Feuerwehr Erbstadt feiert 100-Jähriges

Natürlich waren beim Festkommers „100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Erbstadt“ in der Mehrzweckhalle am Samstagabend die Floriansjünger die Stars des Abends. Aber ein Mann erhielt stehende Ovationen, als er von Moderator Frank Hens zu Beginn der Veranstaltung begrüßt wurde: Ehrenwehrführer Edmund Faulstich hatte es sich trotz seines hohen Alters von weit über 80 Jahren nicht nehmen lassen, „seine Feuerwehr“ mit seiner Anwesenheit zu beehren.
Nidderau – Immerhin, das kam in den Reden und Grußworten öfter zur Sprache, hatte er 22 Jahre lang die Geschicke der FFW Erbstadt geführt und maßgeblich dazu beigetragen, dass sich die Wehr zu der Truppe entwickelte, die sie heute ist. Eine modern ausgestattete Feuerwehr auf hohem Ausbildungsstand mit einer gemessen an der Einwohnerzahl sehr großen Einsatzabteilung, mit einer Voraushelfertruppe (First Responder), einer vorbildlichen Kinder- und Jugendarbeit und einem Feuerwehrverein, dem über 20 Prozent der rund 1400 Erbstädter angehören. Hens verwies darauf, dass ohne die „tolle Spendenbereitschaft“ des Ehrenausschusses, der Festabend in dieser Form nicht hätte realisiert werden können. Dazu gehörte auch die Festschrift mit Chronik und der Vorstellung aller Abteilungen der Erbstädter Wehr.
Drei Jahre Planung und kein Schrecken vor „bösem C.“
Apropos Chronik (unsere Zeitung hatte ausführlich berichtet): Gernot Wasserfuhr, der nach August Reichhold und Harald Meiß für das letzte Vierteljahrhundert zuständig war, würzte seine Ausführungen mit wichtigen Ereignissen, die sich in den zehn Dekaden des Bestehens der Feuerwehr auf der Welt ereignet hatten und blickte so über die Grenzen des dörflichen Tellerrands hinaus.
Wehrführer Stefan Pusch blickte auf drei Jahre Vorplanung für den Festabend und die dreitägige Festveranstaltung (24. bis 26. Juni) und betonte, man habe sich vom „bösen C.“ nicht schrecken lassen. Er lobte die hohe Einsatzbereitschaft der Truppe und unterstrich, wie wichtig der zwischenmenschliche Kontakt und die Kameradschaft in der Feuerwehr seien. „Einen Ausrüstungsgegenstand kann man ersetzen, einen Kameraden nicht“, stellte Pusch fest.
Die Feuerwehr sei auch ein wichtiger Faktor im Dorf, gehöre zu den Aktivposten, und das Vereinsleben wäre ärmer, wenn es die FFW nicht gäbe. Das alles gehe nur mit hoch motivierten Mitgliedern in allen Einsatzgruppen und im Verein, denen er für seine Treue und Verbundenheit zur Wehr dankte.
Um die 2000 Einsätze in zehn Dekaden
Nidderaus Stadtbrandinspektor Christopher Leidner rechnete vor, dass in den 100 Jahren des Bestehens gut und gerne 2000 Einsätze zusammen gekommen sein müssten und ging auf die Anforderungsveränderung von 1922 bis heute ein, die den Wehren ein hohes Maß an Flexibilität und Lernbereitschaft abverlangen würden: „Wir wachsen mit unseren Aufgaben“, betonte Leidner, der die Feuerwehr auch als zweite Familie bezeichnete. „Der Dienst in der Wehr verlangt auch den Familien der Wehrleute einiges ab, denn die ständige Alarmbereitschaft, die Übungen und Fortbildungen sind zeitaufwendig. Und bei jedem Einsatz kann etwas passieren“, gab Bürgermeister Andreas Bär zu bedenken. Deshalb sei es um so bemerkenswerter, wie sich die Erbstädter Wehr in den 100 Jahren des Bestehens entwickelt habe.
Auch Ortsvorsteher Jürgen Frech bestätigte die feste Verwurzelung der Feuerwehr im Vereinsleben und lobte die „freiwillige Basis des Dienstes an der Allgemeinheit und die innere Überzeugung der Mitglieder, für Mitbürger da zu sein wenn Hilfe benötigt wird“. Landrat Thorsten Stolz nannte die Wehrleute „Mutmacher“, die die Geschichte der Feuerwehr persönlich mitgeschrieben hätten. In Sachen Mitgliederzahl im Verhältnis zur Einwohnerzahl gehöre die Erbstädter Wehr „zur Spitzengruppe im Kreis“ und zähle mit den vielfältigen Abteilungen zu den Vorbildern einer Feuerwehrorganisation.

Die Partnerschaft mit der Freiwilligen Feuerwehr Bad Deutsch-Altenburg aus Österreich währt schon einige Jahrzehnte, und zu Beginn war Edmund Faulstich einer der Motoren der Freundschaft. Deshalb verlieh ihm Kommandant Manfred Robitza den Orden für Internationale Zusammenarbeit in Gold. Diese Auszeichnung ging weiterhin an Stefan Pusch und Torsten Hild (Silber) sowie Thore Kaiser, Ottmar Möller und Dirk Adelmann (Bronze). Im Gegenzug wurden einigen österreichischen Kameraden vom Vorsitzenden des Kreisfeuerwehrverbands Main-Kinzig, Werner Beier, das deutsche Pendant in Bronze, Silber und Gold verliehen.
Eine besondere Überraschung hatte Erbstadts Wehrführer Pusch noch parat. Er bekräftigte nicht nur per Handschlag die Partnerschaft mit Bad Deutsch-Altenburg, sondern überreichte dem Kommandanten Robitza einen Geschenkkorb, denn dieser hatte just am Samstag Geburtstag. (Thomas Seifert)