosten aus dem Jahr 2022 beteiligt.

Doch nicht nur finanziell, auch inhaltlich kritisieren einige Facebook-Nutzer die umfassende Einladung, die einen Überblick über das Programm der Veranstaltung bietet. Und das spart nicht an Attraktionen, sondern reicht vom Kinderprogramm mit Kunstworkshop über einen Impulsvortrag über Maintal in der „Metropolregion Rhein-Main“ von Andrea Jürges vom Deutschen Architekturmuseum und das mit lokaler Politprominenz besetzte Podium bis hin zu hausgemachter Bewirtung und Kinovorführung am Abend.

Gesamte Stadtentwicklung im Blick

Ebenso groß ist der thematische Bogen, den die Veranstaltung schlägt. Das neue Quartier, das am Ortseingang Dörnigheims entstehen soll, und provokativ als „Stadtreparatur“ bezeichnet wird, ist nämlich nur ein Thema von vielen, die die Veranstaltung abdecken will. Auch das Maintalbad, das Mainufer und das geplante Kunstwerk vor der Maintalhalle stehen zur Diskussion. Das Opel-Eck vis-à-vis des Real-Geländes, das ebenfalls zu einem neuen Wohnquartier entwickelt werden soll, wird lediglich als eines der Baugebiete erwähnt, die private Investoren in Maintal entwickeln.

„Beschluss zur und Idee der Veranstaltung ist, die gesamte Stadtentwicklung in Maintal in den Blick zu nehmen und im Rahmen dessen Chancen und Bedarfe eines qualitativen Wachstums zu reflektieren und zu diskutieren. Dabei spielen die Vorhaben am Ortseingang von Dörnigheim eine wichtige Rolle. Denn am Beispiel der Planungen für das Real-Gelände lassen sich die Herausforderungen, Chancen und Themen einer nachhaltigen Stadtentwicklung beispielhaft erläutern und diskutieren. Die Pläne für das Instone-Gelände werden deshalb ausführlich vorgestellt. Ziel der Veranstaltung ist, die Stadtgesellschaft einzubinden in die weitere Entwicklung Maintals“, erklärt die Pressestelle auf Anfrage. „Wir wollen zuhören, uns austauschen und ein Stimmungsbild erheben, das wir in die weitere Stadtentwicklung einfließen lassen.“

Kritik: öffentliche und private Interessen vermischt

In welcher Form das Feedback der Bürger zum aktuellen Planungsstand – zur Debatte stehen zwei Varianten – eingesammelt wird und in den weiteren Planungsentwurf einfließt, ist allerdings ungewiss. Dem Programm und den Kommentaren einiger Stadtverordneter und aus dem Bürgerkreis Real-Gelände ist zu entnehmen, dass sich die Gruppen mit Infoständen präsentieren. Impulsvorträge zu den Themen Nachhaltigkeit, Mobilität, Schall/Klima und Energiekonzepte gibt es vom städtischen Fachdienst Umwelt und externen Rednern.

Ein in dem sozialen Netzwerk geäußerter Kritikpunkt ist die Verquickung öffentlicher und privater Interessen, deren Finanzierung nicht transparent gemacht wird. Und zum anderen bemängeln einige Facebook-Nutzer, dass auf der Karte, die in den Mittelseiten des Werbeflyers die Zukunft Maintals abbilden soll, der Stadtteil Wachenbuchen fehlt. Rumpenheim ist dagegen abgebildet, Mühlheim zum Teil auch, was einen Kommentator zur Frage bringt, ob Wachenbuchen eigentlich zu Maintal gehört. Auf Nachfrage erklärt Bürgermeisterin Monika Böttcher, dass die angesprochenen Themen Wachenbuchen nicht beträfen.

Beschluss zum Bebauungsplan vertagt

Hintergrund der Veranstaltung ist ein Beschluss der Stadtverordnetenversammlung aus dem November 2022. Dieser trug dem Magistrat eigentlich auf, eine Workshop-Reihe zu initiieren, die Bürgern die Beteiligung an den Bebauungsplänen für das Real-Gelände ermöglicht. Konkret fordert der Beschluss Workshops zu den Themen städtische Infrastruktur, Wohnraumentwicklung, Städtebau und Verkehrswende mit den zuständigen Ausschüssen. „Was diese Veranstaltung betrifft, war das von der Stadtverordnetenversammlung so nicht vorgesehen und entschieden“, bringt WAM-Fraktionsmitglied Dieter Winterstein die Kritik auf den Punkt.

Eines ist zumindest nicht mehr zu befürchten, nämlich dass die Veranstaltung die interessierte Bürgerschaft nach Beschluss der Stadtverordneten vor vollendete Tatsachen stellt. Eigentlich stand der Beschluss des konsolidierten Planungsentwurfs für das Real-Gelände nämlich schon auf der Tagesordnung der heutigen Stadtverordnetenversammlung.

Die Meinungen der Bürgerschaft, die das Stadtforum dazu einfangen sollte, wären dann zu spät gekommen. Diese Fehlplanung hat der Bauausschuss durch seine Empfehlung, den Beschluss auf den März und damit nach dem Stadtforum zu vertagen, jedoch am Dienstag korrigiert (wir hatten berichtet). Die Kommentare einiger Stadtverordneter auf Facebook lassen vermuten, dass diese dem Ausschussvotum folgen.

Von Bettina Merkelbach

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