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Amateurfunker aus Nidderau und Schöneck könnten bei Stromausfall Notrufe absetzen

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Gut gerüstet: Gernot Zehner (links) und Michael Traut mit der Ausrüstung (es fehlt die Antenne), um ein Notfunknetz aufzubauen.
Gut gerüstet: Gernot Zehner (links) und Michael Traut mit der Ausrüstung (es fehlt die Antenne), um ein Notfunknetz aufzubauen. © Thomas Seifert

Stromausfall seit fünf Stunden, die Kommunikation über Handy ist schon lange zusammengebrochen, Notrufe können nicht mehr abgesetzt werden. Dieses Szenario haben Funkamateure des Ortsverbands des Deutschen Amateurfunkclubs (DARC) Nidderau vor kurzem durchgespielt und mit einfachster, tragbarer und batteriebetriebener Technik ein funktionierendes Notfunknetz aufgebaut.

Nidderau/Schöneck – In einem Raum im Alten Schloss Büdesheim sitzen mit Gernot Zehner, Zweiter Vorsitzender des Ortsverbands Nidderau, und Michael Traut, Vorsitzender des Schönecker Pendants, zwei „alte Hasen“ dem Reporter dieser Zeitung gegenüber. Während Letzterer durch ein Walkie-Talkie und später CB-Funk zur Materie hingeführt wurde, war es bei Zehner ein Funkamateur im JUZ in Dörnigheim, der ihn auf den Geschmack gebracht hat. Beide waren von den Möglichkeiten fasziniert, mit erschwinglicher Technik Funkkontakte zu allen Kontinenten auf dieser Welt herstellen zu können.

Lizenz und richtiges Funkgerät notwendig

„Natürlich haben sich Technik und Geräte enorm weiterentwickelt“, stellen Zehner und Traut fest und präsentieren ihre beiden kleinen Handfunkgeräte „mit denen wir aus diesem Raum mit einem Funkamateur an der Ostküste der USA in Kontakt treten können. Oder den Funkverkehr mit der Internationalen Raumstation ISS mithören und von dort gesendete Fotos empfangen können.“

Um Funkamateur werden zu können, gilt es zunächst, eine Lizenz bei der Bundesnetzagentur zu erwerben, bei deren Prüfung neben den wichtigen rechtlichen Vorschriften, funktechnischen Fragen auch technisches Verständnis für den Aufbau der Geräte gefragt sind. Dann muss das richtige Funkgerät samt passender Antenne ausgesucht werden, was bei einer gebrauchten Erstausstattung für um die 400 Euro zu haben ist.

Mitglieder unterstützen Neulinge

„Bei der Vorbereitung auf die Prüfung und beim Kauf der ersten Geräte geben unsere Mitglieder gerne Ratschläge und Tipps. Und inzwischen bauen auch sehr viele Funkamateure ihre Anlagen nach ihren Bedürfnissen und Ansprüchen selbst. Das wird selbst bei sehr leistungsfähigen Geräten dann natürlich viel billiger als bei fertig gekauften“, betont Gernot Zehner.

„In beiden Vereinen gibt es Mitglieder, die technisch beschlagen sind und Neulingen gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen“, fügt Michael Traut hinzu. Während die Schönecker 24 Mitglieder zählen, sind es in Nidderau 54, von denen knapp die Hälfte regelmäßig aktiv ist.

Positive Bilanz nach Testlauf

Ziel des Versuchsaufbaus für den angenommenen Notfalls ist es, Verbindungen für Sprache und Fotos zu allen Funkamateuren in den Nidderauer Stadtteilen im 70-cm-UKW-Band herzustellen. Dafür wurde das auf der Hohen Straße auf Schönecker Gemarkung installierte Amateuerfunkrelais genutzt, das sich über mehrere Tage mit einer handelsüblichen Zwölf-Volt-Autobaterie betreiben lässt.

„Der Test verlief positiv. Nicht nur alle Nidderauer Stadtteile konnten von dieser exponierten Lage aus funktechnisch erreicht werden, es war auch möglich, in einem Umkreis von 50 Kilometer Verbindungen aufzunehmen. Wichtig ist dabei, dass die Rettungsleitstelle des Main-Kinzig-Kreises in Gelnhausen innerhalb dieser Zone liegt und dorthin auch Notrufe gesendet werden könnten“, resümiert Zehner das Ergebnis des Tests.

Funkamateure dürfen nur nach Anweisung handeln

Allerdings schränkt Michael Traut ein, dessen Ortsverband in dieser Sache inzwischen eng mit Nidderau kooperiert, dass die Funkamateure nur auf Anweisung handeln dürfen, also von Amtspersonen gebeten werden müssen, mit ihrer Technik auszuhelfen, so sei die Gesetzeslage. Nur bei unmittelbarer Gefahr für Leib und Leben könnte Eigeninitiative greifen.

„Die Mitglieder unserer beiden Ortsverbände sind bereit, in solch einem Not- oder Katastrophenfall ihr Wissen und ihre Geräte für Notfunk und die Weiterleitung von Notrufen zur Verfügung zu stellen. Inwieweit die Verantwortlichen bei Gemeinden, Städten oder dem Kreis dieses Angebot nutzen wollen, konnte bislang noch nicht erörtert werden“, betont Gernot Zehner. Traut betont abschließend: „Funkamateure wissen und erfahren viel, sie sind in der Nachbarschaft und in der ganzen Welt unterwegs.“

Wer sich für den Amateurfunk interessiert und einmal in die Welt von Kurz- und Ultrakurzwelle schnuppern möchte, kann sich bei Gernot Zehner (nidderau-afu@gmx.de) oder bei Michael Traut (info@f75-schoeneck.de) per E-Mail melden.

Von Thomas Seifert

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