Überwältigende Hilfsbereitschaft: Spendenaktionen für die Ukraine in Maintal

Maintal – Normalerweise transportiert der Firmen-Lkw von Ralf Fritz schwere Tresore, zum Beispiel zu Bankfilialen. Die jetzige Ladung auf dem 26-Tonner ist wesentlich handlicher, aber für viele Menschen mindestens genauso wertvoll: Tonnenweise Hilfsgüter werden von Maintal in das Grenzgebiet von Polen und der Ukraine gebracht.
Ein Mitarbeiter von Fritz’ Transportfirma engagiert sich ehrenamtlich beim Verein Herzmensch aus Waldaschaff, der einen Hilfstransport für die Menschen aus der Ukraine organisiert. „Eigentlich hat der Verein nur Fahrer gesucht und wollte einen Transporter anmieten“, sagt Fritz. Von einer Autovermietung habe es allerdings nur ein laut Fritz „herzloses Angebot“ gegeben. Schnell war für ihn klar, dass er seinen Firmen-Lkw für den Transport zur Verfügung stellt. „Wir wollten im Rahmen unserer Möglichkeiten alles tun, um zu helfen“, sagt Fritz. Er übernimmt alle Kosten für den Transport wie Dieselkosten und Mautgebühren. Außerdem fahren zwei seiner Mitarbeiter mit. „Die waren schnell gefunden, das ist auch für sie eine Herzensangelegenheit“, so Fritz.
Rund 13 Tonnen an Hilfsgütern kann das Fahrzeug transportieren – die Ladungsmenge war gemeinsam mit der Spendensammlung des Vereins schnell erreicht. Und das innerhalb kürzester Zeit. Nachdem alle organisatorischen Dinge geklärt waren, startete Fritz einen Aufruf in den sozialen Medien und bei Whatsapp unter Freunden und Bekannten. „Auch wenn das jetzt möglicherweise etwas kurzfristig ist. Jeder, der mit einer Sachspende helfen möchte, kann morgen sein Paket bei uns in der Firma abgeben“, schrieb Fritz in seiner Nachricht. Mit dem folgenden Ansturm hatte er dann jedoch nicht gerechnet. „Die Resonanz war gewaltig“, sagt Fritz. Seinen Gemütszustand beschreibt er in drei Worten: „Überrascht, erfreut, geplättet.“

Am gestrigen Donnerstag wurde der Lkw in Hösbach (Bayern) mit allen Hilfsgütern beladen, in der Nacht machten sich dann die Fahrer auf in Richtung Polen. Rund 300 Kilometer vor der Grenze zur Ukraine sollen die Hilfsgüter in einem zentralen Lager an das Polnische Rote Kreuz übergeben werden. Von dort aus werden die zahlreichen Spenden koordiniert und dorthin weitergeleitet, wo sie am dringendsten benötigt werden.
Eine Welle der Hilfsbereitschaft und der Solidarität mit den Menschen in der Ukraine hat auch die Albert-Einstein-Schule erfasst. Über eine Lehrkraft wurde Kontakt zur Maintaler Group aus Bruchköbel hergestellt, die einen großen Hilfskonvoi organisiert (wir berichteten). Schnell entschloss sich die Schule, ebenfalls mitzuhelfen. Schüler aus allen Jahrgangsstufen strömten vor der ersten Stunde, teilweise von ihren Eltern begleitet, schwer bepackt mit Tüten und Paketen in ihre Klassen. In den Klassen wurden die Pakete dann nach den Vorgaben zusammengestellt: Kartons mit den Kategorien „Sattmacher“, „Saubermacher“, „Kinder und Babyartikel“ und „Medikamente“ wurden gepackt.

Ein ukrainischer Schüler aus der fünften Jahrgangsstufe schrieb in der Landessprache auf sein Paket: „Haltet durch, Brüder in der Ukraine. Der Krieg wird nicht ewig dauern.“ Dann wurden die Pakete zum Sammelpunkt im Atrium gebracht, wo die älteren Schüler den jüngeren behilflich waren. Der Berg der Hilfspakete wuchs im Lauf der ersten vier Stunden immer weiter an. Klassen schauten vorbei und staunten über das Ausmaß der Hilfsbereitschaft.
Als um 12 Uhr der Lkw vor der Albert-Einstein-Schule vorfuhr, bildeten sich Ketten aus jungen und älteren Schülern, die die Pakete weiterreichten. Im Innenraum des Fahrzeugs wurden sie entgegengenommen und professionell gestapelt. „Als alles vollbracht war, brandete spontaner Beifall auf“, schreibt die Schule in einer Mitteilung.
Von Michael Bellack