Wie die Wachenbucherin Birgit Hahn die Jury bei der Küchenschlacht überzeugen will

Maintal – „Oh, der ist scharf! Gut, dass ich den vorher probiert habe“, sagt Birgit Hahn überrascht. Wenn sie die Filet-Rouladen mit der ursprünglich geplanten Menge des Steinpilz-Senfs eingerieben hätte, wäre ihr Hauptgang wohl ungewollt pikant geraten. Dabei kommt es auf den Geschmack tatsächlich erst in zweiter Linie an. Birgit Hahn nimmt nämlich an der digitalen Küchenschlacht teil, die die Spessart Tourismus und Marketing GmbH gemeinsam mit dem Main-Kinzig-Kreis, der Ökomodellregion Main-Kinzig und dem Behinderten-Werk Main-Kinzig in diesem Spätsommer in die dritte Runde schickt.
Dabei war die Idee ursprünglich aus der Corona-Not geboren. Geplant war 2020 eigentlich ein Live-Kochduell nach TV-Vorlage, bei dem mehrere Hobbyköche vor laufenden Kameras um die besten Geschmacksnoten brutzeln. Doch die digitale Version, bei der jeder Teilnehmer zu Hause sein eigenes Süppchen kocht, hat so große Resonanz erfahren, dass sie jetzt schon zum dritten Mal die besten und kreativsten Köche aus der Region kürt.
Die Idee dahinter: zeigen, welche Geschmacksvielfalt sich aus saisonalen Köstlichkeiten aus der Region zaubern lässt. Dazu erhalten alle Teilnehmer einen Korb mit insgesamt acht frischen, regionalen Zutaten. Der Star in diesem Jahr ist die süß-saure Lieblingsfrucht der Hessen: der Apfel. Folgerichtig muss das Streuobst auch in jedem Gang verarbeitet werden. Kombiniert werden können Äpfel mit Roggenmehl, Milch, Kartoffeln, Honig, Senf, Ziegenquark und Schweinelende. Wie – das ist den Köchinnen und Köchen überlassen. Einzige Vorgabe: Sie müssen alle Produkte verwenden. Sie können den Zutatenkorb aus der eigenen Vorratskammer aufstocken und ein Menü oder mehrere kleine Leckereien nach eigenem Geschmack entwerfen. Da es sich um eine digitale Küchenschlacht handelt, kann die Jury jedoch nicht kosten. Sie bewertet allein die digital eingereichte Dokumentation des Kochprozesses.

Birgit Hahn hat ihren Zutatenkorb beim Obst- und Gemüsehof Wurbs in Hanau abgeholt – und ist überrascht. „Ich habe mit zwei Gängen gerechnet. Dass ich auch eine Vorspeise kochen soll, wusste ich nicht“, sagt die Maintalerin und freut sich, noch ein weiteres Gericht kochen zu dürfen. Schon zum dritten Mal tritt sie im Küchenwettstreit an. Auch dass einer der Äpfel fast komplett braun und der angekündigte Ziegenquark ein Kräuterkäse ist, verwundert die erfahrene Hobbyköchin. Aus der Ruhe bringen sie diese Überraschungen allerdings nicht. Sie hat ohnehin mit mehr Äpfeln geplant und mit der Sorte Elstar aufgestockt. Als kleinen Gruß aus der Küche hat sie Sauerteigbrot in Hahn-Form gebacken und mit geriebenem Apfel bestrichen.
Währenddessen bereitet sie den Nachtisch vor: Klößchen mit Apfelsirup und gerösteten Walnusskernen. „Ich bin mehr Koch als Bäcker“, verrät Birgit Hahn. Obwohl sie als Bankkauffrau täglich mit Zahlen jongliert, verlässt sie sich beim Kochen rein auf ihr Bauchgefühl. „Beim Backen muss ich die Waage nehmen und mich exakt an das Rezept halten“, erklärt sie. Danach folgt der Hauptgang, den die Wachenbuchenerin „Himmel und Erde 2.0“ nennt. In den mit Blutwurst, Apfel und Zwiebel gefüllten Schweinefilets und dem Kartoffel-Apfel-Stampf verbindet sie die hessische Lieblingsfrucht mit ihren nordrhein-westfälischen Wurzeln.

Die Kombination aus Apfel und Fleisch ist für die Köchin nichts Neues. Zum Braten kredenze sie gerne eine Soße aus Bier und Äpfeln. „Ich probiere gerne Neues aus“, sagt die Maintalerin, die sich mit ihren Experimenten auf die deutsche und italienische Küche konzentriert. „Wir haben ein Lieblingsgericht, das alle gerne essen: ein klassischer Nudelauflauf mit Hackfleisch, Tomatensoße und viel Käse“, verrät sie. „Alle“, das sind neben ihr und ihrem Mann auch die beiden erwachsenen Kinder, die zwar nicht mehr bei ihr wohnen, sie aber zum Essen regelmäßig besuchen. Ihre Freude am Kochen hat sie ihrer Tochter weitervererbt, die sogar gegen sie bei der Küchenschlacht antritt. „Wir wollten eigentlich zusammen kochen. Aber sie ist Ärztin, und wegen ihres Dienstplans haben wir keinen gemeinsamen Termin gefunden“, sagt Birgit Hahn.
Damit die Dokumentation ihrer Gerichte überzeugt, muss sie beim Kochen und Backen fleißig fotografieren. Gestern war Einsendeschluss. Mit Birgit Hahn haben insgesamt 29 weitere Teilnehmer Bilder und Texte von ihrer Küchenschlacht eingereicht und warten bis zum 8. Oktober auf das Votum der Jury. Die bewertet vor allem die Kreativität und Inspiration der Rezeptideen, aber auch, wie ansprechend die Gerichte dargestellt werden, wie sie miteinander harmonieren und welche Bedeutung der Apfel für die Teilnehmer hat. Einen Bonuspunkt gibt‘s für ein Getränk, in das das Kernobst eingeflossen ist. Zu gewinnen gibt es neben Ruhm und Ehre einen Gutschein für den Marktplatz im MKK-Forum in Gelnhausen und eine Überraschung. Der Gewinn ist für Birgit Hahn allerdings zweitrangig. „Dabei sein ist alles“, lautet ihr Motto. Sie koche einfach gerne, erklärt die Wachenbuchenerin. „Schnippeln entspannt mich“, gibt sie zu und ist mit ihrem leckeren Drei-Gänge-Menü sehr zufrieden.
Von Bettina Merkelbach