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Wie dicht soll die Bebauung auf dem ehemaligen Real-Gelände in Dörnigheim sein?

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Wegen des Siedlungsdrucks soll die Bebauungsdichte vielerorts steigen. Derzeit wird in Maintal auch mit Blick auf das Real-Gelände darüber diskutiert.
Wegen des Siedlungsdrucks soll die Bebauungsdichte vielerorts steigen. Derzeit wird in Maintal auch mit Blick auf das Real-Gelände darüber diskutiert. © Axel Häsler

„Wir brauchen mehr Wohnraum“ – auf diesen Nenner lässt sich die Einschätzung des Bauausschusses bringen. Doch wie viel neue Wohnbebauung den Bauprojekten am Ortseingang von Dörnigheim, auf dem ehemaligen Real-Gelände und gegenüber, am „Opel-Eck“, guttut, wurde in der Sitzung des Ausschusses für Bau und Stadtentwicklung am vergangenen Dienstag einmal mehr heiß diskutiert.

Maintal – Zentrale Frage: Ist die im integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) 2017 festgelegte Empfehlung zur Bebauungsdichte noch zeitgemäß? Nein, erklärte Jörg Wuff, Leiter des Fachdienstes Stadtentwicklung und Stadtplanung. Die im ISEK definierte Dichte, die sich am Landesentwicklungsplan orientiert und 40 Wohneinheiten pro Hektar ermöglicht, sei planerisch nicht mehr Stand der Technik, erläuterte der Experte. Das Regierungspräsidium Darmstadt würde 50 bis 60 Wohneinheiten pro Hektar befürworten und eine zu geringe bauliche Dichte ablehnen. Dennoch beschlossen die Ausschlussmitglieder, die Bebauungsdichte am Opel-Eck an die Leitlinien des ISEK anzupassen. Beim gegenüberliegenden Real-Gelände sprach sich der Ausschuss allerdings mehrheitlich gegen den gleichlautenden Antrag der Wahlalternative Maintal aus.

Befürchtung, dass sich am Ortseingang eine „Schlucht“ bilden könnte

Die vom Gießener Stadtplanungsbüro Plan ES für das Opel-Eck vorgestellten Pläne wiesen an einer Stelle eine sechsgeschossige, ansonsten viergeschossige Wohnbebauung vor. „Wenn daraus eine ebenso hohe Bebauung auf dem Real-Gelände abgeleitet wird, bildet sich eine Schlucht am Ortseingang von Dörnigheim, die unter Klimaschutzgesichtspunkten sehr ungünstig ist“, kritisierte Hayriye Rupin, Vertreterin der Interessengemeinschaft Real-Gelände, die als eine der anwesenden Anwohnerinnen nicht müde wurde, die als zu dicht empfundenen Bebauungspläne zu kritisieren.

Den Einwand griffen die Ausschussmitglieder in einer Protokollnotiz auf, die verhindern soll, dass der Investor Instone Real Estate, der das gegenüberliegende Real-Gelände entwickelt, aus der sechsgeschossigen Bebauung gegenüber auf eine ebenso hohe Bebauung bestehen kann. Zudem wurde der Abschluss eines städtebaulichen Vertrags beschlossen, der sicherstellen soll, dass die Ziele der Stadt, insbesondere mit Blick auf die Gemischtnutzung des Geländes – außer Wohnungen soll hier medizinische Versorgung, Lebensmittelhandel und eine Kita beheimatet werden – eingehalten werden.

Workshops sollen für mehr Akzeptanz der Planungen sorgen

Die Interessengemeinschaft hatte einen eigenen Bebauungsplan für das Real-Gelände zur Diskussion gestellt (wir berichteten) und erhielt die Möglichkeit, eine 3D-Visualisierung des Entwurfs mit dem Titel „Leben – Wasser“ zu präsentieren. Ob denn der Entwurf dieselbe Nutzfläche bereitstelle wie die beiden vom Investor präsentierten Pläne Schmetterling und Landschaftshügel, wollte Prof. Dr. Joachim Fetzer (FDP) wissen. Nabil Afzali, der Maintaler Architekt, der die Idee von Reiner Michaelis umgesetzt hat, rechnete vor, dass er mit weniger Quadratmetern – 90 statt 94 – gerechnet habe. Auf dieser Basis enstünden aber ebenfalls rund 290 Wohneinheiten in dem neuen Quartier. Auch bei der oberirdischen Bruttogeschossfläche kommen alle drei Entwürfe auf 48 000 Quadratmeter. Daher beschloss der Ausschuss, eine konsolidierte Fassung des Planungsentwurfs von Investor Instone Real Estate zu fordern – aber auch abzufragen, inwieweit er den Entwurf der Anwohner einfließen lassen könne. Außerdem soll eine Workshop-Reihe zu den Themen städtische Infrastruktur, Wohnraumentwicklung, Städtebau und Verkehrswende mit den verantwortlichen Ausschüssen für mehr Akzeptanz der Planungen sorgen.

Hitzig diskutiert wurde ein Antrag der Grünen, in dem die Fraktion die Planung des Gebiets Maintal Mitte als autofreies oder autoarmes Quartier fordert. „Das ist zum jetzigen Zeitpunkt viel zu früh. Wir wissen ja noch gar nicht genau, was dort hinkommt“, ereiferte sich CDU-Fraktionschef Götz Winter und warf Bürgermeisterin Monika Böttcher vor, mit dem Thema Populismus zu betreiben. Die wies den Vorwurf entschieden zurück. Letzten Endes konnten sich die Ausschussmitglieder darauf einigen, die Möglichkeiten eines autoarmen oder autofreien Quartiers bei der weiteren Planung von Maintal Mitte zu prüfen.

Stadtverordnete wollen entscheiden

Final entschieden über die Beschlüsse wird in der Stadtverordnetenversammlung vom 7. November. Außer den Bauprojekten stehen eine ganze Reihe weiterer mit Spannung erwarteter Themen auf der Tagesordnung. So wird unter anderem der Haushalt 2023 eingebracht. Für Diskussionen sorgen dürfte auch der Widerspruch von Bürgermeisterin Monika Böttcher (parteilos) gegen einen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung aus dem September. Hier hatten CDU, SPD und FDP gefordert, einen Akteneinsichtsausschuss einzurichten, der die Umstände zu den Pachterlässen während der Coronapandemie für die Pächter der Bürgerhäuser und des historischen Rathauses in Hochstadt klären soll.

Die öffentliche Sitzung der Stadtverordnetenversammlung findet am Montag, 7. November, um 18 Uhr im Bürgerhaus Bischofsheim statt. Sie wird live im Stadtparlamentsfernsehen übertragen und ist auch im Nachhinein auf https://willkommen.parlamentsfernsehen-hessen.de/ sowie den Social-Media-Plattformen abrufbar. Die Tagesordnung der Sitzung sowie die Beschlüsse der Ausschüsse sind im Bürgerinformationssystem über die Webseite der Stadt Maintal einsehbar.

Von Bettina Merkelbach

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