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Uraufführung von Helene Strecks „Judas-Kantate“

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Bei den Proben in der Hochstädter Kirche: Helene Streck, Daria Azov, Momo Yamamoto, Alexander Fijolek und Jeongkon Choi (von links).
Bei den Proben in der Hochstädter Kirche: Helene Streck, Daria Azov, Momo Yamamoto, Alexander Fijolek und Jeongkon Choi (von links). © Ulrike Pongratz

Schon die Proben am vergangenen Samstag in der Hochstädter Kirche waren beeindruckend, die zart-bitteren Akkorde gingen absolut unter die Haut. Diese musikalische Uraufführung sollte man keinesfalls verpassen. Zu erleben ist die „Judas-Kantate“, eine Komposition der jungen Musikerin Helene Streck, am 12. März im Sonntagsgottesdienst. Die Predigt hält Pröpstin Sabine Kropf-Brandau, die Liturgie gestaltet Pfarrerin Annegret Zander. „In Jesus leben, in Jesus sterben“ hat Helene Streck ihre Kantate überschrieben, die sie Judas gewidmet hat.

Maintal - Es ist ein Stück zur Passionszeit, und in der Musik spiegelt sich das menschliche Leiden wider. Kein einfaches Thema also, das Helene Streck in Form einer modern komponierten Kantate an der Figur des Judas musikalisch zum Ausdruck bringt. In der Passionsgeschichte ist es Judas, der das Thema „sich schuldig machen“ und das „Tragen von Schuld“ verkörpert. „Die Judas-Geschichte gehört für mich zu den wenig beachteten Themen. Ich fand Judas schon immer eine interessante Figur“, sagt Helene Streck. Musikalisch interessant, denn der Komponistin geht es um die Frage, welche Akkorde das „Tragen von Schuld“ auf der einen Seite und das Vergeben auf der anderen Seite andeuten oder bekunden. Wie kann ich vergeben, nicht vergessen – diese Frage klingt in der Kantate mit an.

Vorgetragen werden Arie und Rezitativ von Altistin Leonie Hübner und Tenor Jeongkon Choi. Die Sänger werden begleitet von Daria Azov und Momo Yamamoto an der Violine und Alexander Fijolek am Cello. Die jungen Musikerinnen und Musiker kommen aus Frankfurt, Mannheim und der Region. Sie spielen das erste Mal zusammen. Helene Streck, die musikalische Leiterin, ist begeistert von der jungen Besetzung: „Ich finde es toll, dass sie sich auf eine Uraufführung einlassen.“ Auch für die Komponistin ist die Probe überwältigend und mitreißend. Auch sie hört die Kantate erstmalig mit allen Instrumenten und Gesang.

Helene Strecks vierte Kantate

Die Judas-Kantate ist mit ihren Rezitativen und Arien an die klassische Form angelehnt, endet aber beispielsweise mit einem Choral am Schluss. Sie endet mit Judas, der in der musikalischen Interpretation „allein und verlassen stirbt“. Die Judas-Kantate ist mittlerweile die vierte Kantate, die Helene Streck komponiert hat. Bereits 2018 kam die „Marien- oder Magnificat-Kantate“ zur Aufführung, die Kantate zum Dritten Advent nach dem Gedicht von Jochen Klepper „Die Nacht ist vorgedrungen“ ertönte in der Stille der Dörnigheimer Kirche 2021.

Die Musikerin aus Maintal hat zudem viele Kirchenlieder komponiert und einige davon auf CD eingespielt. Vor Kurzem ist ihr erstes Album mit modernen Kirchenliedern und Klavierwerken erschienen. Seit 2013 setzt sie eigene Konzerte und Projekte um. Besonders widmet sie sich der zeitgenössischen geistlichen Musik. Inhaltlich nimmt sie sich gerne wenig beachteten Themen oder Figuren an. Judas ist hierfür ein treffliches Beispiel.

„Musik ist Kraft, aus der Leben fließt“

Helene Streck ist den Besuchern der Gottesdienste in Dörnigheim oder Hochstadt als Organistin bekannt. Die zweitälteste Tochter von Pfarrer Martin Streck und Ulrike Streck-Plath spielte bereits im Kindergartenalter auf der Violine und erhielt Klavierunterricht, sie sang im Kinder- und Jugendchor und später in der Hanauer Kantorei. Als drittes Instrument kam die Orgel hinzu, die Helene Streck als nebenamtliche Kirchenmusikerin beruflich spielt. Seit 2021 studiert sie an der Hochschule für Kirchenmusik in Heidelberg. Dort zählen Maria Mokhova (Künstlerisches Orgelspiel), Christiane Michel-Ostertun (Liturgisches Orgelspiel) und Prof. Eugen Polus (Klavier) zu ihren prägendsten Dozentinnen und Dozenten.

Vom Komponieren ist Helene Streck bereits als 15-Jährige begeistert, und sie erhält als Jugendliche ersten Kompositionsunterricht, den sie seit 2018 an Dr. Hochs Konservatorium fortführt. Für ihre erste große Komposition „Violinkonzert Nr. 1 in C-Dur“ wurde die Maintalerin mit einem Förderpreis beim 31. Kompositionswettbewerb „Jugend Komponiert!“ der Jeunesses Musicales Deutschland ausgezeichnet. „Musik ist für mich nicht nur Arbeit, Kunst und Lebensinhalt. Sie ist für mich diese eine Kraft, aus der das fließt, was wir Leben nennen.“

Von Ulrike Pongratz

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