Neuberger Gewerbegebiet in Planung

Neuberg – Das Potenzial Neubergs, sich wirtschaftlich weiterzuentwickeln, ist nach aktuellem Stand begrenzt. Der noch geltende Flächennutzungsplan sieht für die Gemeinde nur eine etwa 3,8 Hektar große Fläche vor, auf der neues Gewerbe angesiedelt werden könnte oder Neuberger Firmen die Möglichkeit hätten, zu expandieren. Es handelt sich um zwei Äcker am östlichen Rand von Ravolzhausen, dem sogenannten „Selbolder Pfad“.
Das Areal erstreckt sich von der alten Hüttengesäßer Straße bis zu den „Jockelsäckern“
Die Ergebnisse einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern zeigen, dass es durchaus Interesse an dem potenziellen Gewerbegebiet gibt, auf dem laut Bürgermeister Jörn Schachtner (SPD) vor allem Betriebe von kleiner und mittlerer Größe angesiedelt werden sollen. Logistikunternehmen wie etwa in den Nachbarkommunen Erlensee und Hammersbach wolle man in Neuberg ausdrücklich nicht haben, betonte der Sozialdemokrat jetzt bei einer Informationsveranstaltung im Neuberger Bürgerhaus. Bereits sechs oder sieben Neuberger Unternehmen haben laut Schachtner ernsthaftes Interesse angemeldet, sich in dem potenziellen Gewerbegebiet niederzulassen.
Bedarf für neue Flächen ist da
Die Ergebnisse der Umfrage, an der sich 46 Unternehmen beteiligt haben, zeigen, dass die meisten Neuberger Betriebe ihre wirtschaftliche Lage durchaus positiv bewerten. Ungeachtet der Corona-Krise, des Ukraine-Konflikts, den damit verbundenen Energieproblemen, der Inflation und des Klimawandels glauben 26 Befragte an eine erfolgreiche Entwicklung ihres Unternehmens. Immerhin 20 Unternehmen bejahten die Frage, ob sie für sich in Neuberg Erweiterungsbedarf sehen und dafür zusätzliche Flächen am Ort benötigten. 28 der befragten Unternehmen gaben an, dass sie an ihrem aktuellen Standort keine Möglichkeiten sehen, um räumlich weiter zu wachsen. Gebraucht werden Flächen vornehmlich für Büro und Verwaltung, Pkw-Stellplätze sowie Lager. Aber auch für Produktion und Werkstätten wird Platz gesucht.
22 Unternehmer präferierten, neue Flächen zu kaufen, 15 wollen Flächen mit bereits vorhandenen Immobilien kaufen und weitere 15 suchen Bestandsimmobilien zur Miete.
Deutlich wurde bei der Umfrage auch eine gewisse Treue zum Standort Neuberg. Auf die Frage, welche Standorte für die Flächensuche infrage kommen, antworteten 21 Unternehmen, sie würden vornehmlich in Neuberg suchen. Neun würden auch Standorte im näheren Umkreis von 15 Kilometern ins Auge fassen. Sieben gingen zudem an andere Standorte im Main-Kinzig-Kreis, und nur fünf Betriebe hätten auch kein Problem damit, in Nachbarlandkreise auszuweichen. Als wichtige Standortfaktoren nannten die Befragten vor allem eine gute Internetversorgung, eine gute Verkehrsanbindung sowie die Nähe zu Kunden und Lieferanten.
Anbindung noch offen
Aus den Reihen der Bürgerschaft kamen vor allem Fragen, die die Anbindung des möglichen Gewerbegebiets betreffen. Würde es eine Zufahrt über die alte Hüttengesäßer Straße geben oder etwa über die Straße In den Jockelsäckern? Dies, so Schachtner, könne zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit Bestimmtheit gesagt werden, denn man stehe ja noch ganz am Anfang des Projekts. Nach seiner Einschätzung könne das Gebiet frühestens in einem Zeitraum von vier bis sechs Jahren erschlossen werden. Derzeit befasse man sich mit der Ausschreibung für einen Projektentwickler, der sowohl für den Ankauf als auch das betriebswirtschaftliche Management der Flächen verantwortlich wäre. Dies sei eine Aufgabe, die von der Gemeinde nicht geleistet werden könne. Da sei man auf Dienstleister angewiesen.
Eine erste Abfrage habe ergeben, dass die Eigner des Grunds und Bodens, über den sich das Gewerbegebiet erstrecken würde, zum Verkauf bereit wären. Über Preise sei noch nicht gesprochen worden. „Am Ende hängt alles davon ab, ob es zur Überlassung der Grundstücke kommt“, so Schachtner.
Im Bürgerhaus waren aber auch kritische Stimmen zu hören, die vor allem den Verbrauch von wertvollen Ackerflächen bemängelten. Auch hätten es einige Bürger bevorzugt, die „Möbelland-Fläche“ am Ortseingang von Ravolzhausen zu einem Gewerbegebiet auszuweisen. Das Grundstück hat bekanntlich vor Jahren schon ein Investor aus Bad Hersfeld gekauft. Er beabsichtigt, dort rund 250 Wohnungen zu bauen. Derzeit wird zwischen ihm und der Gemeinde ein städtebaulicher Vertrag ausgehandelt. Die Möbelland-Option hätte auch Bürgermeister Jörn Schachtner bevorzugt. Aber dafür sei es jetzt zu spät, befürchtete der Verwaltungschef. Dennoch versprach er einem Bürger, dem Investor einen Gebietstausch vorzuschlagen. Die Chance, dass sich dieser darauf einlasse, bemerkte Schachtner, sei jedoch sehr gering. (Von Holger Weber-stoppacher)