Landfrauenverein Windecken feiert 60. Geburtstag

Der Landfrauenverein Windecken fürchtet um seine Zukunft. Auf seiner Jubiläumsfeier zum 60-jährigen Bestehen äußerte sich die Vorsitzende Rosel Bauer besorgt. Es fehle einfach an Nachwuchs.
Nidderau – Der große Saal der Willi-Salzmann-Halle war liebevoll geschmückt. Aber trotz des Hinweises in der Einladung, dass die Vereinsmitglieder nicht mehr zu den Jüngsten zählen würden und deshalb die Feier kleiner geplant hätten, nahmen gut 130 Frauen und Männer an der Feier teil. Die Vorsitzende erläuterte: „Bei uns im Landfrauenverein liegt das Durchschnittsalter mittlerweile bei 75,6 Jahren und wir verzeichnen kaum noch Neuzugänge.“ Bauer führte das auch auf die Vereinsvielzahl vor Ort zurück. So gibt es allein in Windecken mit seinen knapp 5500 Einwohnern fast 30 Vereine.
Frauenpower pur bei unzähligen Veranstaltungen
1962 wurde der Landfrauenverein Windecken von damals 15 Bäuerinnen gegründet. In einer Zeit, in der die Ehefrauen ihre Männer noch um Erlaubnis bitten mussten, wenn sie einer geregelten Arbeit nachgehen wollten. „Ausgehen ohne Ehemann war damals noch die absolute Ausnahme“, erinnerte sich Bauer in ihrem Rückblick auf die 60 Vereinsjahre. Und dann zählte sie auf, was der Verein seither für Veranstaltungen angeboten und auch durchgeführt hat: 150 Vorträge, 156 Ausflüge, 155 Teilnahmen an Veranstaltungen anderer Vereine, 120 Bastelkurse, unzählige Kochkurse auch in Schulen und dazu noch mehrere Auftritte in Funk und Fernsehen. „Das ist Frauenpower pur“, zeigte sich Rosel Bauer überzeugt, „doch jetzt mit Blick auf den Altersdurchschnitt sind die Flügel lahm geworden und der Blick in die Zukunft ist daher nicht gerade rosig“.
In ihrem Grußwort riet anschließend die Landesvorsitzende des hessischen Landfrauenverbandes Hildegard Schuster dazu, neue Schwerpunkte in der Vereinsarbeit zu setzen. Beispielsweise beim Umgang mit den neuen Kommunikationstechniken, mit Hilfen gegen das Alleinsein oder bei Krebserkrankungen.
Regionalität als Pluspunkt
Auch Bürgermeister Andreas Bär (SPD) dankte den Windecker Landfrauen für ihr unermüdliches Wirken: „So war beispielsweise Rosel Bauer eine der Ersten, die bei Eintritt der Beschränkungen aufgrund von Corona mit dem Nähen von Atemmasken begonnen und sie dann auch anschließend der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt hat.“
Landrat Thorsten Stolz hingegen führte einen anderen Aspekt an, warum die Landfrauenbewegung auf jeden Fall weiter bestehen müsse, nämlich wegen der Regionalität und Nachhaltigkeit bei landwirtschaftlichen Produkten. Direktvermarktung sei das große Zauberwort der Zeit bei vielen Landwirtschaftsbetrieben – auch im Main-Kinzig-Kreis. Anschließend überreichte der Landrat der langjährigen Schriftführerin der Windecker Landfrauen, Irene Reis, den Ehrenbrief des Landes Hessen für ihre 33-jährige ehrenamtliche Tätigkeit im Verein. Reis, Jahrgang 1951, bewirtschaftet mit ihrem Mann einen Hof mit 70 Hektar Ackerbau in Heldenbergen. Als hausbackene Landfrau habe sie sich nie gesehen. Zwar würden Traditionen wie die einer eigenen Volkstanzgruppe im Verein gepflegt, doch auch gesellschaftsrelevante Themen kämen dabei nie zu kurz.

Geehrt wurden an diesem Nachmittag von Seiten des Vereins für langjährige Mitgliedschaft die 88-jährige Ria Emmerich und die gleichaltrige Anneliese Westphal. Weiter wurden Malis Vogel und Christa Schmidt für 50 Jahre Vereinsmitgliedschaft geehrt, des Weiteren Karola Diegelmann und Erna Schneider (40 Jahre) sowie Elfi Naumann, Ingrid Schwägerl und Gabi Urban (25 Jahre).
Das war der offizielle Teil der Geburtstagsfeier. Danach wurde gemeinsam Kaffee und Kuchen genossen und es folgte der unterhaltsame Teil mit Tänzen der Schlüsselrappler, Gesängen des Kinderchors „Bunte Töne“ und einem Sketch zur Eheberatung.
Von Jürgen W. Niehoff