Entscheidung in Neuberg vertagt

Bruchköbel – Die Suche nach dem Standort für das Gerätehaus einer fusionierten Neuberger Feuerwehr entwickelt sich in der Gemeinde zu einer zähen Angelegenheit. Eigentlich sollte in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am vergangenen Donnerstag eine Empfehlung für einen der beiden möglichen Standorte ausgesprochen werden. Dazu kam es aber trotz einer engagierten, teils hitzigen Diskussion nicht.
Stattdessen soll das Thema nun noch einmal in den Fraktionen beraten werde und am nächsten Donnerstag erneut auf den Tisch kommen.
Als Standort in Frage kommen bekanntlich der Bolzplatz in unmittelbarer Nähe des Sportzentrums sowie ein direkt neben dem REWE-Markt und an der Landstraße 3445 gelegener Acker. Diese Fläche müsste die Stadt jedoch erst erwerben, im Raum steht ein Kaufpreis von rund 600 000 Euro.
Schachtner präsentiert sein Konzept
Bürgermeister Jörn Schachtner präsentierte dem Ausschuss ein Konzept, das den Bolzplatz als Standort favorisiert. Zum einem, weil die rund 9000 Quadratmeter große Fläche bereits im Besitz der Gemeinde ist und zum anderen, weil die vorgeschriebenen Zu- und Ausfahrten zum Gelände bereits existierten. Hintergrund: Bei Feuerwehrgerätehäusern darf es keinen Kreuzverkehr geben. Damit soll die Gefahr gemindert werden, dass es zu Kollisionen zwischen ausrückenden Fahrzeugen sowie eintreffenden Einsatzkräften kommt. Die Problematik ist laut Schachtner ein zusätzlicher Kostenfaktor, weil im Fall des Ackers auch noch eine Einfädelspur gebaut werden müsste. „Grundstück und Straßenbaumaßnahmen würden uns etwa eine Millionen Euro kosten“, schätzt der Bürgermeister.
Als Ausgleichsmaßnahme für den Bolzplatz, der vor allem von vielen Jugendlichen genutzt wird, soll ein neues Kunstrasen-Kleinspielfeld an der Stelle der Tartanbahn des Sportzentrums gebaut werden. Diese müsste ohnehin für rund 40 000 Euro saniert werden, rechnet der Bürgermeister vor. Die Fläche soll dann auch von den Jugendlichen genutzt und mit einem digitalen Schließsystem vor Vandalismus geschützt werden. Dabei, so erklärte er, müssten Nutzer sich mit ihrem Handy einwählen, um die Tür zu öffnen. Somit sei nachvollziehbar, wer zuletzt die Anlage benutzt habe.
Ein Nachteil seines Konzepts seien die erhöhten Kosten, die durch Abtrag der Aufschüttung am Bolzplatzes anfielen. Doch stünden diese in keinem Verhältnis zum Kaufpreis des Ackers. Das Konzept des Bürgermeisters wird auch von der Feuerwehrführung priorisiert, die am Donnerstag im Zuschauerbereich des Ausschusses saß. Auch die Vereine, die TSG und der FSV Neuberg als unmittelbare Nachbarn, seien mit seinem Konzept einverstanden, erklärte Schachtner. Entsprechende Gespräche habe er bereits geführt.
Vehementer Widerspruch der CDU
Vehementen Widerspruch ernten seine Pläne bei der CDU. Fraktionschef Federico Theilen führte vor allem formelle Gründe ins Feld. Denn beschlossen worden sei, dass man die Vor- und Nachteile der Standorte ergebnisoffen und von einem neutralen Gutachter prüfen lasse. „Was Sie uns jetzt hier präsentieren, ist nur Ihre Meinung“, sagte er in Richtung Bürgermeister. Sein Fraktionskollege Walter Bernges wurde noch deutlicher: „Im Grunde wurde der Gemeinderatsbeschluss einfach nicht umgesetzt.“ Der Bolzplatz sei zudem ein Anlaufpunkt für die Jugend in der Gemeinde. Auch sieht die CDU keinen Grund zur Eile bei der Entscheidung. „Man kann das Feuerwehrgerätehaus auch schon planen, ohne zu wissen, wo es steht“, so Bernges. Dazu Bürgermeister Schachtner: „Ein Haus zu planen, ohne zu wissen, wo es gebaut wird, halte ich für eine Fahrlässigkeit.“ Christoph Esch, der jetzt als Liberale Basis Neuberg firmiert, schlug vor, über die Frage des Standorts die Bürgerschaft entscheiden zu lassen. Dies hält Jörn Schachtner aufgrund des Aufwands allerdings nicht für angemessen. Dennoch, so der Bürgermeister, wolle er möglichst eine breite Mehrheit für die Entscheidung haben und sein Projekt nicht ohne ausgewogene Diskussion einfach so durchdrücken.
Zur Erinnerung: Die SPD verfügt im Gemeindeparlament seit dem Wechsel des Abgeordneten Herbert Flötenmeyer von den Grünen zur SPD über die absolute Mehrheit. Schachtner möchte für die Parlamentarier noch einmal eine Begehung der beiden Standorte anbieten. Und auch die Bürger sollen im Rahmen einer Bürgerversammlung über die Pläne der Verwaltung informiert werden.
Dennoch: In der künftigen Haupt- und Finanzausschusssitzung am kommenden Donnerstag könnte eine Vorentscheidung fallen. Denn auf die lange Bank schieben möchte die SPD die Angelegenheit nun nicht mehr. Neun Monate, so lange diskutiere man nun schon darüber, sollten eigentlich reichen als Entscheidungszeitraum, sagte der Sozialdemokrat Michael Giffels. (Von Holger Weber)