Nidderau: Ehepaar Brodt zeigt Fotoausstellung zur Dorfgeschichte Eichens

Mit einer Fotoausstellung zum Thema „Das alte Eichen“ geben Ute Stoffel-Brodt und Werner Brodt ab dem 16. Juli in der Nidderhalle einen Blick zurück in längst vergangene Tage eines kleinen Dorfes.
Nidderau – Es war einmal . . . so fangen fast alle Märchen an. Doch auf die kleine Gemeinde Eichen, die zum 1. Januar 1972 zum Stadtteil der seit erst einem Jahr bestehenden Stadt Nidderau wurde, trifft das nicht zu. Denn Eichens Geschichte gehört nicht etwa Erzählungen aus der Vergangenheit an. Das kleine Dorf, das um 1750 noch 117 Familien mit 502 Einwohnern zählte, wächst und wächst und hat mittlerweile mehr als 2000 Einwohner und damit auch eine Zukunft. Dennoch hat sich das Dorf trotz seines regen Vereinslebens und seiner engagierten Einwohner zuletzt eher zum Schlaf-Stadtteil entwickelt. Das wird auch in den zahlreichen Fotos deutlich, die das Ehepaar Werner Brodt (72) und Ute Stoffel-Brodt (69) in über 40 Jahren gesammelt hat.
Erste Ausstellung fand 1980 statt
Ihre Leidenschaft entwickelten die beiden als Mitglieder einer Kulturinitiative, die sich Mitte der 1970er Jahre um das kulturelle Geschehen in Eichen und in den übrigen Ortsteilen der neu gegründeten Stadt Nidderau Gedanken machte. Dabei wurden alte Geschichten und Fotos gesammelt, indem man durch die Ortsteile zog und die Menschen direkt ansprach.
Die Brodts engagierten sich aber nicht nur für die Kulturinitiative, sondern legten auch bei sich zuhause eine eigene Sammlung an, indem sie sich im Keller ihres Hauses ein kleines Fotolabor einrichteten und mit einem selbstgebauten Stativ die alten Fotos für sich ablichteten. 1980 war ihre Sammlung groß genug, um mit einer ersten Ausstellung damit an die Öffentlichkeit zu gehen.
Den Anfang machten Landschafts- und Gebäudeaufnahmen
„Wir sind damals mit unserer Ausstellung, immer abgestimmt auf den jeweiligen Ortsteil, durch alle fünf Stadtteile gezogen“, berichtet Brodt. Die Sammelleidenschaft war eigentlich ihr Hobby, denn beide waren zu der Zeit noch berufstätig. Er als Förderschulrektor, sie als Erzieherin. Ute Stoffel-Brodt wurde dann auch später Leiterin der örtlichen Kita in Eichen.
„Mittlerweile stellt unsere Sammlung einen wahren Schatz dar“, weist Stoffel-Brodt auf die Einmaligkeit ihrer Fotosammlung hin. Mussten sie zu Beginn ihrer Sammelleidenschaft die Leute noch ansprechen und um deren alte Fotos bitten, so werden sie heute geradezu überhäuft mit historischen Familienbildern. Beispielsweise von Fotos der Eicher Stickerei Möckel, deren Besitzerin Ute Möckel erst nach dem Krieg nach Eichen gezogen ist und dann ihre Stickerei dort wieder aufgebaut hat. Oder von Hildegard Wörner, die mit ihren Fotos durch das alte Eichen führt. Dabei hatten die Brodts ursprünglich eigentlich mit Landschafts- und Gebäudeaufnahmen begonnen.
Fotoausstellung in der Nidderhalle
Unter dem Titel „Das alte Eichen – Blick in die Vergangenheit“ wird am 16. Juli um 15 Uhr eine vom Ehepaar Brodt konzipierte Fotoausstellung in der Nidderhalle eröffnet. Nach der Eröffnung durch Bürgermeister Andreas Bär wird der ehemalige erste Stadtrat von Nidderau Bernd Reuter über den politischen Entscheidungsprozess berichten, der schließlich zur Eingemeindung führte. Bis Sonntag, 24. Juli, ist die Ausstellung dann täglich von 14 bis 17 Uhr zu sehen. Das Ehepaar Brodt wird immer vor Ort sein, um Auskünfte zu geben oder Anregungen entgegenzunehmen. Am Montag, 18. Juli, wird es um 17 Uhr einen Film und einen Vortrag zur Stickerei Möckel geben. Am Donnerstag, 21. Juli, gibt es eine Lesung und Bilder mit Erinnerungen von Hildegard Wörner. Am Wochenende 23. und 24. Juli, jeweils um 17 Uhr, zeigt der Gesangverein Concordia 1842 Eichen außerdem eine Sonderausstellung zum 180-jährigen Bestehen. Dazu gibt es Kaffee und Kuchen. (jow)
„Das mit den Personen hat sich erst im Laufe der Jahre ergeben“, so Brodt. Heute ist ihre Sammlung hingegen schon so bekannt, dass Fremde zu ihnen kommen und nach alten Aufnahmen suchen. Beispielsweise ein inzwischen 93-jähriger Mann aus Hanau, der mit seinen 86- und 83-jährigen Brüdern während des Zweiten Weltkrieges zum Schutz vor den Bombenangriffen von Hanau nach Eichen in Behelfseinrichtungen umgesiedelt worden war. Er suchte Bilder von diesen Notunterkünften und wurde bei den Brodts fündig und konnte deren Sammlung sogar noch ergänzen. Wie groß die Sammlung mittlerweile ist, können die beiden gar nicht genau sagen. „Aktuell werden wir so zwischen 2000 und 2500 Fotos haben. Inzwischen fast alle festgehalten in einer elektronischen Datei“, berichtet Stoffel-Brodt. Am Anfang hatten sie die Bilder noch in einer großen Kiste im Keller gesammelt. Doch das ging aus Platzgründen dann nicht mehr. Außerdem hat ihnen die elektronische Datensammlung ihre Leidenschaft erleichtert.
Neues Thema: Konfirmationsbilder
Die große Holzkiste steht mittlerweile im städtischen Archiv. Weil die alten Fotos aber meist auch eine eigene Geschichte haben, haben die beiden Brodts seit längerem wertvolle Hilfe von Helmut Heinzmann (85) und Rudolf Wörner (90). Sie können als Zeitzeugen ihre eigenen Erinnerungen mit so manchem Foto verknüpfen. So werden aus alten Häuserfassaden wieder lebhafte Geschichten. Deshalb konzentriert sich das Ehepaar Brodt in seiner Sammelleidenschaft mittlerweile auch auf ein neues Thema: „Konfirmationsbilder“. „Das wird bestimmt unsere nächste Ausstellung“, meint das Paar.
Doch erst einmal hoffen sie auf viele Besucher in ihrer aktuellen Schau zum Thema „Das alte Eichen“, die an diesem Samstag in der Nidderhalle eröffnet wird (siehe Infokasten). „Vor allem freuen wir uns, wenn wir Anregungen und zusätzliche Informationen zu den Fotos erhalten“, erklärt Werner Brodt. „Manche Bilder ließen sich zum Beispiel zeitlich nicht einordnen oder die Personen sind nicht alle bekannt. Sicher gibt es auch den ein oder anderen Fehler, der sich aufklären lässt.“
Die Forschungsarbeit geht also weiter. Ebenso wie die geschichtliche Entwicklung des Dorfes Eichen.
Von Jürgen W. Niehoff