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Wachenbucher kümmert sich seit 40 Jahren um die Bepflanzung eines Mehrfamilienhauses

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Von: Kristina Bräutigam

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Pflanzen sind seine Herzensangelegenheit: Peter Srostlik mit seiner Frau Karla vor dem Mehrfamilienhaus in der Hahnenkammstraße in Wachenbuchen. Seit 1979 wohnt das Ehepaar hier in einer Eigentumswohnung.
Pflanzen sind seine Herzensangelegenheit: Peter Srostlik mit seiner Frau Karla vor dem Mehrfamilienhaus in der Hahnenkammstraße in Wachenbuchen. Seit 1979 wohnt das Ehepaar hier in einer Eigentumswohnung. © KRISTINA BRÄUTIGAM

Maintal – Das Mehrfamilienhaus in der Hahnenkammstraße kennt jeder, der schon einmal in den Ortsteil Wachenbuchen gefahren ist. Am Ortseingang, auf der linken Seite, steht der Siebziger-Jahre-Bau mit den markanten braunen Balkongeländern. Dass sich rund um das Gebäude ein grünes Idyll erstreckt, sieht erst, wer davor steht: Rosen, Lavendel, Waldgeißbarth, Fette Henne und Katzenminze gedeihen auf der Fläche zwischen Parkplätzen und Fassade.

Zu verdanken haben die Bewohner des Hauses diesen Anblick Peter Srostlik. Seit über 40 Jahren kümmert sich der heute 78-Jährige um das Grün vor und hinterm Haus. Nicht, weil er muss. Sondern weil es ihm eine Herzensangelegenheit ist. „Es ist einfach schön. Für mich und für alle anderen, die hier wohnen“, sagt er fast verlegen.

So grün ist es rund um die Hahnenkammstraße Nummer 2 nicht immer. „Als wir im Januar 1979 in unsere Wohnung eingezogen sind, war hier voll mit Cotoneaster“, erzählt Srostlik. Der Bodendecker mit den roten Früchten sei zwar hübsch anzusehen, auf die komplette Fläche gesehen dann aber doch zu eintönig. Kurzerhand zeichnet Srostlik einen Plan der Außenanlage, unterteilt diese in Parzellen und verteilt sie an die Nachbarn. Dass er bis heute die meiste Gartenarbeit allein verrichtet, nimmt der Rentner gelassen. „Ich mache es gern“, sagt er und lächelt.

Ob leuchtend rot oder gelb: Rosen sind die Lieblingspflanzen des Rentners.
Ob leuchtend rot oder gelb: Rosen sind die Lieblingspflanzen des Rentners. © Kristina Bräutigam

Besonders hinterm Haus, wo sich auch der Eingang befindet, ist die Auswahl der passenden Pflanzen eine Herausforderung. „Hier ist es fast immer schattig. Erst um 17 Uhr kommt die Sonne“, erklärt Srostlik und zeigt auf eine riesige Tellerhortensie. Nur aus zwei Ästen habe sie bestanden, bis der benachbarte Baum gefällt wurde. „Seitdem gedeiht sie, es ist ein Traum“, schwärmt er. Auch der riesige Rosenstock, der an der Hauswand am Eingang empor wächst, sei so ein Wunder. Gepflanzt erst im vergangenen Jahr, hat er sich zu einem wahren Prachtexemplar gemausert. Rosen sind Peter Srostliks Lieblingspflanzen. Dementsprechend viele Stöcke finden sich rund ums Haus. Ehefrau Klara bekomme natürlich auch regelmäßig eine Rose geschenkt. Allerdings nur aus dem Laden. „Ich bin der Meinung, im Garten sehen sie besser aus“, sagt Srostlik, dessen Lieblingsjahreszeit der Frühling ist.

Eigentlich müsse über jede Neupflanzung in der Eigentümerversammlung abgestimmt werden. Doch mittlerweile lassen die Nachbarn dem 78-Jährige weitestgehend freie Hand. Schön aussehen soll der Garten rund ums Haus. Und bestenfalls einen Nutzen haben, etwa für Insekten oder Tiere. Deshalb hat Peter Srostlik ein Vogelhäuschen und mehrere Nisthilfen gebaut und in die Büsche und Bäume hinterm Haus gehängt. „Das hier ist bis Mittags leer“, sagt er und zeigt auf das Häuschen voller Sonnenblumenkerne. Die Nachbarn freuen sich über Peter Srostliks Engagement, ein paar unterstützen ihn sogar: Ein Nachbar spendiert das Vogelfutter, eine Nachbarin hat zwei Nistkästen gesponsert. Und wenn das Ehepaar Srostlik in den Urlaub fährt, füttert eine Familie aus dem Haus die Vögel. Wer vor dem Haus steht, hört das Gezwitscher in den Hecken und Sträuchern. Auf dem Hochbeet gegenüber der Haustür hat Peter Srostlik Vogeltränken aufgestellt. Jeden Tag beobachtet er vom Küchenfenster aus dem ersten Stock aus, wie Sperlinge, Stieglitze, Buchfinken und Meisen plantschen. „Sogar ein Grünspecht war vor Kurzem hier. Da braucht man keinen Fernseher“, sagt er und strahlt.

Auch ein Vogelhäuschen und mehrere Nistkästen hat Peter Srostlik gebaut und vorm Haus aufgehängt.
Auch ein Vogelhäuschen und mehrere Nistkästen hat Peter Srostlik gebaut und vorm Haus aufgehängt. © Kristina Bräutigam

Vor dem Haus zeigt Peter Srostlik auf die kleine Eibenhecke. Hier hatte eine Amsel gebrütet, später haben sich Hummeln ihr Nest gebaut. Im vergangenen Jahr gab es auch einen Igel, der sich unter den Laubhaufen ein Winterquartier gebaut hatte. Die Srostliks freuen sich, wenn das Leben Einzug hält vor ihrem Haus. Über Stein- und Schottergärten können sie nur den Kopf schütteln. „Diese Leute sind bescheuert“, sagt der 78-Jährige.

Dass es nicht sein eigener Garten ist, stört den Naturliebhaber nicht. Sie habe immer ein Haus haben wollen, erzählt Ehefrau Klara. Ehemann Peter habe das abgelehnt. „Er wollte keine Gartenarbeit machen müssen“, sagt sie und lacht. So lange er es körperlich schafft, will Peter Srostlik sich weiter um das Grün in der Hahnenkammstraße kümmern. Immer wieder werde er beim Buddeln und Schneiden angesprochen und gelobt. Einmal kommt ein Mann vorbei, der 17 Jahre im Haus gegenüber gewohnt hatte. „Er wollte sich für den schönen Ausblick bedanken, den er all die Jahre genießen konnte.“

Von Kristina Bräutigam

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