Gedenkstätte für Sternenkinder auf dem Friedhof in Heldenbergen eingeweiht

In Nidderau gibt es auf dem Friedhof in Heldenbergen eine neue Gedenkstätte für Sternenkinder. Wer den Friedhof durch den Haupteingang betritt, dem blickt der von Künstler Reinhold Mehling aus Hanau gespendete Bronze-Engel entgegen. Mit seinen schützend ausgebreiteten Flügeln steht er auf einer hellen Stele im Zentrum der kreisförmig angelegten Gedenkstätte.
Nidderau – Hinter dieser befindet sich der Briefkasten für die „Himmelspost“ sowie eine Sitzgruppe unter den vier Platanen, die zum Verweilen einlädt. Alle Elemente bilden gemeinsam ein stimmiges Ensemble und eine würdige Gedenkstätte für Sternenkinder.
Angemessene Bestattung endlich möglich
Zur offiziellen Einweihung im Rahmen einer kleinen Feierstunde mit Bürgermeister Andreas Bär (SPD), Pfarrerin Simone Heider-Geiss und der Stadtverordneten Sibilla Deckenbach (CDU) waren zahlreiche Bürger gekommen. Zu ihnen gehörten Vertreter aller Parteien, darunter Stadtverordnetenvorsteher Jan Jacobi (SPD) und die Ortsvorsteher Erich Lauer (CDU) aus Heldenbergen und Sam Pfeifer (SPD) aus Eichen.
Bürgermeister Bär betonte in seiner Rede, dass Friedhöfe zentrale Orte des Gedenkens sind. Nun könne die Stadt den betroffenen Familien einen angemessenen Ort des Gedenkens für ihre Sternenkinder und eine letzte Ruhestätte anbieten. „Eine Beisetzung auf dem Friedhof ist der Würde eines Menschen angemessen. Sie gibt den Familien die Möglichkeit und Gelegenheit, Abschied zu nehmen, ihre Liebe auszudrücken, zu trauern und eine Nähe zum geliebten Sternenkind empfinden zu können.“
Sternförmige Grabplatte kann beschriftet werden
Pfarrerin Simone Heider-Geiss von der evangelischen Kirchengemeinde Heldenbergen, sagte, dass es sich bei den Sternenkindern um die emotionalen Tabuthemen Tod und Sterben rund um Schwangerschaft und Geburt handele. Sie rief ins Gedächtnis, dass mit dem ersten positiven Schwangerschaftstest Hoffnungen und Pläne verbunden sind und aus einem Paar Eltern werden. Mit dem Begriff Sternenkinder werden totgeborene Kinder bis zur 24. Schwangerschaftswoche und unter 500 Gramm Körpergewicht bezeichnet. Bei ihnen handelt es sich um nicht bestattungspflichtige Kinder.
Rund um die Gedenkstätte bestattet werden können in Heldenbergen in Urnen und kleinen Särgen auch Nidderauer Kinder, die während oder kurz nach der Geburt oder bis zum vollendeten fünften Lebensjahr verstorben sind. Wer möchte, kann eine sternförmige Grabplatte mit dem Namen und den Daten des Kindes beschriften lassen. Zudem besteht die Möglichkeit, für an anderen Orten bestattete Kinder eine Plakette mit Namen, Geburts- und Sterbedatum an der Stele befestigen zu lassen. Anonyme Bestattungen sind ebenfalls möglich.
Ort der Hoffnung und Zuversicht
Die als Rasenfläche mit Stele und Bestattungsbaum angelegte gemeinschaftliche Grabanlage verfügt auch über eine Ablagefläche für Blumen, Kerzen und andere Gegenstände. Ideengeberin der Gedenkstätte ist Sibilla Deckenbach. Sie stellte im Stadtparlament am im September 2019 den Antrag, der einstimmig beschlossen wurde. Im Januar 2020 traf sich der Arbeitskreis „Sternenkinder“ zum ersten Mal. Ihm gehören neben Antragstellerin und Pfarrerin auch Rosemarie Czekalla, Ellen Neubert von der Bürgerstiftung, Bianka Turner, eine Hebamme und Regina Wilke von der Friedhofsverwaltung an.
Wie Bürgermeister Bär informierte, belaufen sich die von der Friedhofsverwaltung im März 2020 geschätzten Kosten in Höhe von 14 000 Euro für die Gedenkstätte am Ende auf 20 000 Euro. Sibilla Deckenbach sagt: „Ich bin sehr stolz, dass es diese individuelle Beerdigungs- und Gedenkmöglichkeit nun auch in unserer Stadt gibt. Es war und ist mir ein Bedürfnis, dieses Thema anzustoßen, um in unserer Stadt den betroffenen Familien die Möglichkeit des Gedenkens und Trauerns, aber auch einen Ort der Hoffnung und Zuversicht zu geben. Für Kinder, die leider viel zu früh von uns gehen mussten.“ Sie fügte das Zitat an: „Trauer braucht ihren Raum, ihre Zeit und man kann diese nicht wegreden – sie gehört zum Leben einfach dazu.“
Jährlicher Gedenktag am 15. Oktober
Auch Ortsvorsteher Lauer betonte seine Freude über die würdige Gedenkstätte für alle betroffenen Nidderauer Familien. Pfarrerin Simone Heider-Geiss informierte, dass erstmals am Samstag, 15. Oktober ab 16 Uhr der Gedenktag für Sternenkinder in Nidderau stattfindet. Er soll künftig jährlich stattfinden. An diesem Tag werden die Briefe, die in dem Briefkasten für die „Himmelspost“ eingeworfen wurden, auf dem Friedhof verbrannt. „Mit diesem Ritual sollen die Worte, Bilder und Gedanken der Hinterbliebenen symbolisch in den Himmel geschickt werden.“
Fragen zu den Bestattungen der Sternenkinder beantwortet Regina Wilke vom Fachdienst Friedhof unter Telefon 06187 299-173 oder per E-Mail unter regina.wilke@niddderau.de.
Von Christine Fauerbach