Initiative will Kinder- und Jugendfarm in Nidderau gründen

Mehrere hundert pädagogisch betreute Spielplätze gibt es in Deutschland. Diese Plätze sind weder vom Reißbrett herunter gebaut, noch passen sie in ein TÜV-geschärftes Auge. Vielmehr ist hier Improvisation und Veränderbarkeit möglich. Kinder dürfen selbst mitbestimmen und mitarbeiten.
Nidderau – Christina Moszner (42) findet das Konzept der Kinder- und Jugendfarmen toll. Es werde auf Bundesebene vom Bund der Jugendfarmen und Aktivspielplätze beschrieben, fachlich weiterentwickelt und in der Öffentlichkeit verbreitet.
„Das Konzept beinhaltet einen großen, wilden Platz, wo es einen Naturbereich mit Bäumen und Pflanzen gibt und einen zum Hüttenbau. Der Platz kann auch mit Gemüseanbau gestaltet werden, mit Ernte und Verarbeitung. Zudem ist ein Tierbereich mit Schafen, Ziegen, Hühnern oder Esel für Kinder sehr schön“, sagt Moszner, die die pädagogisch betreuten Plätze als eine Mischung aus Bauernhof und Abenteuerspielplatz bewertet. Zudem gebe es eine Feuerstelle. Dass die Kinder mit den Elementen der Natur konfrontiert sind, Feuer, Wasser, Erde und Luft erleben, empfindet Moszner als wichtig.
Hütten bauen und Gemüse pflanzen
Ihre Brötchen verdient Christina Moszner als Rechtsanwältin. Für das Projekt ist sie ehrenamtlich tätig. Die Mutter eines zehnjährigen Sohnes kam im Urlaub in Lübeck mit der dortigen Kinder- und Jugendfarm in Kontakt und hospitierte für einen Tag. Von dem Konzept war sie sofort begeistert. Das freiwillige kostenlose Angebot mit freiem Spiel und ein mit Langhäusern gestalteter Platz fielen ihr sofort positiv auf. Die Pädagogen boten Holzhacken mit den Kindern an und gruben eine Fläche aus, zur Vorbereitung für den Gemüseanbau.
„Es ist ein schönes Miteinander, die Kinder nehmen es sehr gut an. Alle Angebote sind freiwillig“, sagt Moszner. Das Projekt sei außerschulische Bildung und biete sich als Gegensatz zu dem durchgetakteten Tag in der Schule an. Schule funktioniere nach anderen Regeln, deshalb sei es auch wichtig, dass die Kinder eine freie Zeit hätten, wo sie Anregungen erhielten und ihrer Kreativität freien Lauf lassen könnten.
In freien Spielräumen entfalteten sich die Kinder anders. Ihr Spiel sei lebendiger und man könne Kindern auf diese Weise eine gute Persönlichkeitsentwicklung bieten. So würden die Kinder beispielsweise beim Hüttenbau pädagogisch begleitet. Motorische Fähigkeiten, Spaß und Teamwork seien gefragt. Die Sicherheit sei immer gegeben. Um eine Kinder- und Jugendfarm auch in Nidderau zu etablieren, gründete Moszner mit ihrer Freundin Regine Bullòn, deren Mann Christian Bullòn und ihrem Ehemann Mario Machalett eine Initiative. Bis September wollen sie 450 Unterschriften sammeln, damit die Stadt möglichst im nächsten Haushalt ein Budget für die Farm einplanen kann.
Eines der Vorbilder ist Maintal
Hessenweit gibt es von diesen Plätzen bereits welche in Maintal, Gießen, Butzbach, Friedberg und vielen anderen Orten. Im Bundesland Hessen hat sich der Arbeitskreis der Jugendfarmen und Abenteuerspielplätze in Hessen (AJAH) gegründet. Fachliche Beratung erfährt Moszner durch den Netzwerker Willy Juch vom AJAH. Wie Moszner berichtet, hat sie bisher mit dem Ersten Stadtrat Rainer Vogel (Grüne) Kontakt aufgenommen sowie mit dem Fachbereich Soziales. Zwei Spielplätze dieser Art, das Dreieichhörnchen in Dreieich und die Jimbala-Farm in Friedberg haben sie und ihre Mitstreiter besichtigt. Die Umsetzung in Nidderau ist jedoch noch komplett offen.
„Aktuell sind wir dabei, bei den politischen Entscheidungsträgern der Stadt für dieses Anliegen Aufmerksamkeit zu erreichen. Wir brauchen viele Nidderauer Bürger, die uns unterstützen. Deswegen habe ich die Petition ins Leben gerufen, um Unterschriften zu sammeln“, sagt Moszner. Für das Handy hat sie deshalb einen QR-Code entwickelt und einen Link, den man aufrufen kann (siehe unten). Dort kommt man direkt zur Petition und kann online unterschreiben. Auch Infostände soll es bei diversen Aktionen geben. Vordergründig müsse ein Platz gefunden werden, „der hoffentlich in den nächsten zwei bis drei Jahren genutzt werden kann“. Auch Privatgrundstücke in Nidderau könnten in Betracht kommen.
Kinder ab sechs Jahren können ohne Eltern auf dem Platz spielen, unter sechs Jahren in Begleitung der Eltern. Neben hauptamtlichen Pädagogen sind auch ehrenamtliche Helfer wichtig, wie Praktikanten und FSJler. Auch Demokratiebildung sei ein wichtiger Punkt, der auf den Plätzen umgesetzt werde. Die Kinder lernten in der Gruppe Teilhabe und dass sie mitgestalten können.
„Ein solcher Platz bietet gerade nach Corona eine besondere Möglichkeit, dass sich Kinder erholen können. Sie haben dort einen Ort, wo sie abseits des Elternhauses Erfahrungen für sich sammeln und sich behaupten können“, sagt Moszner.
Petition im Internet
Die Petition zur Unterstützung einer Kinder- und Jugendfarm für Nidderau findet man im Internet unter: https://www.openpetition. de/petition/online/ein-bau spielplatz-fuer-nidderau.
Weitere Infos gibt es zudem unter www.bdja.org.