Überhebt sich die Gemeinde Neuberg?

Neuberg – Neubergs Gemeindevertreter haben mit Blick auf das neue Feuerwehrgerätehaus einen weiteren wichtigen Schritt unternommen. Einstimmig stimmten sie für eine Variante, die auf dem Areal 48 Parkplätze sowie ein knapp 600 Quadratmeter großes Freizeitgelände vorsieht. Doch von Euphorie konnte bei der Sitzung am Mittwochabend keine Rede sein. Eher machte sich im Bürgerhaus Skepsis darüber breit, dass die Gemeinde einem solchen finanziellen Kraftakt gewachsen ist – und das, obwohl die Kosten noch gar nicht feststehen.
Es gibt nur vage Schätzungen von sechs bis sieben Millionen Euro, die Gemeindevertreterin Melanie Esch äußerte gar den Verdacht, wegen stark steigender Baukosten könnten am Ende sieben bis acht Millionen Euro auf die Gemeinde zukommen.
Jetzt, wo der grobe Plan für das neue Gerätehaus feststeht, erhoffen sich die Gemeindevertreter bald „verlässliche Zahlen“, wie es CDU-Fraktionschef Federico Theilen ausdrückte. Man habe dem Entwurf jetzt nur zugestimmt, damit Förderanträge auf den Weg gebracht werden können. Eine finale Zustimmung zu dem vorgelegten Modell sei dies jedoch nicht, betonte Theilen. Die CDU, Neuberger Liste und die Neue Fraktion, bestehend aus den ehemaligen Grünen-Abgeordneten Melanie und Christoph Esch, wollen ihre Zustimmung von den Belastungen abhängig machen, die auf die Gemeinde zukommen. Melanie Esch kritisierte, dass andere Investitionen zurückgestellt würden, aber beim Feuerwehrgerätehaus wenig auf die Kosten geachtet werde. Kosten von sieben bis acht Millionen ließen sich nur durch eine Verdopplung der Grundsteuer auffangen, befürchtete sie. „Dann liegen wir bei 1200 Punkten. Es ist unehrlich, dies den Menschen zu verschweigen, die durch die Wirtschaftskrise ohnehin stark belastet werden.“
Dennoch: Es ist keine Frage, ob ein neues Feuerwehrgerätehaus in Neuberg gebaut wird, sondern allenfalls, wie es gebaut wird und wie teuer es werden darf. Denn beide Gerätehäuser in den Ortsteilen Ravolzhausen und Rüdigheim sind abgängig und entsprechen nicht mehr den Sicherheitsvorschriften. Weder in Ravolzhausen noch in Rüdigheim gibt es mittlerweile vorgeschriebene Schwarz-Weiß-Bereiche, wobei es sich um Umkleideräume handelt, in denen die Feuerwehrleute kontaminierte Kleidung abstreifen und sich duschen können. Die Anfahrtswege für die Feuerwehr sind in beiden Häusern nicht gesetzeskonform. Auch waren Mängel an beiden Gebäuden festgestellt worden. In Ravolzhausen haben sich bereits sichtbare Setzrisse gebildet, zudem ist der Boden der Fahrzeughalle wegen Unebenheiten dringend sanierungsbedürftig. Ähnliche Schäden wurden am Gebäude in Rüdigheim festgestellt, das 1999 und somit ein Jahr vor dem Feuerwehrgerätehaus in Ravolzhausen gebaut worden war.
Die beiden Ortsteilfeuerwehren sollen zudem zu einer Feuerwehr verschmolzen werden.
Von Holger Weber-stoppacher