Start-up eröffnet Standort in Maintal: Ihre Idee ist in „Die Höhle der Löwen“ zu sehen

Um Geldbeutel und Nerven ihrer Kunden beim Hausbau zu schonen, setzt ein Start-up auf eine innovative Idee. Sie schaffen es bis in „Die Höhle der Löwen“.
Maintal – Eine graue Halle mitten im Gewerbegebiet Maintal-Ost. Der Ort, an dem Lucas und Gissou Nummer ihre Kunden empfangen, könnte unscheinbarer nicht sein. Doch der Schein trügt. Was hinter der Stahlblechfassade passiert, ist revolutionär: Die Gründer des Start-ups „Grundriss in Lebensgröße“ ermöglichen Bauherren einen Rundgang durchs neue Zuhause – und das, schon bevor der erste Bagger rollt.
Möglich wird dieses Erlebnis durch modernste Technik. Acht Hochleistungsbeamer projizieren den Grundriss des geplanten Hauses oder der geplanten Wohnung im Maßstab 1:1 auf den Boden der Halle, Papp-Möbel und verschiebbare Wände sorgen für ein realistisches Raumgefühl.
Start-Up eröffnet Standort in Maintal: Konzept bei „Höhle der Löwen“ vorgestellt
Wie wichtig das ist, wissen Lars und Gissou Nummer selbst am besten. Das Paar aus München gründet 2017 eine Immobilienfirma und stellt fest: Die meisten Kunden können sich unter Quadratmeterangaben nichts vorstellen. „Man gibt ihnen einen Grundriss auf Papier oder zeigt ihnen ein 3-D-Modell. Aber fast immer fehlte dem Kunden das Gefühl, wie groß der Raum am Ende wirklich ist“, erzählt Gissou Nummer. Einmal fahren sie mit einer Kundin zum Baugrundstück und stecken den Grundriss mit rot-weißem Flatterband ab. Doch auch das ist nicht ideal.
Durch Zufall entdeckt das Paar ein YouTube-Video, in dem ein Bauträger einem Kunden eine Küche maßstabsgetreu in den Raum projiziert – und ist begeistert. „Wir wussten sofort, das ist die Lösung“, sagt Nummer. Das Paar googelt. Zu gut ist die Idee und fast ein bisschen zu einfach. Doch es gibt nichts Vergleichbares. „Unser Angebot ist europaweit einzigartig“, sagt Lucas Nummer, der wie seine Frau erst 27 Jahre alt ist.
Das Paar setzt alles auf eine Karte, kauft Beamer, engagiert einen befreundeten Veranstaltungstechniker und mietet Anfang Februar eine Halle vor den Toren Münchens an. Mittlerweile ist „Grundriss in Lebensgröße“ auch in Berlin, Stuttgart und Köln vertreten, die Standorte Hamburg und Hannover sollen Ende des Jahres eröffnen, das Projektionszentrum in Wien im Frühjahr 2022. Der Ansturm ist gewaltig, erzählt Gissou Nummer. „Wir wurden förmlich überrannt. Einfach weil es eine krasse Marktlücke ist.“
Start-Up bei „Höhle der Löwen“: Einziger Standort in Hessen ist in Maintal
Seit 8. September ist der Standort Maintal geöffnet. Zuvor seien die Kunden aus Hessen und Ostdeutschland bis nach München gereist. „Jetzt sind wir froh, vor Ort zu sein“, sagt Lucas Nummer. Auch hier sind die Terminbücher voll. Insgesamt 32 Mitarbeiter lassen den Rundgang durchs zukünftige Eigenheim Realität werden, darunter zwei Architekten und ein Küchenplaner.
Vor dem Termin müssen Bauherren der Firma lediglich einen Grundriss des Neubauprojekts als PDF zusenden. Dieser wird von den Grundrissexperten skaliert und später in der Halle im 1:1-Maßstab, also in Originalgröße, auf den Boden übertragen. Beim Rundgang durch die eigenen vier Wände sollen die Kunden nicht nur ein besseres Raumgefühl bekommen, erzählen die beiden Geschäftsführer. Auch Planungsfehler sollen aufgedeckt werden, bevor es zu spät ist. Besonders im Badezimmer würden nach Fertigstellung häufig Mängel festgestellt. „Oft geht die Tür in die falsche Richtung auf und die Abstände im Bad sind zu klein geplant.“

Besonders in den Großstädten entstehen viele Neubauprojekte, in denen an falscher Stelle an Platz gespart werde. Einmal berät Gissou Nummer ein Paar, das eine Wohnung in München kaufen möchte. Der Grundriss wirkt vielversprechend. Doch beim Rundgang in der Halle stellt sich heraus: Das vermeintlich luftig geschnittene Bad ist in Wirklichkeit viel zu klein geplant, die eingezeichnete Badewanne nur 1,20 Meter lang.
Maintal: Gründer wollen Hausbauern Geld und Ärger ersparen – und bei „Höhle der Löwen“ Investoren finden
In den meisten Fällen gehe es allerdings nicht darum, riesige Bausünden aufzudecken. „Wir wollen die Dinge optimieren, die im Alltag stören. Und zwar vor Baubeginn, denn so spart man sich viel Geld und Ärger.“ Manchmal sind es trotzdem mehr als nur Kleinigkeiten, die zum Vorschein kommen. Eine Familie verwirft nach dem Rundgang durch die Halle den Entwurf des Architekten und lässt komplett neu planen. „Die Kunden haben sich bei uns bedankt, weil sie 47 000 Euro gespart haben“, erzählt Gissou Nummer.
Auf Wunsch gibt es den Grundriss in Lebensgröße auch mit Außengelände. So mancher Pool sei nach dem Termin von der Wunschliste gestrichen worden, sagt die 27-Jährige. „Vieles sieht man bei Freunden, in Zeitungen oder wollte es einfach schon immer. Erst durch unsere Visualisierung sehen die Leute, dass die Idee sich im eigenen Zuhause nicht realisieren lässt.“ Die gewünschte Zwei-Meter-Kücheninsel, die in der Realität viel zu wuchtig ist, die Klotür, die gegen das WC stößt: Aha-Effekte erleben die Kunden beim Rundgang durch die Halle immer wieder.
Weitere Infos im Internet.
Start-Up mit Standort in Maintal: Virtueller Rundgang dauert eine Stunde pro Etage
Rund eine Stunde Zeit pro Etage sollten Hausbauer einplanen. Die Kosten beginnen bei 500 Euro. Eine Investition, die sich lohnt, finden Lucas und Gissou Nummer: „Eine neue Immobilie kostet so viel Geld und die meisten Menschen bauen nur einmal im Leben. Da sollte wirklich alles passen.“ 400 Kunden haben seit Februar einen Termin bei „Grundriss in Lebensgröße“ gebucht. In Zukunft dürften das deutlich mehr werden.
Am Montag, 25. Oktober, um 20.15 Uhr ist das Start-up bei der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ auf Vox zu sehen. Ans Ausruhen hatten die Gründer ohnehin nicht gedacht. 2022 wollen Lucas und Gissou Nummer eine Halle in Dubai eröffnen. Kanada und Amerika könnten in naher Zukunft folgen. (Von Kristina Bräutigam)
Maintal plant ein umfassendes Investitionsprogramm für die Infrastruktur der Stadt. In einem Haushaltsentwurf wurden die konkreten Pläne vorgestellt. Die Stadt wolle damit ein „ein starker Impulsgeber für lokale Gewerbetreibende und Unternehmen“ werden.