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Erste ökumenische Gedenkfeier am Tag der Sternenkinder in Heldenbergen bewegt

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Gesprächskreis „Sternenkinder“ gestaltete eine würdevolle Feier: Birgit Göttlicher (von rechts), Bürgermeister Andreas Bär, Regina Wilke und Sibilla Deckebach (2. von links).
Gesprächskreis „Sternenkinder“ gestaltete eine würdevolle Feier: Birgit Göttlicher (von rechts), Bürgermeister Andreas Bär, Regina Wilke und Sibilla Deckebach (2. von links). © Ulrike Pongratz

„Herzlich willkommen, wie schön, dass Sie gekommen sind. Wir müssen heute spontan sein“, sagten Sibilla Deckenbach und Birgit Göttlicher immer wieder. Unter dem Vordach der Friedhofshalle begrüßten die Stadtverordnete Deckenbch und Göttlicher von der katholischen Pfarrgemeinde warmherzig die Gäste. Sie mussten improvisieren, denn am Tag der Sternenkinder, am 15. Oktober, regnete es am Nachmittag fein und leise vor sich hin, sodass die Organisatorinnen die Andacht nicht wie geplant im Freien an der Gedenkstätte feiern konnten.

Nidderau – Um die Musikinstrumente zu schützen, sollte die Andacht in der Friedhofshalle stattfinden. Die anschließende Feuermeditation fand natürlich unter freiem Himmel statt. Hierbei wurde die so genannte „Sternenpost“ symbolisch mit allen Wünschen in den Himmel geschickt.

Unter dem Vordach der Halle standen Tische und Bänke mit Papier, Steinen und Stiften. Hier fanden Kinder wie Erwachsene – es waren fast ausschließlich Frauen gekommen – Zeit, anzukommen. Sie konnten ihren Gefühlen und Gedanken auf kreative Weise Ausdruck verleihen, Steine bemalen oder einen Brief schreiben.

Mit der Trauer nicht alleine sein

Die Gedenkfeier fand in Heldenbergen zum ersten Mal statt. Vorbereitet hat sie der Gesprächskreis „Sternenkinder-Gedenkstätte Nidderau“ und – wenn auch anders als ursprünglich gedacht – in einer kleinen, bewegenden und gefühlvollen Zeremonie ausgestaltet.

Musikalisch begleitet haben die Andacht die Organistin Elisabeth Kretzschmar-Wegner und der Saxofonist Peter Ripkens. Anlass für die Gedenkfeier war der Tag der Sternenkinder am 15. Oktober. Als „Sternenkinder“ werden Kinder bezeichnet, die bis zur 24. Schwangerschaftswoche und unter 500 Gramm Körpergewicht tot geboren werden. Sie sind nicht bestattungspflichtig.

„Wir wollen künftig jedes Jahr an diesem Tag der Kinder gedenken“, so die Organisatorinnen. Im Gedenken an Sternenkinder trauern Menschen so unterschiedlich, wie Menschen eben unterschiedlich sind. Sich in der Trauer nicht allein zu wissen, sondern getragen von Gott, gemeinsam mit anderen zu gedenken, das sei gut und wichtig.

Briefasten und „Himmelstreppe“

Ebenso wie der Ort des Abschiednehmens und Trauerns sind wiederkehrende Rituale von Bedeutung. Mit der Gedenkstätte für Sternenkinder hat die Stadt Nidderau einen angemessenen Ort des Trauerns für Familien gestaltet und eine Möglichkeit für eine Bestattung eingerichtet. Rund um die Stele können in Heldenbergen auch Nidderauer Kinder bestattet werden, die während oder kurz nach der Geburt verstorben sind. Auch Kinder, bis zum fünften Lebensjahr können hier eine letzte Ruhestätte finden.

Zum Ensemble der Gedenkstätte gehören nicht nur eine Stele mit einem Engel und einer gemeinschaftlichen Grabanlage, sondern außerdem ein Briefkasten für Sternenpost, eine Sitzgruppe zum Verweilen und eine „Himmelstreppe“.

Feuermeditation bei der Gedenkfeier: Die Sternenpost wird verbrannt.
Feuermeditation bei der Gedenkfeier: Die Sternenpost wird verbrannt. © Ulrike Pongratz

Blumen, Kerzen und weitere Gegenstände dürfen dort abgelegt werden. Es ist ein Ort der Trauer, der Erinnerung, aber auch ein Ort des sich Sammelns und der Hoffnung. Die Stele, die unübersehbar nahe am Friedhofseingang liegt, trägt unter anderem dazu bei, dass Thema Sternenkinder aus dem Tabubereich zu holen.

Für Stadtverordnete und Initiatorin der Gedenkstätte, Sibilla Deckenbach, war diese erste Gedenkfeier nach der Einweihung im August ein ergreifender Moment. Bereits 2019 hatte sie den Antrag im Stadtparlament gestellt, eine Gedenkstätte für Sternenkinder auf dem Friedhof Heldenbergen zu errichten. Nach drei Jahren konnte der Gesprächskreis „Sternenkinder“ mit Bürgermeister Andreas Bär und Pfarrerin Simone Heider-Geiß die Einweihung feiern.

Auskünfte zu Gedenk- und Bestattungsmöglichkeiten

Die Klinikseelsorgerin, die am Klinikum Hanau unter anderem Stationen der Kinderklinik betreut, war erkrankt und musste die Gedenkfeier leider absagen. Für Heider-Geiß sprang Brigit Göttlicher von der katholischen Pfarrgemeinde Mariä Verkündigung ein. Trotz mehrfacher Improvisation war diese erste Feier am Tag der Sternenkinder jedoch nicht weniger eindringlich und berührend.

Auskünfte zu Gedenk- und Bestattungsmöglichkeiten an der Gedenkstätte für Sternenkinder erteilt Regina Wilke (Friedhofsverwaltung) telefonisch unter Telefon 0 61 87/299-173 oder per E-Mail: regina.wilke@nidderau.de.

Von Ulrike Pongratz

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