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Vom Ahrtal in die Ukraine: Außer Dienst gestelltes Feuerwehrfahrzeug aus Maintal wird gespendet

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Von: Michael Bellack

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Auf in den nächsten Einsatz: Michael Müller, Kurt Backes und Andre Kempel haben sich heute aufgemacht in Richtung polnisch-ukrainische Grenze. Die Schenkungsurkunde überreichten Bürgermeisterin Monika Böttcher und Landrat Thorsten Stolz. Sebastian Dieckhoff, Leiter des Kreisverbindungskommandos, sowie Till Hübner, Matthias Holter und Florian Kaufhold (von links) von der Feuerwehr Maintal unterstützen bei der Organisation.
Auf in den nächsten Einsatz: Michael Müller, Kurt Backes und Andre Kempel haben sich heute aufgemacht in Richtung polnisch-ukrainische Grenze. Die Schenkungsurkunde überreichten Bürgermeisterin Monika Böttcher und Landrat Thorsten Stolz. Sebastian Dieckhoff, Leiter des Kreisverbindungskommandos, sowie Till Hübner, Matthias Holter und Florian Kaufhold (von links) von der Feuerwehr Maintal unterstützen bei der Organisation. © Michael Bellack

Es wird wahrscheinlich der letzte Einsatzort für das Tanklöschfahrzeug 24/50. Der von der Maintaler Feuerwehr außer Dienst gestellte Löschwagen wird an die Feuerwehr in der Ukraine gespendet. Heute Morgen traten vier Mitglieder der Dörnigheimer Feuerwehr sowie Andre Kempel vom Reservistenverband die Reise an die polnisch-ukrainische Grenze an.

Maintal – „In Nemyriw gibt es derzeit große Probleme mit Schwelbränden. Die Feuerwehr braucht dringend ein Tanklöschfahrzeug“, sagt Andre Kempel. Er ist Gefreiter d. R. und Vorsitzender des Hanauer Reservistenverbands, der die Übergabe des Maintaler Feuerwehrfahrzeugs organisiert und leitet. 15 Stunden Fahrt liegen vor dem Hilfskonvoi. Klaus Ziermann, Michael Müller, Jubin Engelhardt und Kurt Backes von der Dörnigheimer Wehr und Kempel sind mit dem Löschfahrzeug und einem Mannschaftsfahrzeug unterwegs. Im polnischen Katowice ist eine Übernachtung geplant. „Von dort sind es noch fünf Stunden bis zur Grenze“, sagt der Hanauer Reservist.

Für Andre Kempel ist es allerdings nicht die erste Fahrt. Seit Kriegsbeginn am 24. Februar hat der Hanauer Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr rund 30 Tonnen Hilfsgüter – hauptsächlich Lebensmittel, Erste-Hilfe- und Krankenhausbedarf – an die Grenze in das von Russland angegriffene Land gebracht. „Kürzlich hat die Gemeinde Hasselroth zwei Feuerwehrfahrzeuge gespendet, darauf ist Maintal aufmerksam geworden“, erzählt Kempel. In Empfang genommen wird das Fahrzeug vom Katastrophenschutz im Kreis Lemberg, der es je nach Bedarf einsetzt und verteilt. Auf der Rückfahrt wollen sich die fünf Fahrer abwechseln, sodass sie in dem Mannschaftsfahrzeug die Strecke bis nach Maintal zurück durchfahren können.

Das 30 Jahre alte Tanklöschfahrzeug kommt gerade erst aus dem Ahrtal zurück. Im vergangenen Sommer hatte die Feuerwehr das Fahrzeug den Einsatzkräften in Ahrweiler als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Im Hochwassergebiet lieferte das 1992 gebaute Fahrzeug einen guten Dienst ab – allein 60 000 Kilometer wurden damit im Ahrtal zurückgelegt. Dort wurde es nun nicht mehr benötigt und zurück an die Maintaler Feuerwehr überstellt.

Üblicherweise werden die außer Dienst gestellten Fahrzeuge der Feuerwehr bei Zoll-Aktionen versteigert. Die Stadtverordnetenversammlung fasste Anfang Juli auf Vorschlag des Magistrats aber den Beschluss, das Fahrzeug an die Ukraine zu spenden. „Das ist schon ein Glücksfall, dass wir jetzt wieder ein solches Fahrzeug übergeben können“, freut sich Kempel.

Denn das Löschfahrzeug ist gut in Schuss, wurde von der Feuerwehr stets gepflegt. In der Regel werden die Fahrzeuge nach 25 Jahren aussortiert – aber auch nur, wenn für entsprechenden Ersatz gesorgt ist. Auch wenn die Kameraden sich freuen, helfen zu können, schwingt ein bisschen Wehmut mit. „Wir werden es vermissen, das Fahrzeug hat uns gute Dienste geleistet und besteht aus solider Technik. Das ist nach so langer Zeit dann schon unser Baby gewesen“, gibt der Dörnigheimer Wehrführer Kevin Wenzel einen Einblick in das Seelenleben der Feuerwehrleute. Denn alle wissen, dass der Einsatz in der Ukraine gefährlich ist. „Wir hoffen, dass es da fährt, wo es nicht getroffen wird“, sagt Wenzel über das Fahrzeug. An eine erneute Rückkehr glaube niemand. Den vier ehrenamtlichen Maintaler Feuerwehrkameraden zollt Wenzel besonderen Respekt. Kurt Backes gibt sich vor Fahrtantritt entspannt. „Das Fahrzeug rollt wunderbar von selbst geradeaus“, schmunzelt er. Allerdings stellen er und seine Kameraden sich auf eine heiße Fahrt ein, denn eine Klimaanlage ist nicht vorhanden.

Von Michael Bellack und Bettina Merkelbach

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