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Führung durch Eichen anlässlich der Eingemeindung nach Nidderau vor 50 Jahren

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Über 50 Teilnehmer konnte Werner Brodt zu seiner historischen Führung durch Eichen anlässlich der Eingemeindung nach Nidderau vor 50 Jahren begrüßen.
Über 50 Teilnehmer konnte Werner Brodt zu seiner historischen Führung durch Eichen anlässlich der Eingemeindung nach Nidderau vor 50 Jahren begrüßen. © PM

Eichen, ehemals selbstständige Gemeinde im Main-Kinzig-Kreis, wurde gemeinsam mit der Nachbargemeinde Erbstadt am 1. Januar 1972 eingemeindet und ist nunmehr seit 50 Jahren Stadtteil von Nidderau. Anlässlich des Jubiläums bot Werner Brodt einen historischen Rundgang durch Eichen an, dem sich 55 Teilnehmer anschlossen.

Nidderau – Vom 1905 eröffneten Bahnhof gelangte die Gruppe zum Untertor, das 1682 als Teil einer Dorfbefestigung errichtet wurde. Vor dem Untertor befand sich einst eine Bäckerei, die man wegen der erhöhten Brandgefahr außerhalb der Befestigung angesiedelt hatte. Überlieferungen zufolge hatten die Bäcker die Aufgabe, die Pforte morgens zu öffnen, da sie ohnehin früh auf den Beinen waren. Dadurch konnten die Bauern in aller Frühe mit ihren Ochsengespannen oder Pferdefuhrwerken ihre Äcker erreichen, um ihr Tagwerk zu verrichten.

Das Untertor wie auch das nicht mehr vorhandene Obertor waren Teil der Dorfbefestigung, die in Eichen als Reaktion auf den Überfall und die fast vollständige Zerstörung des Dorfes im Dreißigjährigen Krieg gebaut wurde. In der Großen Gasse, der Kleinen Gasse und der Obergasse wurden alle Bauernhöfe so errichtet, dass die Scheunen eng aneinander standen und so einen nahezu geschlossenen Scheunenring bildeten. Ergab sich zwischen den Gebäuden noch eine Lücke, wurde diese mit undurchdringlichen Hecken, dem sogenannten Gebück, bepflanzt, damit sich eine geschlossene Befestigung ergab.

Kirche im Dreißigjährigen Krieg zerstört

Nach dem Untertor führte Werner Brodt die Teilnehmer zur evangelischen Kirche, deren Vorgängerbau ebenfalls im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde. Am 16. Mai 1635 brannten kroatische Truppen der katholischen Liga das Kirchengebäude vollständig nieder. Mit dem Wiederaufbau konnte erst 60 Jahre nach dem schrecklichen Ereignis begonnen werden.

Spätere Ausgrabungen im Zuge der Renovierung der Kirche brachten alte Fundamente zum Vorschein, die eindeutig belegten, dass die Kirche wieder dort errichtet wurde, wo auch der Vorgängerbau stand.

Nach der Kirche führte Brodt die Gruppe zur alten Schule. Das einzige Gebäude in Eichen im klassizistischen Stil wurde 1846 gebaut und barg einst im Untergeschoss zwei Lehrerwohnungen und im oberen Stockwerk zwei Klassenräume.

Früher Kirche, heute Wohnhaus

Am Pfarrhaus vorbei gelangten die Teilnehmer zu einem weiteren Gebäude, das einst als evangelisch-lutherische Kirche diente. Bis zur Hanauer Union 1818 wurden dort Gottesdienste abgehalten. Der Bau hatte ursprünglich große Kirchenfenster, eine hölzerne Empore, eine Orgel und einen Kirchturm.

1828 wurde er von der Gemeinde Eichen erworben und diente bis zur Eingemeindung 1972 als Rathaus. Danach gelangte das Gebäude in Privatbesitz und wurde für Wohnzwecke so umgebaut, dass die einst kirchliche Nutzung heute nicht mehr zu erkennen ist.

Fachwerkhäuser liebevoll restauriert

Anhand alter Fotos aus Eichen konnte Brodt zeigen, dass die Große Gasse, die Obergasse, die Kleine Gasse und vor allem die Hirtengasse einst ein durchgängiges Fachwerkensemble bildeten. Viele der alten Häuser fanden in den letzten Jahrzehnten neue Eigentümer, die oft aus der Stadt auf das Land zogen und die Fachwerkhäuser liebevoll restaurierten. Vielerorts wurden aber auch Fachwerkhäuser abgerissen und durch neue Gebäude ersetzt, sodass sich das Ortsbild nach und nach verändert.

Die Führung endete am alten Waagehäuschen am Dorfplatz gegenüber der Kirche, wo sich die Teilnehmer erfrischen konnten und sich in kleinen Gruppen noch lange über die gewonnenen Eindrücke des interessanten Rundgangs unterhielten.

Fotoausstellung

Unter dem Titel „Das alte Eichen – Blick in die Vergangenheit“ wird am 16. Juli um 15 Uhr eine vom Ehepaar Brodt konzipierte Fotoausstellung in der Nidderhalle eröffnet. Nach der Eröffnung durch Bürgermeister Andreas Bär wird der ehemalige erste Stadtrat von Nidderau Bernd Reuter über den politischen Entscheidungsprozess berichten, der schließlich zur Eingemeindung führte. (jow)

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