Dreifaches Jubiläum auf der Kläranlage in Nidderau

Mit einem Tag der offenen Tür auf der Kläranlage Windecken feierte die Stadt am Samstag ein dreifaches Jubiläum: Sowohl der städtische Eigenbetrieb Stadtwerke als auch dessen Tochtergesellschaft Abwasser GmbH können auf ihr 25-jähriges Bestehen zurückblicken. Zudem wurde vor 20 Jahren die Kläranlage Windecken nach mehrjähriger Planungs- und Bauphase in Betrieb genommen.
Nidderau – Idyllisch im Grünen gelegen und auf den ersten Blick unspektakulär präsentierte sich die Kläranlage Windecken den zahlreichen Besuchern am Tag der offenen Tür. Mehrere Gebäude und Becken sowie ein Faulturm stehen auf dem Gelände zwischen Nidderaue und Umspannwerk der EAM. Vögel zwitscherten und Enten schwammen in einem der großen Becken. Dirk Baumann, Leiter der Kläranlagen Nidderau in Windecken und Erbstadt, begrüßte gemeinsam mit Bürgermeister Andreas Bär (SPD) und Erstem Stadtrat Rainer Vogel (Grüne) die erste von zwei Besuchergruppen. Daniela Wißner, Betriebsleiterin der Stadtwerke Nidderau, und ihr Stellvertreter Thomas Spachovsky, Mitarbeiter der Stadtverwaltung, ein Auszubildender (Fachkraft für Abwassertechnik), die fünf Mitarbeiter der Kläranlage Windecken sowie ein Mitarbeiter der Firma Wolf Umweltdienste standen bereit, um den Bürgerinnen und Bürgern einen Blick hinter die Kulissen zu geben.
Bei den Führungen gab es Antworten auf Fragen, wie das Abwasser aus den Haushalten zur Kläranlage gelangt, wie aus Abwasser wieder sauberes Wasser wird, was in die Toilette gehört und was in die Restmülltonne. Dirk Baumann erläuterte den interessierten Bürgern die Funktionsweise der modernen Abwasserreinigung, stellte die verschiedenen Bauwerke und technischen Einrichtungen der unterschiedlichen Reinigungsstufen, das Blockheizkraftwerk und die Photovoltaikanlage auf den Dächern der Anlagengebäude vor. Letztere sorgen für die notwendige Energie der Anlage mit hochkomplexen Systemen. Sie hat mit 375 Kilovolt-Amperes (kVA) einen hohen Stromverbrauch, um rund um die Uhr die Reinigung von Schmutz- und Regenwasser zum nachhaltigen Schutz der Umwelt sicherzustellen.
Zur Historie der Kläranlage
Anfang der 1990er Jahre wurden mit dem Wasserwirtschaftsamt Hanau erste Gespräche geführt, um mit einer neuen Kläranlage in Windecken die Abwässer der Stadt Nidderau aufzubereiten. Mit der Gründunge des Eigenbetriebs Stadtwerke und der Abwasser GmbH Nidderau 1998 erhielt das Projekt Dynamik. Geplant wurde die Kläranlage Windecken von 1998 bis 1999 für 27.000 Einwohnerwerte. Die Inbetriebnahme erfolgte nach Planungs- und Bauphase fünf Jahre später, im Jahr 2003.
Von 2005 bis 2006 wurde die Altanlage umgebaut in Regenwasserbehandlung. 2014 wurde das Blockheizkraftwerk errichtet, 2016 kam die Schlammhalle mit neuem Scheibeneindicker hinzu und 2018 die Photovoltaikanlage auf den Dächern der Anlagengebäude. Ein Jahr später wurden ein neues Zulaufhebewerk, neue Pumpen, Schlammentwässerung und neuer Dekanter eingebaut und mit einem neuen Prozessleitsystem die mehrjährige Modernisierung in Angriff genommen.
Im Jahr 2020 wurde die Beleuchtung des Betriebsgeländes auf LED umgerüstet, 2021 das Rechengebäude mit einem neuen Harken-Umlaufrechen ausgerüstet und in diesem Jahr der Pumpenkeller in der Schlammhalle umgebaut. (cf)
Staunend hörten die Bürger, dass in extrem trockenen Sommern die Nidder einzig durch das gereinigte Wasser der Kläranlage Windecken – 230 Liter pro Minute – gespeist wird. In der in 2003 in Betrieb genommenen Kläranlage wird das Abwasser aus den vier Nidderauer Stadtteilen Windecken, Heldenbergen, Ostheim und Eichen sowie aus dem Niddataler Stadtteil Kaichen gereinigt. Eingeleitet wird das Abwasser über ein 110 Kilometer langes Kanalnetz mit 23 Sonderbauwerken wie drei Pumpwerken. Eine weitere Kläranlage befindet sich in Nidderau-Erbstadt, das komplett im Wasserschutzgebiet liegt. Die Anlage in Windecken ist für 27 000 Einwohnerwerte (EW) ausgelegt und reinigt im Jahr zwei Millionen Kubikmeter Abwasser in vier Stufen: mechanisch, biologisch, chemisch und Schlammbehandlung. Die Fachleute erklärten und zeigten den Besuchern ausführlich die einzelnen Schritte, die notwendig sind, damit Abwasser wieder sauber wird.

„Vor zwei Jahren erhielt die Kläranlage Windecken eine neue wasserrechtliche Einleitgenehmigung für weitere 30 Jahre Betriebsdauer, wir haben keinerlei Beschwerden seitens der Behörden“, berichteten Erster Stadtrat Vogel (Grüne) und Betriebsleiterin Daniela Wißner. Zudem ist, wie Bürgermeister Bär informierte, die Vorzeige-Kläranlage Windecken ein Ausbildungsbetrieb für Abwassertechnikfachkräfte. „Wir bilden selbst aus und suchen noch eine weitere Fachkraft.“ Großes Lob gab es vom Bürgermeister und dem Ersten Stadtrat für das Team, dem die Bürger durch die kompetente Wartung der Kläranlagen niedrige Gebühren zu verdanken hätten.
Feuchttücher sind „Pumpenkiller“
Ein rotes Tuch für die Mitarbeiter sind die „Pumpenkiller“ in Form von Feuchttüchern. Diese verstopfen Rohre und Kanäle und verfangen sich in den Abwasserpumpen, die sie zum Stillstand bringen, und in der Kläranlage stören sie die Biologie der Anlage durch Behinderung des Sauerstoffaustausches, verstopfen Rohre, Pumpen und Überläufe. „Feuchttücher aus Vlies, Essensreste, Tabletten und Müll gehören in den Abfalleimer und nicht in die Toilette“, mahnte Dirk Baumann. Weitere Problemfelder sind Fett- und Essensreste-Entsorgung, die gefundene Fressen für Nagetiere sind. In regelmäßigen Abständen wird das städtische Kanalnetz mit Spezialkameras überprüft. Derzeit ist in Windecken auch eine Fachfirma im Einsatz. Die Bürger nutzten die Gelegenheit, gezielt Fragen zu stellen, und ließen ihren Besuch mit einem Imbiss ausklingen. (Von Christine Fauerbach)