Grüne wollen einen Neuanfang in Neuberg

Neuberg – So schnell veraltet eine Website. „Wir Grünen in der Gemeindevertretung“, heißt es auf der Homepage des Ortsverbands der Ökopartei in Neuberg. Seit gut einer Woche gibt es jedoch keine Fraktion der Grünen mehr im Gemeinderat, wie man weiß. Nachdem die Vorsitzende Melanie Esch und ihr Mann Christoph sowie auch Herbert Flötenmeyer die Ökopartei verlassen haben, herrscht Leere auf den Bänken der Partei.
Nun sitzt mit Andrea Hüller nur noch eine Beigeordnete der Grünen im Gemeindevorstand.
Aber für diese soll es in Neuberg kein Abschied für immer sein. Bereits im März will die Partei einen Neuanfang starten, wie der Kreisverband jetzt auf Anfrage unserer Zeitung erklärte. Es soll ein neuer Vorstand gebildet werden, der dann weiter grüne Politik in der Gemeinde machen soll – quasi als außerparlamentarische Fraktion. Eine vollständige Rückkehr der Mandatsträger ist erst nach den nächsten Kommunalwahlen möglich.
Eklat wegen „Spaziergang“
Bekanntlich war es in der Partei zu einem Eklat gekommen, weil Melanie Esch als Fraktionsvorsitzende an den „Spaziergängen“ in Bruchköbel teilgenommen hatte, also an einer Kundgebung gegen die geltenden Corona-Maßnahmen. Daraufhin kam sie einer Aufforderung des Kreisverbandes nach und verließ die Partei und somit auch die Fraktion. Ihr Mann war ihr dann gefolgt. Herbert Flötenmeyer hatte bereits vor den Eschs den Ausstieg bekannt gegeben, weil er mit den „Spaziergängen“ seiner Fraktionsvorsitzenden nicht einverstanden war.
Das alles sei für die Partei unglücklich gelaufen, sagt Viola Haßdenteufel, Vorstandsmitglied der Kreisgrünen. Und bitter sei es vor allem vor dem Hintergrund des starken Wahlergebnisses, das die Partei bei der vergangenen Kommunalwahl in Neuberg erzielt habe. Dort hatte die Ökopartei 5,7 Prozent zugelegt und ihre Sitze von zwei auf drei erhöht. Der Kreisverband selbst gibt sich keine Schuld an der Entwicklung. Man lasse den Ortsverbänden bei der Gestaltung ihrer Politik Freiheit. „Dass so etwas passiert, ist eben das Risiko, das wir in Kauf nehmen müssen“, so Haßdenteufel, die optimistisch ist, dass man schnell wieder eine schlagkräftige Mannschaft auf die Beine stellen wird. Dazu sollen jetzt auch passive und neue Mitglieder gewonnen werden.
„Wir sind jetzt nicht mehr die Esch-Partei“
Bei den verbliebenen Mitgliedern im Ortsverband bewertet man die jüngste Entwicklung ganz offensichtlich positiv. „Wir sind jetzt nicht mehr die Esch-Partei, sondern können endlich wieder grüne Politik machen“, sagt Andrea Hüller, die Beigeordnete. Sie wird voraussichtlich mit Andreas Kögl, einem ehemaligen Gemeindevertreter, sowie Philip Barthel in den neuen Vorstand rücken.
„Wir werden in Neuberg für ein Comeback unserer Partei kämpfen“, sagt Hüller. Und dazu seien auch viele neue Mitglieder eingeladen, fügt sie hinzu. (Von Holger Weber)