1. Startseite
  2. Region
  3. Main-Kinzig-Kreis
  4. Neuberg

Fashion made in Neuberg

Erstellt:

Kommentare

Samuel Gärtner präsentiert auf dem elterlichen Reiterhof zwischen Ravolzhausen und Rüdigheim ein selbst entworfenes Einzelstück aus einer Show.
Samuel Gärtner präsentiert auf dem elterlichen Reiterhof zwischen Ravolzhausen und Rüdigheim ein selbst entworfenes Einzelstück aus einer Show. © Detlef Sundermann

Neuberg – Ein junger Neuberger überrascht mit seinen Entwürfen die Modewelt. Samuel Gärtner, 24 Jahre alt, hat seine Kollektionen schon auf Catwalks verschiedener Städte präsentiert, zuletzt in New York.

„Der Hut ist mein Markenzeichen“, sagt Samuel Gärtner zu der schwarzen Melone mit der breiten Krempe, die er derzeit über seinen dunklen Locken trägt. Seinen eigenen Stil kann man in der Branche nicht früh genug haben, in der sich der 24-Jährige offenbar mit ziemlich großen Schritten nach oben bewegt. Gärtner entwirft Mode.

Vor dem Blick in das Atelier hat Gärtner gewarnt: „Hier herrscht noch ein ziemliches Durcheinander, Koffer und Kisten sind noch nicht alle ausgepackt.“ Nach dem Umzug der Eltern, die vor kurzem einen Reiterhof in Neuberg übernommen haben, hat das kreative Schaffen bei Samuel Gärtner Vorrang vor Auspacken und Einräumen. Zwei Nähmaschinen auf dem Arbeitstisch und verschiedene Stoffe auf dem Boden, darunter ein sich hervorhebender roter schottischer Tartan.

Seine Mutter hat ihn immer chic angezogen

Wie sein Interesse für Mode entstanden ist? Darauf hat er zwei Antworten. „Unsere Mutter hat uns als Kinder immer chic angezogen“, sagt er. Aber auch die Schule habe ihren Beitrag zu seinem jetzigen Werdegang geleistet. Gärtner, der in Frankfurt geboren ist und dort aufwuchs, besuchte eine Waldorfschule. „Nähen und Schneidern war Pflichtfach. Dort habe ich die Grundlagen gelernt“, sagt er. Für ihn wurde die Pflicht rasch zur Leidenschaft. Nach der Schule habe er jedoch zunächst Mode verkauft, ohne das eigentliche Berufsziel aus den Augen zu verlieren. Das Zeichnen von Entwürfen lernte er beim Frankfurter Städel-Meisterschüler und Künstler Wolfram Sachs. Modedesign kann man studieren, wichtiger seien jedoch Kreativität und Talent, sagt Gärtner.

„Dann kam die Corona-Zeit mit ihren Lockdowns. Aus Langeweile habe ich meine verstaubten Nähmaschinen wieder hervorgeholt“, erzählt Gärtner. Was zuvor zu Papier gebracht worden war, wurde nun mit Stoffen verwirklicht. 2021 bewarb er sich bei der Fashion Week Frankfurt. „Es war meine erste Show, und die war gut gelaufen“, sagt Gärtner. Davon angetrieben, organisierte er eigene Schauen etwa im Frankfurter Palmengarten und auf dem Eisernen Steg. Hinzu kamen internationale Fotosessions. Eine durfte sogar in den kunstheiligen Hallen des Frankfurter Städel aufgenommen werden. „Das ist bislang nur wenigen Künstlern gestattet worden.“ Das Museum mit seiner Kunst der Alten Meister bis hin zu Gegenwartskünstlern ist laut Gärtner ein guter Ort für Haute Couture. „Mode ist Kunst“, sagt Gärtner.

Sein gestalterischer Rahmen ist keineswegs eng

Der 24-Jährige fasst seinen gestalterischen Rahmen keineswegs eng. „Mich reizt die Kombination, den Transfer von Extravagantem mit Tragbarem, die Mischung aus Haute Couture und Streetware“, sagt er. Dabei nimmt er auch gerne traditionelle Zitate auf, etwa mit der Stoffauswahl mit Tweet oder Tartan. Seine Kleidung soll der Trägerin oder dem Träger ermöglichen, „sich über die Mode ausdrücken zu können“. Die meisten Menschen passten sich dem jeweiligen modischen Trend an, auch, um sich auf diese Weise stärker als Teil einer Gesellschaft zu definieren. So sei die Situation auch in Deutschland. Mehr Offenheit beim Thema Mode sieht Gärtner im Ausland, etwa in Amerika. Die Teilnahme an der diesjährigen Fashion Week in New York oder Stücke im Showroom eines Leuteausstatters für den „roten Teppich“ sind die ersten Verbindungen dorthin. Allerdings ist für Gärtner auch Frankfurt ein gutes Pflaster für den besonderen Geschmack. Mit einem dortigen Schmuckunternehmen sei eine Kooperation zustande gekommen.

Um Erfolg zu haben, sei es wichtig, Reichweite zu erlangen, sagt Gärtner. Auf Social-Media-Plattformen sei ihm das bereits gelungen, aber auch mit den Models, die seine Sachen präsentiert haben. Allerdings sei der Markt für anspruchsvolle Mode auch übersättigt. Vom Modedesign leben kann Gärtner derzeit nicht, weil die Masse noch fehlt und der Preis hoch ist. „Alle Stücke sind derzeit von mir handgefertigt, das hat seinen Preis“, sagt er. Daher zähle zu den nächsten Schritten, mit einer Kollektion oder einzelnen Stücken in die Produktion zu gehen. Hierbei verlässt er sich nicht allein auf seinen Instinkt, sondern auf sein Wissen. Neben der zeitintensiven Arbeit im Modedesign und der Umsetzung seiner Schauen studiert er Management und Marketing. (Von Detlef Sundermann)

Auch interessant

Kommentare