Wunschlösung wird deutlich teurer: Neues Maintalbad bleibt nur mit Abstrichen im Kostenrahmen

Die Planungen für den Neubau des Maintalbads befinden sich noch im Frühstadium. Bisher wurde nur ein Architekturbüro beauftragt, das sich mit der Grundlagenermittlung befasst hat. Doch bereits darin wird deutlich: Die favorisierte Wunschlösung würde den bisherigen Kostenrahmen sprengen.
Maintal – Eigentlich war für den vergangenen Montag eine Sondersitzung des Bauausschusses und des Haupt- und Finanzausschusses angesetzt worden, in dem die ersten Planungen für das neue Maintalbad den Ausschussmitgliedern und der Öffentlichkeit vorgestellt werden sollten.
Die offizielle Einladung erfolgte am vorigen Mittwoch, ehe die Ausschussmitglieder am Freitagmittag davon erfuhren, dass die Tagesordnungspunkte gestrichen worden sind. Die Maintaler Kooperationsfraktionen CDU, SPD und FDP reagierten in einer Mitteilung irritiert. „Wir haben den Eindruck, dass der Magistrat beim Maintalbad schwimmt“, wird der CDU-Fraktionsvorsitzende Götz Winter zitiert.
Den Termin kurzfristig abzusagen und „die Entscheidung um Monate zu verschieben, macht keinen souveränen Eindruck“, so Winter weiter. Es bleibe zu hoffen, „dass da nicht noch mehr im Argen ist“.
Erklärung für Absage: Genauigkeit bei Zahlen, Daten und Fakten fehlt
Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärte die städtische Pressestelle, dass die Präsentation der Planer „noch nicht die erforderliche Genauigkeit hinsichtlich der vorgelegten Zahlen, Daten und Fakten“ aufweise. Angesichts der Tragweite der Entscheidung gelte der Grundsatz „Gründlichkeit vor Schnelligkeit“, weshalb man die Tagesordnungspunkte abgesetzt habe. Die Sitzung solle im ersten Quartal 2022 nachgeholt werden. Auf den groben Zeitplan für den Neubau des Bades habe das jedoch „aktuell noch keine Auswirkungen“.
Klar ist, dass die vorliegenden Zahlen bei den Stadtverordneten kaum für Begeisterungsstürme sorgen. „In den uns für die Sitzung zugeleiteten Unterlagen wurden neue Kostenschätzungen aufgerufen, die von einer Mehrung von über zehn Millionen Euro gegenüber den bisher im Haushalt verankerten Zahlen ausgehen“, erklärt der SPD-Fraktionsvorsitzende Sebastian Maier in der Mitteilung und spricht von einer „finanziellen Schieflage“ des Projekts.
Wunschlösung für Maintalbad würde mehr als 30 Millionen Euro kosten
Ein Blick in die Beschlussvorlage des Magistrats zeigt, dass der bisherige Kostenplan nur mit Einschränkungen eingehalten werden kann. 20 Millionen Euro sind für den Neubau im Haushalt eingeplant. In diesem Rahmen sollte die favorisierte Lösung realisiert werden. Diese beinhaltet unter anderem eine Sauna, eine Röhrenrutsche und ein neues Kursbecken. Der erste Entwurf und die Kostenschätzung des Architekturbüros liegen jedoch bereits weit darüber. Der teurere Entwurf beinhaltet neben den notwendigen Räumen wie Foyer, Umkleiden, Duschen und Toiletten im Hallenbad ein Sportbecken mit sechs Bahnen, ein Kursbecken mit Hubboden, ein Lehrschwimm- und Freizeitbecken, einen Elternbereich mit Kleinkindbecken und eine Röhrenrutsche.
Im Freibad kommen ein Springerbecken, ein Sportbecken mit sieben Bahnen, ein Erlebnisbecken, ein Planschbecken und ein Kinderbereich mit Kinderplanschbecken, Spraypark und Trockenspielplatz hinzu. Baukosten: 26 Millionen Euro. Hinzu kämen die Kosten für eine Sauna in Höhe von rund 4,7 Millionen Euro. Statt 20 Millionen würde das neue Maintalbad dann mindestens mehr als 30 Millionen Euro kosten. Etwaige Steigerungen im Laufe der weiteren Planungen noch nicht eingerechnet.
Abgespeckte Version kostet 20 Millionen Euro
Um im Kostenrahmen zu bleiben, müssten deutliche Abstriche gemacht werden. Laut Magistratsvorlage würden die Wasserflächen im Hallenbad gleich bleiben, allerdings müsste aufgrund der „hohen Bau- und der späteren Betriebskosten“ auf eine Röhrenrutsche verzichtet werden. Im Freibad müssten die Wasserflächen jedoch deutlich reduziert werden. Hier würden Sport- und Sprungbecken wegfallen, stattdessen beinhalten die Planungen ein Nichtschwimmer- und Erlebnisbecken mit drei Bahnen, eine Breitwasserrutsche und den Kinderbereich.
Durch den Bau eines Cabrio-Dachs würden die Wasserflächen im Hallenbad genutzt werden. „Bei Öffnung des Dachs kann das innen liegende Sportbecken ebenso als Freibadbecken genutzt werden“, heißt es in der Vorlage. Ein großer Vorteil sei die Flexibilität je nach Wetterbedingungen. Eine Sauna wäre in der abgespeckten Version, die 20 Millionen Euro kosten würde, nicht inbegriffen. Auf die Nachfrage unserer Zeitung, wie der Magistrat zu den erheblichen Mehrkosten stehe, gab es keine konkrete Antwort. „Mehrkosten ist hier der falsche Begriff“, schreibt die Pressestelle und verweist stattdessen darauf, dass auch der Beschluss gefasst werden kann, dass das Ursprungsbudget eingehalten wird.
Stadtverordnete kritisieren Magistrat für Vorgehen
Dass der Magistrat den Stadtverordneten bereits zum zweiten Mal – zuvor beim Bürgerhaus Bischofsheim – eine Vorlage zur Entscheidung ohne eigenen Beschluss vorlegt, stößt bei den Fraktionen auf Unverständnis. „Man muss sich fragen, ob der Magistrat überhaupt noch handelt“, heißt es in der Mitteilung. Auch dass die Präsentationen nicht bereits vor der Sitzung für die Stadtverordneten einsehbar sind, sei nicht verständlich. Die Stadt verweist auf Anfrage unserer Zeitung darauf, dass es „begleitender Ausführungen der Planer bedarf, um Missverständnissen vorzubeugen“. Auf der gemeinsamen Grundlage solle dann ein zielgerichteter Austausch erfolgen. Aus Sicht der Kooperationsparteien werde damit „jede vernünftige Sitzungsvorbereitung verhindert“.
Mit Blick auf die bevorstehenden Haushaltsberatungen erwarten CDU, SPD und FDP von der Bürgermeisterin, dass sie schnellstens für Klarheit sorge, wo die Investitionsprojekte der Stadt stehen. „Wir brauchen Transparenz bei den Zahlen für einen ehrlichen und soliden Haushalt“, heißt es. In die kommende Stadtverordnetenversammlung werde man Anträge einbringen, um die Projekte enger zu begleiten.
Von Michael Bellack