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Der neue Abgeordnete Lennard Oehl aus Nidderau vor der Konstituierung des Bundestags

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Von: Yvonne Backhaus-Arnold

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Generationenwechsel: Lennard Oehl (links) ist gelungen, was der scheidende SPD-Bundestagsabgeordnete Sascha Raabe seit zwei Legislaturperioden nicht mehr geschafft hat – das Direktmandat im Wahlkreis 180 gewinnen.
Generationenwechsel: Lennard Oehl (links) ist gelungen, was der scheidende SPD-Bundestagsabgeordnete Sascha Raabe seit zwei Legislaturperioden nicht mehr geschafft hat – das Direktmandat im Wahlkreis 180 gewinnen. © mike bender

Zwischen Berlin und Lennard Oehl liegen aktuell 2000 Kilometer. Bis Donnerstag hat der Nidderauer das graue Wetter in Deutschland gegen Sonne in Süditalien getauscht. „Ich musste mal ein bisschen rauskommen“, sagt der frisch gebackene Bundestagsabgeordnete, der im Wahlkreis 180 das Direktmandat für die SPD gewann, am Telefon.

Nidderau - Was seit dem 26. September geschieht, kann der 28-Jährige nicht aus dem Stegreif in Worte packen. Zu viel ist passiert, die Eindrücke seien enorm gewesen. Er habe Tage gebraucht, um auf alle Glückwünsche zu reagieren, gesteht der Nidderauer, der am Wahlabend nicht nur mit vielen Sozialdemokraten aus dem Kreis, sondern auch mit Familie und Freunden gefeiert hat.

„Meine Eltern sind natürlich sehr stolz auf mich“, erzählt Oehl, der gemeinsam mit zwei jüngeren Brüdern aufgewachsen ist. Sie alle seien angesprochen und gebeten worden, Glückwünsche an ihn zu überbringen. „Es war schön, zu erleben, dass es Menschen gibt, die sich mit einem freuen.“

Am Tag nach dem Wahlsieg ist er gemeinsam mit dem scheidenden SPD-Bundestagsabgeordneten Sascha Raabe in den Zug nach Berlin gestiegen, eine Stadt, die ihm bisher wenig vertraut war und die er erst noch kennenlernen müsse. Genauso wie die Räumlichkeiten des Reichstags.

Schon in der Wahlnacht Bewerbungen für Büromitarbeit

Parallel zur Einarbeitung in den Bundestag musste Oehl sein altes Leben abwickeln. „Man gibt innerhalb von einer Woche sein Berufsleben auf“, sagt er und es klingt ein bisschen Wehmut mit, wenn der Nidderauer, der als Analyst im Bankenbereich tätig war, über seine in Frankfurt ansässige Firma spricht. Er habe gern dort gearbeitet, räumt er ein. Deshalb sei es für ihn auch wichtig gewesen, sich persönlich von den Kolleginnen und Kollegen zu verabschieden, Projekte abzuschließen, Übergänge einzuleiten.

War seit der Wahl dreimal in Berlin: der SPD-Bundestagsabgeordnete Oehl.
War seit der Wahl dreimal in Berlin: der SPD-Bundestagsabgeordnete Lennard Oehl aus Nidderau. © Privat

Direkt in der Wahlnacht gingen erste Bewerbungen bei Oehl ein. In den darauffolgenden Tagen wurden es immer mehr – sogar über Instagram trudelten sie ein. Viele Bewerbungen kamen von Mitarbeitern ehemaliger Bundestagsabgeordneter, auch aus anderen Parteien. Oehl sichtete die Unterlagen, reiste zwei weitere Male nach Berlin, um Gespräche zu führen. „Das war mir wichtig“, sagt er. Dass er sich plötzlich auf der anderen Seite des Tisches wiederfand, sei ungewohnt gewesen.

Jetzt steht das Team für Berlin. Oehls Büro dort wird von Patrick Volk geleitet, der früher für Per Steinbrück gearbeitet hat. Eigene Räume hat das Team bisher noch nicht. „Übergangsweise stellt uns Bettina Müller Räumlichkeiten in ihrem Büro im Bundestag zur Verfügung“, erzählt der Sozialdemokrat.

Noch keine Wohnung in Berlin

Die technischen Geräte jedenfalls sind eingerichtet, E-Mail-Anfragen ploppen auch schon an der richtigen Stelle auf. Neben dem Büro fehlt auch noch die Wohnung, „aber das hat keine Eile“, sagt Oehl. Einen favorisierten Stadtteil für seine Zweitwohnung hat er jedenfalls noch nicht. „Dafür kenne ich Berlin zu wenig.“

Und auch vor Ort ist der Neue gut aufgestellt. Die Büroleitung im Wahlkreis 180 hat Jan Lukas übernommen. Der Rodenbacher hat bisher für Bettina Müller gearbeitet, sich jetzt für die Leitung des Oehl-Teams vor Ort beworben. Die Räumlichkeiten am Freiheitsplatz 6, wo schon Sascha Raabe sein Büro hatte, bleiben. Hier hat auch die SPD-Geschäftsstelle ihre Heimat.

Die größte Herausforderung für die kommenden Wochen und Monate? Da muss der frisch gebackene Bundestagsabgeordnete nicht lange überlegen. „In Berlin ankommen und einen Rhythmus finden mit dem neuen Team.“ Wahlkreiswochen und Wochen im Bundestag werden sich ab Montag abwechseln. „Ich muss jetzt meine Rolle finden – nicht mehr als Kandidat, sondern als Abgeordneter.“ Wichtiger Ratgeber sei neben Raabe auch der ehemalige Bundestagsabgeordnete Bernd Reuter aus Nidderau.

Antrittsbesuche bei Bürgermeistern im Wahlkreis geplant

Ideen und Pläne hat Lennard Oehl viele. Einige Antrittsbesuche bei Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern in seinem Wahlkreis sind schon terminiert, auch Verbände und Unternehmen will er besuchen. „Dafür war im Wahlkampf nicht genug Zeit.“

Dass die Ampel kommt, freut den Nidderauer. Er habe es in Rheinland-Pfalz beobachtet, glaube, dass es – nach den vielen Jahren Groko – auch ein Modell für den Bund sein könne. „In jedem Fall ist es eine interessante Konstellation.“

In seinem Wahlkreis würde Oehl 2022 gern ein zweites Wahlkreisbüro einrichten. Wo, stehe allerdings noch nicht fest. Auch über seine Social-Media-Kanäle will der 28-Jährige die Menschen mitnehmen, ein bisschen Einblick in seine Arbeit geben.

Schlag auf Schlag geht es jetzt weiter. Oehl mag den Takt. Am Freitag reist er in Berlin an, Montagnachmittag ist Fraktionssitzung, Dienstag Konstituierung des neuen Bundestags, am Freitag die nächste Kreistagssitzung.

Eine Sache hat Oehl sich ganz fest vorgenommen: „Ich will auf dem Boden bleiben, nicht in der Berliner Blase versacken.“ (Von Yvonne Backhaus-Arnold)

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