Selbst der „Hepp“-Ruf wird in Neuberg geübt

Neuberg – Deutsch, Rechnen oder Erdkunde, alles fällt in dieser Woche für die gut 160 Schüler und Schülerinnen der Neuberger Erich-Simdorn-Schule aus. In den Klassenzimmern sind Tische und Stühle gegen die Wände geschoben worden, selbst der Computerraum ist Trainingsstätte für Jongleure oder tuchwirbelnde Artisten.
Wer mehr Platz und Höhe zum Einstudieren seiner Nummer benötigt, findet diesen in der Turnhalle und nebenan auf der Wiese im großen Zirkuszelt. Die Feuerwehrclowns proben hingegen faxenmachend und grimassenziehend auf dem Pausenhof.
An der Grundschule steht die Projektwoche in diesem Jahr unter dem Thema Schulzirkus. Das Ergebnis wird in drei Vorstellungen präsentiert. Am heutigen Freitagmorgen steigt die öffentliche Generalprobe vor Kita-Kindern und Schülern aus umliegenden Grundschulen und ab 17 Uhr eine Vorstellung für Eltern und Interessierte. Am Samstag heißt es ab 11 Uhr Manege frei. Laut Schulleiterin Silke Burhenne ist das Kartenkontingent mittlerweile sehr knapp.
Schon vor zwei Jahren geplant
„Eigentlich war das Projekt Schulzirkus vor zwei Jahren als etwas Besonderes zum 60-jährigen Bestehen der Schule vorgesehen. Aber dann kam Corona“, sagt Burhenne. Als festgestanden habe, dass nach den Sommerferien die Corona-Maßnahmen an den Schulen nicht wieder verschärft werden, wurde die Chance genutzt, das Ausgefallene nachzuholen. In Windeseile wurde geplant, organisiert. Es wurden Elternhelfer verpflichtet und vor allem nicht irgendein, sondern ein pädagogischer Zirkus engagiert, so Burhenne.
Auf die Schnelle konnte „ZappZarap“ aus Leverkusen zusagen, der seit 2005 besteht und ein zirkuspädagogischer Projektanbieter ist – und das für alle Jahrgänge in Schulen. Der Zirkus brachte auch ein Zelt samt der Ausstattung aus Sitzreihen und Manege sowie eine Heizanlage mit. Der Eintritt und ein Zuschuss vom Schulförderverein sichern die Finanzierung.
Bevor am Montag die Schüler der Klassen eins bis vier das Artistentraining aufnahmen, hatten am Wochenende die 15 Lehrer und Lehrerinnen Schulung bei den drei Zirkuspädagogen. Immerhin werden zehn Genres aufgeführt: von Clownerie, Feuer- und Leiterakrobatik, Seiltanz bis hin zu Turnen am Trapez. Jede Lehrkraft wurde für ein Genre eingearbeitet, um die Gruppe zu trainieren. Dabei mussten sich die Pädagogen aktiv selbst in die Rolle des Zirkuskünstlers begeben, Jonglieren oder Bodenakrobatik üben. Welches Kind in welche Gruppe kam, das wurde am Montagmorgen festgelegt, nachdem die Lehrer ihr Genre vorführten.
Alle motiviert dabei
Keiner in der Schulgemeinde habe sich vor der Herausforderung gedrückt, alle seien mit hoher Motivation dabei, so Burhenne. Auch die Eltern packen mit an, sei es beim Zeltaufbau oder während des Vorstellungsbetriebs, etwa beim Karten- oder Popcornverkauf. Für Burhenne ist der Schulzirkus ein tolles Gemeinschaftsprojekt.
Wenn am Samstag die Musik in der Manege verstummt und das Kuppelzelt wieder abgebaut wird, muss es nicht das letzte Mal gewesen sein. Mit Teilnehmenden, Eltern und Förderverein soll es eine Nachbesprechung geben. Laut Schulleiterin sei es vorstellbar, den Schulzirkus alle vier Jahre zu veranstalten, sodass jedes Kind einmal daran teilnehmen könne.
Das Vorhaben passe gut in das Schulkonzept. Die „Erich-Simdorn“ sei im Landesprogramm Schule und Gesundheit für die Bereiche Bewegung und Wahrnehmung zertifiziert. „Jedes Kind kann beim Schulzirkus was lernen. Auch die Schüler, die in den üblichen Fächern eher schwach sind“, sagt Burhenne.
Aber mindestens genau so wichtig sei für alle Schüler die Stärkung des Selbstwertgefühls. „Die Kinder trauen sich was vor Publikum und erhalten mit dem Applaus eine Wertschätzung.“ (Von Detlef Sundermann)
