Grüne distanzieren sich von Neubergerin Melanie Esch

Neuberg/Bruchköbel – Der Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen hat jetzt mit harscher Kritik auf die Teilnahme von Melanie Esch, der Neuberger Fraktionsvorsitzenden der Grünen, am „Spaziergang“ in Bruchköbel reagiert. „Wir distanzieren uns deutlich von der Neuberger Fraktionsvorsitzenden“, sagen Viola Haßdenteufel und Ahmet Cetiner, Sprecher des Kreisverbandes Main-Kinzig der Grünen.
Grund sei die Teilnahme von Esch an einem „Montags-Spaziergang“ gegen die Corona-Verordnungen in Bruchköbel.
Die Grüne hatte im vergangenen Jahr für das Amt der Bürgermeisterin in der Gemeinde Neuberg kandidiert.
Verkürzung des Genesenen-Status „politische Willkür“
Die Teilnahme an einer Montags-Demonstration der Querdenker sei mit dem Grünen-Verständnis von demokratischer Arbeit und dem klaren Verzicht auf Kooperation und Unterstützung rechter Parteien nicht vereinbar: „Die "Montags-Spaziergänge" werden von Vertreterinnen und Vertretern von AfD, NPD, dem Dritten Weg sowie Verschwörungstheoretikern, Rechtsextremen und Reichsbürgern genutzt, um ihre Ablehnung gegenüber der Bundesrepublik Deutschland und dem politischen System kundzutun.“ Esch hatte ihre Teilnahme an der Kundgebung gegenüber unserer Zeitung begründet: Unter anderem hatte sie gesagt, dass sie es für eine Katastrophe halte, dass Kinder als Pandemietreiber „diffamiert“ würden. Zudem behauptete sie, dass die Hospitalisierungsinzidenz eingeführt worden sei, um Freiheitsentzug zu rechtfertigen. Die Verkürzung des Genesenen-Status auf drei Monate bezeichnete sie als politische Willkür.
Die Kreisspitze der Grünen stellt in ihrer Mitteilung klar, dass sie „die derzeit geltenden Anordnungen zur Verhinderung der weiteren Ausbreitung des Coronavirus und seiner Maßnahmen vollumfänglich unterstütze. Sie seien der Versuch, die Pandemie in den Griff zu bekommen, eine Überlastung der Intensivstationen in den Krankenhäusern zu verhindern und eine gute medizinische Versorgung aller Personen zu gewähren – auch solcher, die nicht an Covid erkrankt sind.“ Ängste und Nöte von Mitbürgern müssten ernst genommen werden. Und Entscheidungen staatlicher wie politischer Institutionen könnten und sollten in einer Demokratie auch kritisch hinterfragt werden. „Meinungsfreiheit und Demonstrationsfreiheit zählen zu unseren höchsten Gütern. Dies rechtfertigt jedoch keine Teilnahme an den Spaziergängen als Grünen-Fraktionsvorsitzende“, werden Haßdenteufel und Cetiner zitiert.
Spaziergänge unangemeldet
Auch seien die „Spaziergänge“ vielerorts unangemeldet, illegal und böten Nährboden für gezielte gewalttätige Übergriffe gegen Journalisten und Angehörigen der Polizei.
So wie die Kreistagsfraktion unterstütze auch der Kreisvorstand die Erklärung des Kreises für „Offenheit, Respekt und Solidarität“ und rufe die Bürgerinnen und Bürger im Main-Kinzig-Kreis auf, die Erklärung zu unterschreiben. „Mit dem Unterzeichnen der Erklärung zeigen wir ganz klar: Wir unterstützen die Mehrheit unserer Bevölkerung und sind bereit, unser Leben ein wenig einzuschränken, um damit Leben zu retten.“ (how/Archivfoto: Bender)