Deutsche Bahn informiert in Nidderau über konkrete Ausbaumaßnahmen für Niddertalbahn

Seit Jahrzehnten wird über einen Ausbau der für Frankfurt-Pendler wichtigen Niddertalbahn von Stockheim nach Bad Vilbel diskutiert. Nidderau, Schöneck und Niederdorfelden würden davon profitieren. Nun liegt ein konkreter Plan für die Ausbaumaßnahmen vor, die bis 2028 umgesetzt sein sollen.
Nidderau – Bis wie geplant von Anfang 2028 an elektrifizierte Züge auf der dann ausgebauten Niddertalbahn zwischen Bad Vilbel und Stockheim fahren, werden Anwohner und Bahnbenutzer „noch viel Geduld mitbringen und längere Leidenszeiten wegen wochen- und monatelang gesperrter Streckenabschnitte hinnehmen müssen“. Dies prophezeite Marco Rasbieler, Leiter Technik Portfolio Frankfurt/Kassel bei DB Netze, am Dienstagabend zur Sonderausschusssitzung zum Ausbau der Niddertalbahn in der Willi-Salzmann-Halle in Windecken.
Dann aber, so Rasbieler, werde eine hochmoderne Strecke mit entsprechendem „Rollmaterial“ auf die Benutzer warten, die sich auf deutlich mehr Komfort, kürzere Taktzeiten, höhere Geschwindigkeiten und eine um zehn Minuten verkürzte Fahrzeit zwischen Stockheim und Frankfurt freuen könnten.
Bahnvertreter erläutern in Nidderau das Projekt
Die Bürgermeister, Parlamentarier und Verwaltungsmitarbeiter aus mehreren Anrainergemeinden und Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Nahverkehr (AGNV) sind am Dienstag von Rasbieler und Projektleiter Sebastian Brieger über den neuesten Planungsstand des Ausbaus der bislang eingleisigen und nicht-elektrifizierten Niddertalbahn informiert worden. Laut Rasbieler wird im kommenden Jahr das Planfeststellungsverfahren eröffnet.
Falls keine zeitverzögernden rechtlichen Mittel gegen die Pläne eingelegt werden, könne Mitte/Ende 2026 mit dem Bau begonnen werden: „Trotz eines sehr, sehr angespannten Bauplans rechnen wir mit der Streckenfreigabe Ende 2027“, sagte Bahn-Vertreter Rasbieler. Brieger erläuterte exemplarisch anhand verschiedener Bauprojekte die geplanten Maßnahmen, um die Niddertalbahn fit für die Zukunft zu machen.
Zweigleisiger Ausbau in Schöneck
Station Kilianstädten: In Richtung Büdesheim beginnt ein Abschnitt der Zweigleisigkeit, weshalb der bislang einseitige Bahnsteig verschwinden und in diesem Bereich eine Weiche eingebaut wird. Die neuen beidseitigen Bahnsteige werden ebenfalls in Richtung Büdesheim jenseits des Bahnübergangs der Uferstraße entlang des Grundstücks des Rewe-Getränkemarkts an den beiden Gleisen eingerichtet.
Station Büdesheim: Die Zweigleisigkeit endet in Richtung Nidderau nach dem dann mit zwei Bahnsteigen aufgewerteten Haltepunkt. Zwischen dem Bahnübergang Sudetenstraße und dem Tunnel werden mit einer Weiche die Gleise wieder zusammengeführt. Der neue Bahnsteig an der Spechtstraße wird mit einer Rampe barrierefrei erschlossen.
Bahnübergänge: An insgesamt 23 Bahnübergängen sind laut derzeitigem Planungsstand Neubauten oder Anpassungen unter anderem wegen der höheren Geschwindigkeiten notwendig, die mit den Straßenbaulastträgern abgestimmt sind. Hier stellte der Projektleiter Sebastian Brieger am Dienstagabend die Erweiterung des Bahnübergangs Uferstraße in Kilianstädten als Beispiel vor.
Tunnel stellen Herausforderung dar
Straßenüberführungen: Um die erforderliche lichte Höhe zum Einbau der Oberleitung zu erreichen, sind Gleisabsenkungen unter bis zu sechs solcher Bauwerke notwendig. Die Situation Am „Weg“ in Gronau mit steilen Böschungen stellt laut Projektleiter Brieger eine besondere Herausforderung dar. Im Büdesheimer Tunnel strebt man in Gesprächen mit dem Eisenbahnbundesamt an, die dort nicht erreichbare Normhöhe durch eine gesonderte Vereinbarung unterschreiten zu dürfen.
Eisenbahnüberführungen: Auch diese werden auf ihren Erhalt geprüft. Sebastian Brieger demonstrierte anhand zweier Bauwerke zwischen Büdesheim und Windecken zu welchen Ergebnissen die statischen Berechnungen geführt haben. Während die Brücke über die Nidder neu gebaut werden muss, kann die Überführung über den Flutgraben erhalten und modernisiert werden.
Zweigleisigkeit: Neben dem Abschnitt zwischen Kilianstädten und Büdesheim wird ein zusätzliches zweites Gleis zwischen Altenstadt und Höchst an der Nidder verlegt. Aufgrund der errechneten Taktzeiten nach dem Ausbau ist eine Zweigleisigkeit zwischen Stockheim und Altenstadt nicht notwendig, berichtete der Projektleiter.
Ausbauende zeitgleich mit neuem Fahrplan des RMV
Der geplante Abschluss des Ausbaus der Niddertalbahn fällt zusammen mit der Neuausschreibung der Strecke 3745 zwischen Bad Vilbel und Glauburg-Stockheim mit den 14 Stationen und den drei Kreuzungsbahnhöfen Niederdorfelden, Nidderau und Altenstadt durch den RMV, stellte Marco Rasbieler fest. Der Verkehrsverbund sei dann dafür zuständig, wie der Fahrplan ab 2028 aussehen werde. Bis dahin, ergänzte Rainer Vogel, Erster Stadtrat von Nidderau und Vorsitzender der AGNV, würden die Mitarbeiter von DB Netze regelmäßig über den Fortgang der Planungen berichten. Der nächste Termin sei für nach den Sommerferien geplant. (Von Thomas Seifert)
Die Ausbauziele bis 2028 zusammengefasst
Die Ziele des Ausbaus der Niddertalbahn sind die Elektrifizierung der 31,5 Kilometer langen Strecke, ein zweigleisiger Ausbau in zwei Abschnitten zwischen Büdesheim und Kilianstädten sowie Altenstadt und Höchst auf insgesamt etwa fünf Kilometern Länge und höhere Geschwindigkeiten auf der Hälfte der Strecke (bis zu 100 km/h), um die Reisezeit von Stockheim nach Frankfurt um zehn Minuten zu verkürzen. Zudem ist die Einführung eines generellen Halbstundentakts und in der Hauptverkehrszeit ein Viertelstundentakt vorgesehen. (tse)