1. Startseite
  2. Region
  3. Main-Kinzig-Kreis
  4. Neuberg

Mit wenig Gepäck zur Megawanderung in Neuberg

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

Fabian Laubach, „Erfinder“ des „Narrhallamarsch“ der Rüdigheimer Carnevalisten, mit einem Teil seiner Ausrüstung für die Extremwanderung.
Fabian Laubach, „Erfinder“ des „Narrhallamarsch“ der Rüdigheimer Carnevalisten, mit einem Teil seiner Ausrüstung für die Extremwanderung. © Thomas Seifert

Neuberg – Vor drei Jahren hat Fabian Laubach auf YouTube eine Dokumentation über einen 100-Kilometer-Marsch gesehen und beschlossen, als völlig Ungeübter sich an dieses Projekt zu wagen. Zusammen mit Markus Wolf, den Laubach schnell überzeugt hatte, setzten die Kumpel die „Schnapsidee“ inzwischen um und wurden danach sogar Initiatoren und Organisatoren des Wanderevents namens „Narrhallamarsch“, das der 1.

Rüdigheimer Carneval Verein am 7. Mai zum zweiten Mal nach 2021 durchführt.

„Ich hatte weder mit Wandern noch mit Joggen etwas am Hut“, erzählt Laubach, „doch der Bericht hat mich so fasziniert, dass ich mir vorgenommen habe, so etwas mal zu machen“. Bei Kumpel Wolf rannte er dabei offene Türen ein, denn den hatte der Wandervirus schon ein wenig vorher befallen. Nach ersten Versuchen, wobei die Streckenlänge ständig vergrößert wurde, und ersten schmerzhaften Erfahrungen mit Blasen, aufgescheuerten Hautstellen und ordentlich Muskelkater sowie der Erkenntnis, dass ohne ordentliche Ausrüstung gar nichts geht, wagten sich die Freunde im Oktober 2020 auf die 100-Kilometer-Strecke beim Mega-Marsch in Frankfurt mit Start in Eschborn. 24 Stunden hatten die Teilnehmer Zeit, um diese Strecke zu bewältigen, die ins Umland führte und auch den Taunus mit Anstiegen bis unterhalb des Großen Feldbergs einschloss.

Kein Proviant nötig

„Nach 58 Kilometern musste ich aufgeben“, gibt Fabian Laubach zu, „ich konnte nicht mehr, ein Weiterwandern war sinnlos“. Wolf schloss sich an und die Freunde buchten diesen Marsch als erste und sehr wichtige Erfahrung für weitere Anläufe ab. „Wir haben zum Beispiel viel zu viel Ausrüstung bei uns gehabt. Natürlich braucht man trotz der Verpflegungsstationen unterwegs Powerriegel und Wasser, auch Blasenpflaster, Ersatzsocken und Navigationsgerät sind zwingend notwendig. Aber mit guter Vorplanung kann man unterwegs an der Strecke zum Beispiel warme Kleidung für die Nacht deponieren oder von Freunden hinbringen lassen. Auch zusätzliche Kraftnahrung, Energiedrinks oder koffeinhaltige Getränke braucht man nicht den gesamten Weg mitschleppen“, listet Wolf Ausrüstung auf, die zunächst entbehrlich ist und erst im Laufe des Events gebraucht wird.

Dass der 1. Rüdigheimer Carneval Verein nun aber zum zweiten Mal Ausrichter eines Wanderevents mit Strecken über 25, 50 und der Königsdisziplin 100 Kilometer wird, hat er Fabian Laubach zu verdanken. Der machte dem Vorstand im November 2020 als Ersatz für die in Corona-Zeiten ausgefallenen Kampagnen den Vorschlag, den „Narrhallamarsch“ zu organisieren.

Im Vorfeld grob durchgeplant

Er hatte im Vorfeld die Veranstaltung grob durchgeplant und war – wie letztlich auch der Vorstand – der Auffassung, der Verein könne mithilfe seiner Mitglieder solch ein Event stemmen. Und im September 2021 war es soweit, insgesamt 150 Starter zogen sich die Wanderausrüstung an und machten sich auf, die drei angebotenen Strecken zu bewältigen. „Die Resonanz war toll, Marschierer aus einem Umkreis von 150 Kilometern hatten sich angemeldet“, blickte Laubach auf den ersten „Narrhallamarsch“ zurück.

„Wir haben die Strecken alle persönlich geplant und sind sie in Etappen abgelaufen. Dann wurden die Streckenmarkierungen und Motivationstafeln wie bei Kilometer 50 ‚Umkehren ist keine Option’ angefertigt und an wichtigen Punkten angebracht. Verpflegungsstellen mussten geplant und das DRK für medizinische Notfälle gebucht werden. Schließlich gab es eine Notrufnummer für Teilnehmer, die am Ende ihrer Kräfte waren und nicht selbstständig oder mit Hilfe von Freunden oder öffentlichen Verkehrsmittel zurück zum Start in Rüdigheim kommen konnten. Die wurden mit dem Auto abgeholt, was aber nur in Ausnahmefällen notwendig war“, fasste Laubach den ersten „Narrhallamarsch“ zusammen.

2021 betätigten sich die Freunde auf der 100-Kilometer-Strecke bereits als „Besenwagen“, sprich sie machten sich als Letzte auf die Langstrecke, um möglicherweise gestrandeten Teilnehmern Hilfe anzubieten. „Allerdings war die Hauptaufgabe, alle knapp 200 angebrachten Schilder wieder einzusammeln, was wegen der Unterbrechung eines kontinuierlichen Wandertempos zusätzlich an die Kraftreserven ging. Wenn dann der tote Punkt so bei 70 Kilometer kommt, ist es allein eine Kopfsache, nicht aufzugeben und die restlichen Kilometer abzuspulen“, stellte Markus Wolf fest. Aber auch diese Herausforderung meisterten die inzwischen erfahrenen Marschierer, und so beschloss der Verein, das Event wegen der großen Nachfrage nach solchen Veranstaltungen zu wiederholen.

Booklet zur Vorbereitung

Zur Vorbereitung auf den „Narrhallamarsch“ bekommen die Wanderer ein Booklet mit den Teilnahmebedingungen und dem Streckenplan, der bis 14 Tage vor Start geheim bleibt, unter anderem auch deshalb, weil oft noch kurzfristig wegen Baustellen oder anderweitigen Sperrungen Modifikationen vorgenommen werden müssen. „Es ist wichtig, dass die Strecken abwechslungsreich sind, durch verschiedene Landschaftstypen führen und auch immer wieder Ausblicke in die Umgebung bieten. Da haben wir im Rhein-Main-Gebiet gute Voraussetzungen“, stellt Fabian Laubach fest. Er, mit rund 2000 Kilometer, und Wolf, mit etwa 3000 Kilometer Wandererfahrung, werden auch in diesem Jahr wieder als Letzte auf die Langstrecken gehen. Damit kommen die Freunde ihren Zielen näher, einmal die „Kölnfahrt“ über 178 Kilometer in 48 Stunden und den 100-Kilometer-Marsch auf der Nordsee-Insel Sylt zu absolvieren. (Von Thomas Seifert)

Auch interessant

Kommentare