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Tischtennis-Abteilung des TV Hochstadt hat Personalsorgen

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Reichlich Platz für weitere Mitspieler hätte der TV Hochstadt mittwochabends von 20 bis 22 Uhr in der Trainingshalle. Mitspielen ist einfach und unkompliziert – und macht auf Anhieb richtig viel Spaß. Fotos: Kalle
Reichlich Platz für weitere Mitspieler hätte der TV Hochstadt mittwochabends von 20 bis 22 Uhr in der Trainingshalle. Mitspielen ist einfach und unkompliziert – und macht auf Anhieb richtig viel Spaß. Fotos: Kalle

Maintal. Einmal mehr ist die Turnhalle der Fritz-Schubert-Schule in Hochstadt an einem Mittwochabend kaum gefüllt. Drei Tischtennisplatten stehen da, sieben Sportler machen sich warm. Sie sind ein Großteil der verbliebenen Aktiven der Tischtennis-Abteilung des TV Hochstadt, die händeringend nach Mitgliedern sucht.

Von Michael Bellack

Friedel Nix ist 82 Jahre alt. Das sieht man ihm erstens nicht an und würde es zweitens auch niemals vermuten, wenn man ihn mit dem Schläger an der Tischtennisplatte sieht. Dort bewegt er sich wieselflink und reagiert mitunter geistesgegenwärtig auf den kleinen Ball. „Wenn sie mich noch haben wollen, spiele ich bis ich 90 bin“, kündigt er an. Gut möglich, dass dieser Fall eintreten wird. Denn beim TVH kommt nichts mehr nach. Kein Nachwuchs, kaum neue Spieler.

Kürzlich musste die zweite Mannschaft aufgrund von Spielermangel zurückgezogen werden. „Das kostet zwar Strafe, ist aber sportlich fair den anderen gegenüber“, berichtet Abteilungsleiter Klaus Fischer. Während die Reserve in der 3. Kreisklasse mehr oder weniger in den Niederungen unterwegs war, spielt die erste Mannschaft sportlich in einer anderen Welt. Anfang des Jahres wurde man Ü50-Kreis- und dann auch noch Bezirksmeister, im April kämpft das Team um die Hessenmeisterschaft.

Kern ist seit 1986 zusammenDie Altersklasse zeigt deutlich das Dilemma des TVH auf. Denn der Kern der ersten Mannschaft spielt bereits seit dem Jahr 1986 zusammen. Seitdem ist auch Volker Hartmann dabei: „Als ich herkam, hatten wir vier Mannschaften hier“, erinnert er sich. Geblieben ist nur die erste. Seit über 30 Jahren spielen sie nun zusammen. „Das schweißt zusammen, die Gemeinschaft ist super bei uns“, so Hartmann. Aber auch er stellt sich die Frage: Was kommt danach?

Eine Jugendabteilung gibt es nicht, das sieht beispielsweise bei der TG Dörnigheim und bei den Sportfreunden Bischofsheim anders aus. „Diese Vereine sind einfach bedeutend größer als wir. Sie spielen in der selben Klasse. Also können wir damit auch nicht punkten“, erklärt Hartmann. Die Ansprüche an mögliche neue Spieler sind dabei denkbar gering. „Jeder ist Willkommen. Es reichen Spaß und Motivation“, so laut Fischer die Voraussetzungen. Trainer und Tischtennis-Urgestein Wolfgang Zahn würde sein Wissen gerne weitergeben: „Man kann die Basics aufbauen, dann sein Spiel verbessern. Tischtennis fördert viele Bereiche, nicht nur Athletik und Fitness.“

Flüchtlingsprojekt scheiterte am FahrdienstDie Bemühungen des TVH sind vielfältig. Vor einiger Zeit nahmen Flüchtlinge an einem Training teil und wussten dabei durchaus zu überzeugen. „Da waren welche dabei, die konnten richtig gut spielen“, so Zahn. „Der Sport bietet sich ja auch an, um sich sprachlich weiterzubilden“, merkt er an. Allerdings blieb es bei der einmaligen Aktion, da es an der Organisation für eine Fahrdienst für die Flüchtlinge scheiterte.

Friedel Nix war in den letzten Wochen in der gesamten Hochstädter Nachbarschaft unterwegs und verteilte eifrig Flugblätter in den Briefkästen. Einige Rückmeldungen gab es bereits, zum Training erschien bisher aber keiner der möglichen neuen Spieler.

Neue Mitglieder sind GlücksfallUnd so bleibt es eine Ausnahme und ein Glücksfall, wenn mal ein neuer Aktiver den Weg zum TVH findet. Andreas Heim, mit 28 Jahren jüngster Spieler der Hochstädter, lernte den Verein bei einem Auswärtsspiel kennen. Da sowieso ein Umzug nach Maintal anstand, schloss er sich der Gruppe an. Simone Bibow ist seit zwei Jahren dabei, sie ist die einzige Frau im Team. Das ist aber keine Ausnahme im Tischtennissport. „Viele Vereine haben personelle Probleme, deshalb sind auch gemischte Teams zugelassen“, erzählt Fischer. Bibow gefällt der Sport: „Ich habe vorher noch nie Tischtennis gespielt, es hat mir sofort Spaß gemacht.“ Ihr erstes Punktspiel konnte sie sogar gewinnen.

Beim TVH hofft man, bald wieder neue Mitglieder begrüßen und im Herbst vielleicht sogar wieder eine zweite Mannschaft stellen zu können. Ansonsten baut man weiter auf Friedel Nix und sein Versprechen. Falls er vor seinem 90. Geburtstag nicht mehr benötigt wird, bleibt er dem TVH aber trotzdem treu: „Dann als Maskottchen“, kündigt er an.

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